aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Sie war die große Dame des Brunschwiger Gutes
Im November starb in ihrem 100. Lebensjahr Ellinor Ernst-Korn, standhafte
Sachwalterin alter Werte

Cottbus. „Wellness und Pension Haus Brunschwig“ ist neben der Mauerpforte zu lesen. Das Gut, auf dessen 1971 enteigneten Ländereien heute unter anderem die Brandenburgische Technische Universität steht, überdauerte immerhin noch als Landhaus-Villa. Sie ist letztes Zeugnis der drei Brunschwig-Vororte: Brunschwig am Berge, Brunschwig in der Gasse und eben Rittergut Brunschwig.
Der Name Brunschwig (seit dem 15. Jh. auch „Brantczwige“ oder „Braunschweigk“) lässt sich nicht deuten; die Siedlungen direkt nördlich der Cottbuser Stadtbefestigung waren aber älter als ihre frühest bekannte Erwähnung. Das Gut an der heutigen Lieberoser-/Lessingstraße wird als „Braunenzweig“ 1486 erstmals erwähnt. Maximilian von Loeben und Friedrich Ferrari hießen die Besitzer, ehe es mit Gottlieb Hubert 1748 in die Hände der bis heute hier lebenden Familie kam. Amtsrichter Christian Gottlieb Hubert (nach ihm ist die Hubertstraße benannt) bewirtschaftete das Anwesen von 1811 bis 1873 und fügte dem alten Gutshaus das neue, heutige hinzu. Er übergab das Gut seinem Neffen und Adoptivsohn Leopold Korn, der ebenfalls Amtsrichter war und die legendäre Zucht Englischer Vollblutpferde aufbaute.
Mit dieser Situation ist Ellinor im Kreise von vier Geschwistern aufgewachsen. Das Gut war nicht riesig, 24 Hektar nur, die vor allem für Koppeln und Futteranbau genutzt wurden. Die Pferde wurden in Gröditz ausgebildet und starteten vor allem in Hoppegarten. Zu Trainingszwecken wurde die bis heute zumindest als Straßenname gegenwärtige Cottbuser Rennbahn aufgebaut.
Die glücklichen Jahre endeten in Folge des Krieges. Ellinor Ernst-Korn betrieb fortan zusammen mit ihrer Schwester und ihrem Bruder die Landwirtschaft, fütterte 90 Schweine und sechs Kühe. Man rückte in schwer kalkulierbaren Zeiten zusammen, hielt Kontakt mit den vertriebenen Adelsfamilien des alten Cottbuser Kreises. Baronin von Seydlitz aus Werben, älteren Cottbusern als Stadtorginal vertraut, wohnte in kalten Wintern bei Korns, aber auch vielen Flüchtlingen haben Ellinor Korn und ihre Geschwister geholfen. Die Erinnerung daran ist lebendig.
Seit 1968 - die noblen Pferdeställe waren enteignet und an ihrer Stelle eine Trafostation errichtet worden - betrieb Witwe Korn eine kleine Pension. Schon ab 1950 war das Bezirkskabinett im Haus untergebracht. In all den arbeitsreichen, schweren Jahren hat die Hausherrin das Erbe gehütet, das stilvolle Interieur bewahrt, im Kleinen die Gesellschaft gepflegt und ihrem Sohn Hubert den Geist der familiären Tradition vermittelt. Er übernahm das Anwesen 1984 und restaurierte es nach den gegebenen Möglichkeiten. Seine Frau Virginia Cordula Ernst-Kunke richtete 2006 die eingangs erwähnte Wellness-Pension ein.

Ellinor Korn, etwa Mitte 20-jährig
Foto/Repro: Hnr.

 

In diesem klassizistischen Gutshaus, vermutlich erbaut um 1840, ist Ellinor Korn als viertes von fünf Kindern des Amtsrichters Leopold Korn am 14. Oktober 1910 geboren und nach 99 Jahren und 36 Tagen gestorben. Ihr reiches Leben stand im Zeichen vorbestimmter Pflichterfüllung

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