aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Im weiten Peitzer Land
Von der Maiberger Spree über Turnow-Preilack nach Tauer und
zum malerischen Großsee

Auf dem Maiberger Spreedamm begann unsere erste Tour. Das war im kühlen März. Seit Vattenfall hier mäandert, schmiegt sich die Spree sanfter in die Aue zwischen den Dämmen. Bis 2011, ist auf der Informationstafel unten neben dem Kriegerdenkmal zu lesen, dauert die Renaturierung. Eine neue Flusslandschaft entsteht.
Feuchte Wiesen begleiten uns diesen Tag. Im rechten Winkel entfernen wir uns nordwärts vom Maiberger Spreebogen Richtung Drehnow. Wir überqueren die kleine Hammerstrom-Brücke und fahren an Kopfweiden entlang mit zur Malxe. Drehnow bleibt ein gutes Stück hinter den Wiesen. Wir bleiben diesseits des Flüsschens, das vom Bergbau zerstückelt wurde. Einst war die Malxe, aus der Gegend bei Döbern kommend, 45 Kilometer lang. Dann zerschnitt die Grube Jänschwalde den Lauf, und das obere Malxewasser floss in die Neiße. Unsere untere Malxe hier entspringt bei Heinersbrück neu.
Reichlich alt ist dagegen die flügellose Windmühle jenseits des Flüsschens. Seit 1886 blieb sie im Besitz der Dubraus. Der Müller schrotet noch heute für den Cottbuser Tierpark und andere Kunden Getreide. Seit 1936 passiert das mit Elektrokraft und seit damals schon fehlen dem monumentalen Holländertyp die Flügel.
Müller Dubrau ist sehr gastfreundlich. Für Radler und andere Touristen hat er einen überdachten Grillplatz eingerichtet, und wenn Neugierige kommen, stellt er ihnen gern die Mühlentechnik vor.
Wir werfen noch einen Blick aufs Storchennest, das vom NABU mit einem Datenschild betreut wird, und wenden uns dem Weg nach Turnow zu. Wir müssen ein Stück Hauptstraße (Radweg) nutzen und biegen beim Landhotel in die Dorfstraße ein. „Gänseblümchen“-Floristik wird hier angeboten. Das macht neugierig.
Turnow ist seit 2002 mit der Gemeinde Preilack vereint. Auf der alten Flurgrenze wird uns das ein beschrifteter Findling erzählen. Zuvor genießen wir das gepflegte Kleinbauerndorf, aus dem eine unvergessene Herrnhuter Missionarin stammt: Marie Lobach. Der Ortskirche ist jetzt das Marie-Lobach-Heim angegliedert. Die Frau ist 1798 hier geboren, ging als Herrnhuter Schwester missionierend nach Südamerika. Als ihr Mann dort starb, setzte sie die Tätigkeit bei den Eingeborenen allein fort, bis auch sie - geliebt und hoch geehrt - 1853 am Buschfieber starb. Schön, dass ein segensreiches Menschenwerk hier so geehrt wird.
Rechts an der Kirche steht ein schöner neuer Glockenturm, gegenüber eine schlanke Stele mit gerade landendem Adler zur Erinnerung an Turnower Opfer der beiden Weltkriege. Einige Grundstücke weiter ein Stein mit Bronzerelief für den sorbischen Sprachforscher Prof. Martin Moyn (Foto). Über ihn weiß im Dorf niemand Näheres. Im elterlichen Grundstück des Professors gibt es heute einen Pferdehof.
Wir biegen an einer im eisernen Zaunquadrat gepflanzten Eiche nach links. „Turnow seit 1567“ steht auf einem Findling unterm Baum.
Das einst bäuerliche Leben ist heute hier unweit von Kraftwerk Jänschwalde vom Strom geprägt. Der ist am Knick des Weges unüberhörbar. Über uns ballen sich Hochspannungsleitungen und elektrisches „Flüstern“ lässt energetische Gewalten ahnen.
Preilack beginnt am stillgelegten Bahngleis. Gleich kommt ein sauberer Friedhof mit Glockenturm, dann eine bescheidene Gemeinde-Baracke in unverkennbarem Charme der DDR-Zeit. Das Doppeldorf hat heute gut 1 200 Einwohner.
Wir kommen an die Hauptstraße. Durch den Wiesenweg gegenüber gelangen wir bei der Gärtnerei an die Bundesstraße, die wir gleich drüben an der Tischlerei wieder verlassen, um uns geruhsam der stillen Weite der Lasszinswiesen hinzugeben. Das moorige Naturschutzgebiet ist von künstlichen Gräben rasterartig durchzogen. Das nasse Land wurde gegen einen Zins saisonweise an Bauern gegeben; daher der Name Lasszinswiesen. Der stolze Name „Präsidentengraben“ ist von der Mühle abzuleiten, zu der er führt. Aber für welchen Präsidenten drehte die sich?
Wir radeln merkbar auf Wirtschaftswegen, teils zweispurig betoniert. Am Ende der Runde führt eine Baumallee hinein nach Tauer. Das ist ein forstlich reiches Dorf, wie gleich rechts ein wohlproportioniertes Herrenhaus andeutet. Die Forstwirtschaft bietet es zum ?Verkauf an, aber so herrschaftlich haben es die Tauerschen nun auch wieder nicht.
Eine schmucke Feuerwehr prahlt mit ihrem Uhrturm. Etwas zurückgesetzt steht am Hang die Kirche. Davor halten wir am Kriegermal inne. Auf schwarzem Schiefer steht in goldenen Lettern: „Sie gaben ihr Alles, ihr Leben, ihr Blut. Sie gaben es hin mit heiligem Mut - für uns“. Hier steckt Herzlichkeit im bemühenden Gedenken.
Oberhalb der Kirche liegt vorm neuen ein alter Friedhof. Gepflegte Steine erinnern an den „inniggeliebten früheren Braukrugbesitzer, an Revierförster Jeschke, und auch an den Gutsbesitzer Friedrich Buder. Erinnern umarmt dörfliche Gemeinschaft.
Wir entspannen schräg gegenüber. Da lädt seit nunmehr acht Jahren das Hotel „Christinenhof & Spa“ ein. Ein ortsansässiger Bauunternehmer hat es errichtet. „Sie möchten gern auf der Terrasse sitzen?“ - Kein Problem. Es gibt leckeren Fisch, unser Blick schweift zurück über die durchradelten Wiesen.
Bergauf geht es nun. Wir haben gleich die Dächer des Dorfes unter uns und einen schönen, vielleicht 60-jährigen Hochwald und gerade noch 30 bequeme Radelminuten bis zum Großsee vor uns.



Seit über 150 Jahren steht die Holländerwindmühle.
Alljährlich beim Mühlentag zu Pfingsten
wird sie von Liebhabern gestürmt

zurück...