aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Es hat gereicht, auffällig zu sein
piccolo-Jugendclub thematisiert in „Die Gitter schweigen“ Geschichten
aus dem Geschlossenen Jugendwerkhof (GJWH) Torgau / Premiere: 18. April

Cottbus. Die jüngste der 15 Schauspieler des piccolo-Jugendclubs ist 15 Jahre alt. Ebenso alt, wie die jungen Leute, deren dramatische Geschichte Thema ihrer nächsten Premiere sein wird. In „Die Gitter schweigen“ nähern sich die Jungen und Mädchen, die älteste ist 21, theatralisch einer Ausnahmesituation: Dem Gefühl nämlich, gefangen und gedemütigt zu sein.
Erlebt haben das die Inhaftierten des ehemaligen geschlossenen Jugendwerkhofs Torgau, der bis 1989 in Betrieb war. Theaterpädagoge Matthias Heine bot deren Geschichte als mögliches Thema im vergangenen Sommer zur Diskussion: „Es knüpft an am Jubiläum 20 Jahre Mauerfall und wird dennoch in vielen Diktaturen und auf der ganzen Welt erlebt!“ Die Jugendlichen studierten sowohl Zeitzeugenberichte als auch eine große Ministeriumsstudie zum berüchtigten Jugendknast und waren beeindruckt, schildert Heine: „Man saß hier ein, ohne straffällig geworden zu sein.
Es reichte, auffällig zu sein, nicht ins Bild einer sozialistischen Persönlichkeit zu passen!“ In einem ersten Schritt, schildert der Pädagoge, habe man DDR-Klischees bewältigt, auch zur Seite geräumt. Langsam schälte sich die Universalität des Themas heraus: Die Biografien der Insassen hatten weniger mit unerlaubtem Renft-Hören oder politischem Witzerzählen zu tun, als mehr mit dem, was auch heute noch in Kinderstuben Schaden macht: Asozialität, Missbrauch und Vernachlässigung, verschärft durch Staatswillkür und Disziplinierungswahn. Am Beispiel eines Mädchens, gespielt von May Ann Nhguyn, erhält das Schicksal ein Gesicht. Episodenhaft setzten die Jugendlichen selbstständig die beeindruckensten Bausteine zu einer Theatercollage zusammen; verlesen Teile eines 2000-Wörter-Aufsatzes, die zum Thema Schuhe zubinden verfasst werden musste und spiegeln damit Demütigungstaktiken und ihre Wirkung auf die abgeschottete Inhaftiertengemeinschaft.
Die Premiere am 18. April ist ausverkauft. Weitere Termine gibt es vom 21. bis 25., am 28. und 30. April.

 

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