aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Petersilienstraße:
Bürgerplan ebnet Weg für Gespräche
Anwohner von GWG und GWC zeichnen Alternative für Innenhof ohne Baumfällungen

Cottbus (gg). Die Anwohner der Petersilienstraße sind seit Tagen in Sachen „Baumrettung“ unterwegs. Vergangene Woche Dienstag noch sahen sie kaum eine Chance, ihr Innenhofgrün vor erheblichen Eingriffen zu schützen (DIE Heimatzeitung berichtete), heute sind sie schon hoffnungsvoller. Der Hintergrund: für die 130 Parkplätze, die vor ihren Haustüren dringend benötigt werden, ist ihnen jetzt eine Idee
gekommen, die ganz ohne Baumfällungen auskommt. Am Dienstag sind sie damit im Umweltdezernat vorstellig geworden und haben nicht nur mit Plänen, sondern auch mit handfesten Zahlen und Argumenten nachgeholfen, damit ein Umdenken einsetzt. Siegfried Kiesow, der als ehemaliger Tiefbauleiter den Plan erarbeitet hat: „Die schattigen Flächen im Westen eignen sich besser für Parkflächen als die sonnigen Wiesen im Osten. Hier sollen doch lieber die Kinder im Grün spielen!“ Dieter Kalow spricht für die Familien: „Die Kinder brauchen jetzt Schatten, nicht in 20 Jahren!“ Kiesows Plan berücksichtigt das: Ein Wasserspielplatz mit Pumpe hat Platz neben dem Sandkasten, die Müllstandplätze sind Seniorenfreundlich nah am Wohnblock und das alles hat Platz, ohne dass die schattenspendenden Bäume fallen. Für die hat ein NABU-Gutachter jetzt attestiert: Nicht einer müsste aus Alters- oder Krankheitsgründen weichen. Gegen die ursprünglich geplanten 18 Baumfällungen sind im Carré 390 Unterschriften zusammen gekommen.
Aber den Mieter war klar: Nur dagegen sein, hilft nicht, es muss zwischen Parkplatz- und Grüninteresse vermittelt werden. Kiesows Plan finden alle Mieter gut und fragen sich, warum nicht vor Planungsbeginn mit ihnen über ihre Vorstellungen geredet wurde.
Das sieht so ähnlich auch Oberbürgermeister Frank Szymanski, der gestern, nachdem das Problem in seinem Büro gelandet war, klarstellte: „Es wird weitere Gespräche geben, bevor wir die Umgestaltung beginnen!“ Er will in Sachen Stadtgrün jetzt neue Maßstäbe setzen: „Wir wollen 2009 1,5 Mal so viele Bäume pflanzen wie wir fällen!“
Damit ist den Anwohnern in der Petersilienstraße zunächst wenig gedient. Auch hier sollte es zahlreiche Nachpflanzungen geben, aber die Anwohner haben Bedenken. „40 dünne Kirschbäume können doch jahrelang gewachsenes Grün nicht ersetzen“, sagt Bärbel Kiesow und bemerkt, dass die ausgerechnet da hin sollten, wo künftige Stadtvillenbesitzer den besten Blick drauf hätten.
Auch GWC-Chef Dr. Torsten Kunze hat Gesprächsbereitschaft signalisiert. Am heutigen Mittwoch trifft er Planer Kiesow, um die Anwohner-Ideen kennen zu lernen. Umweltdezernent Lothar Nicht bekräftigt deutlicher: „Es gibt keine Fällungen, bevor mit den Mietern nicht ein Kompromiss gefunden wurde!“
Das bringt neuen Wind in die Diskussion. Brigitte Szelinsky, die in Hausnummer 23 wohnt, ist erleichtert: „Wir als Mieter in Privathäusern sind über all diese Baupläne nämlich überhaupt nicht informiert worden!“
Und die Grünplanung ist auch nur ein Punkt, der ihr und ihren Nachbarn am Herzen liegt. Ein weiterer ist die Verlegung der Müllplätze und die Öffnung der Straße zur Karl-Marx-Straße. „Man tut alles für ALBAs schnelle Wege, aber denkt nicht an die Anwohner!“ sagen sie und pochen auf kurze Wege und sinnvolle Verkehrsführungen. Sie wollen diesmal hartnäckiger sein als zuletzt, als man ihnen mit der Spreegalerie den Südblick verbaut hat: „Wir sind gern Stadtbewohner mit allen Vor- und Nachteilen und bemühen uns wirklich um einen Kompromiss, wissen aber auch, dass andere Mieter an Mietminderung denken...“, sagen sie und hoffen, dass die Gespräche Frucht tragen.



Die aktiven Streiter für den Erhalt des Innenhofgrüns in der Petersilienstraße wissen, dass sie die Mehrheit der Bewohner hinter sich haben. Eine Umfrage hat das ergeben und auch neue Ideen ins Spiel gebracht. Planer Siegfried Kiesow (Mitte) hat sie zu einem Plan zusammengefasst, der jetzt Grundlage eines Kompromisses werden soll. In diesen Stunden laufen die Gespräche. Die Fällungen sind vorerst gestoppt. Das hilft auch Kohlmeise und Elster, die mit dem Nestbau in den Bäumen schon begonnen haben Fotos: Grube

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