aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Die jungen Wilden 1 + 2
Lessing und Büchner „auf den Kopf gehauen“ Anmerkungen
zu zwei unkenntlichen Klassikern

Cottbus (MB). Es sind Schauspielereien und Regieexperimente nach klassischen Vorlagen, nicht wirklich Stücke, die hier geboten werden. Wer sich nicht nochmal einliest, findet sich schwerlicht zurecht in den Figurenbeziehungen, in der Fülle von Anspielungen und Ausspielungen, in der argen Verknappung der großen Themen, die Lessing und Büchner der deutschen Bühne hinterließen. Wer sich einlässt auf dieses Verulken, muss flexibel bleiben; kaum ist er der einen verrückten Regie-Idee auf die Spur und zu seinem wohlverdienten Spaß gekommen, da sieht er sich schon mit einer zweiten Handschrift sehr ironisierender Art konfrontiert. Zwei solche Sachen an einem Abend - wer außer Theater noch andere wichtige Dinge im Leben zu tun hat, ist ein bisschen überfordert. Zur Premiere kamen fast nur Theaterleute und Berufskulturelle, und die haben dann auch ihren Genuss an prächtigen darstellerischen Leistungen gehabt.
Angelika Zacek, aus Wien kommend, hat um Lessings Tellheim (Gunnar Golkowski) und seine Minna (Susann Thiede) nur weitere drei Personen gruppiert und diese im Geldregen baden lassen. Klar: in solcher Fülle spielt (fremdes) Geld keine Rolle, jedenfalls nicht für den Status einer Beziehung. Johanna Emil Fülle, Berndt Stichler und Roland Schroll spielen, Mathias Rümmler hat die Bilder und wohl auch Geldscheine und Mirjam Henriette Benkner zeitgerechte Kostüme entworfen.
Letztgenannte haben auch Büchners nicht mehr erkennbaren „Danton“ ausgestattet, der Hühnersuppe kochend Politik und Privates verquirlt, um Beifall als Produkt zu erzielen. Sowieso wird hier mit dem Publikum gemacht, was Medien so wollen. Seit Büchner. Mit Michael Becker in der Titelrolle agieren Kai Börner, Oliver Seidel, Kathrin Victoria Panzer und Anja Jacobsen.
Die jungen Wilden sind nicht alle jung und wild schon gar nicht. Höchstens ein bisschen verträumt-frech. Am 14.3. gibt’s wieder beide Stücke, Einzelabende am 17. und 20.3. J.H.



Lessing höchst erotisch. Aber es reduziert sich nicht darauf. Johanna Emil Fülle (Franziska) und Berndt Stichler (Just) entdecken sich gerade

zurück...