aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Kein „Konjunk-Tier-Paket“, aber viele Ideen
Für Kuhstall und Raubtierhaus reifen die Planungen /
Geldverhandlungen jedes Jahr neu nötig

Cottbus (gg). Er und seine Mitarbeiter müssen jetzt Buchhaltung lernen - sonst aber ändert sich im täglichen Betrieb zunächst wenig im neu gegründeten Eigenbetrieb „Tierpark“. Der städtische Zuschuss in Höhe von 1,3 Millionen Euro, der 31 Mitarbeitern und (aktuell gezählt) 1205 Tieren die Zukunft sichert, ist für 2009 garantiert, jedes Jahr muss neu verhandelt werden. Doch Gewinne aus dem Eintrittsgeld helfen künftig direkt dem Zoo.
Mehr Geld für mehr
136 000 Gäste hatte der in 2008 - in diesem sollen es mehr werden, wenn der Frühling bei Zeiten und recht viele warme Sonnenstrahlen in die Gehege schickt. Da ist seit vergangenem Jahr auch mehr zu sehen: Tapir und Luchse wohnen in neuen schönen Anlagen.
Noch im März werden die Stadtverordneten eine Preiserhöhung beim Eintritt beschließen. Die DoppelDeck-Gäste - durchweg Tierparkfans - finden’s gerechtfertigt und nötig. Sowohl pädagogischen Gewinn als auch bereichernde Freizeiterlebnisse - das verbinden die Cottbuser mit ihrem jetzt 55-jährigen Zoo.
Der Gewinn durch den neuen Betriebsstatus liegt auch in der langfristigen Planbarkeit von Investitionen, beschreibt der Werkleiter, der seinem Direktorentitel schon ein wenig hinterhertrauert. Aber nur dem.
Denn für Visionen kann er jetzt schneller den Weg bereiten: „Wir haben Planungsgelder für das Raubtierhaus in den Haushaltsentwurf geschrieben - das brauchen wir zuerst, bevor es an den Ausbau gehen wird!“ Zwar ist das Konjunkturpaket kein „Konjunk-Tier-Paket“, durch Umverteilungen steigt trotzdem die Hoffnung auf finanzielle Anteile am tierischen Aufschwungsprogramm. Ein Tiger-Trio soll hier Einzug halten, eine Fischkatze im Spreearm jagen dürfen, die Chinaleoparden neue Freiräume bekommen.
Ideen hat Jens Kämmerling fast für jede Ecke des Parks.


Neues am Band
Jedes Jahr will er möglichst eine neue Attraktion für die Besucher bieten. Im Norden, dort wo Heizleitungen nicht anliegen, könnten nordische Arten ihre Gehege bekommen: Neben Wisenten und Adlern wollen die Gäste vor allem mehr über den Wolf lernen: „Naturfreunde reisen wegen der Wolfsrudel in die Lausitz. Bei uns könnten sie sie verlässlich sehen, während in der Natur die Beobachtung Glückssache ist!“
Wolfsheul-Löwenbrüll
Ob sich die Branitzer Anwohner nach dem verebbten Löwengebrüll nun an Wolfsgeheul gewöhnen müssen? An beides, sagt Kämmerling und beschreibt, dass im Wisentgehege, ganz nah an der Afrikaanlage auch Platz für Löwen wäre. Maßvoll und Schritt für Schritt gelte es, die Visionen auf Machbarkeit zu prüfen. Der Plan für ein Affen-Palmen-Haus gleich am Tierpark-Eingang hat schon jetzt eine große Anhängerschaft im Tierparkförderverein, damit ein sehenswerter Auftakt am Zooeingang den Unterschied zum kleinen heimischen Tiergarten anderer Orte eindrucksvoll erlebbar macht.
Der studierte Veterinär Kämmerling schaut sich für seine Ideen europaweit einfache und kostengünstige Vorbilder an. Und denkt über Einnahmequellen nach: Ein Andenkenladen mit Plüsch-Leoparden könnte manchen Euro in die Kasse des Zoos spülen: „Eine gute Idee, die professionell baulich und marketingtechnisch durchdacht werden will“, signiert er am Mikrofon und hat natürlich alles schon auf dem Schirm. Halbe Sachen allerdings, die ihm die kameralistische Führung des städtischen Betriebes bislang teilweise abverlangt hat, will er nicht mehr machen.
Elefäntchen?
Ob dem Tierpark ein Wurf nach Vorbild der Knut-Manie in Berlin gelingt? Kämmerling bremst die Erwartungen: „Das lässt sich schwer planen. Für Nachwuchs sind unsere Elefanten zum Beispiel schon zu alt. Eisbärengehege sind überdies wegen der Gefährlichkeit der Tiere sehr teuer zu errichten!“ Im Hinterkopf habe man das als Kaufmann und Tierfreund natürlich immer. Und kleine Tiger- oder Löwenbabys würden sicher auch eine Fangemeinde mobilisieren.
Potenzial dafür sehen die DoppelDeck-Gäste vor allem bei den Jüngsten. „Warum gibt es keinen Kindergeburtstag mit Elefantenstreicheln? Keinen McDonalds für den schnelle Imbiss?“ fragt ein Familienvater. Das würde es geben, sagt Kämmerling, wenn man mehr Personal oder Fremddienstleiter hätte. Mehr Kontakt zu den Haustieren soll es bereits dieses Jahr geben: Schweine-, Kuh- und Ziegenställe sollen für Gäste begehbar umgebaut werden, die Ziegen dürfen schon jetzt mit Bürsten verwöhnt werden. Einen Blick hinter Stalltüren ermöglicht ein Tag der offenen Türen am 22. März.

Tierpark-Werkleiter Dr. Jens Kämmerling. Auf Plänen - hier im Laptop für den DoppelDeck-Bildschirm sind einige Visionen für den Tierpark schon zu erleben: „Jedes Jahr soll es mindestens eine Neuigkeit für die Besucher geben!“

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Am 12. März
reden wir über:

Starke Frau am Steuerrad der Stadt“ mit Heidrun Grünewald, Geschäftsführerin des Carl-Thiem-Klinikums als größten Arbeitgeber der Stadt Cottbus

 

 

 

Visionen für den Tierpark:
1 - ein Kuhstall soll noch in diesem Jahr fertig werden, künftig mit mehr Kontakt zu den zahmen Haustieren,
2 - die ­Planungen für ein modernes Raubtierhaus beginnen,
3 - im Norden des Geländes sollen Wölfe heimisch werden,
4 - ein etwas fernerer Traum ist der vom Affen-Palmenhaus am Zooeingang
Grafik: M. Stauß

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