aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Warum Sir Ed Hillary nach Gallinchen schrieb
Für das Gallinchener Museum in der Alten Schule öffnete
Frank Lehmann seinen polaren Postsack

Cottbus-Gallinchen (gg). Frank Lehmann sammelt Briefe. Nicht irgendwelche, sondern Retourpost, die auf lange Wege geschickt wird, nur zum Zwecke der vielfach gestempelten Rückkehr an ihren Absender. Lehmann ist mit diesem in Cottbus seltenen Hobby Mitglied in einem neuseeländischen Verein, über dessen Verbin-dungen seine Post an die abgelegensten Stellen der Welt befördert wurde. Begonnen hat alles mit der Begeisterung für die spekta-kulären Forschungsreisen der „Polarstern“ in der Antarktis vor 25 Jahren.
Im Gallinchener Dorfmuseum in der Alten Schule sind derzeit seine schönsten Kuverte, Bilder, Dokumente auf 17 Tafeln und in einer Vitrine und vor allem die Geschichten dazu zu entdecken. Ein Rundgang empfiehlt sich ausdrücklich mit Lehmanns Führung, denn mit den Erläuterungen des 41-jährigen Lehrers, dessen Gallinchener Adresse auf den meisten Umschlägen prangt, kann man wirklich fündig werden.
Sehenswert sind die Briefe schon wegen der schmückenden Stempel von Polarstationen, von Postämtern in Mekka, im Libanon und in Pakistan und wegen der Bilder, die die Forschereremiten dem inzwischen guten Briefbekannten mit in die Post steckten. Aber manche Briefe waren zu denkwürdigen Zeiten an ganz besonderen Orten: So finden sich Fotos und Poststempel vom letzten russischen Walfangboot, dessen 2. Offizier das Walschlachten an Bord festgehalten hat. Es finden sich Briefe, die bei extremer Windstärke zum einsamen Postamt auf die Isla Hornos vor Kap Horn gebracht wurden; ein Brief war an Bord des Rettungsflugzeugs, das eine medienbekannte krebskranke Polarforscherin aus der Antarktis abholte. Wieder andere sind nur knapp den Wasserfluten beim Löschversuch auf dem in Brand geratenen Forschungsschiff „Almirante Irizar“ entkommen. Und sogar die original Handschrift von Sir Edmund Hillary kann Frank Lehmann vorweisen. Der in England geadelte Mount Everest-Erstbesteiger gab sie im Gegenzug für die finanzielle Unterstützung des Briefpostvereins für Natur-schutzprojekte in der Khumbu-Region. Frank Lehmann ist vor allem darauf stolz, dass all diese Post für ihn im kleinen Postamt am Gallinchener Friedensplatz ankam, solange es das noch gab. Exotische Post verursachte in den 80er Jahren neben purer Sammlerfreude auch ministerielle Aufmerksamkeit: „Aber es spricht dafür, dass die Gallinchener weltoffene Leute sind“, sagt er und lädt sie und alle Cottbuser ein, sich eine Stunde in die faszinierende Polar-Philatelie hinein zu versetzen.
Erstmals hat das Museum am heutigen Sonnabend von 14 bis 18 Uhr zusätzlich geöffnet, sonst immer mittwochs von 15 bis 18 Uhr. Wer gern möchte, dass der Auskenner dazu erzählt, ruft am besten vorher an unter Tel. 53 71 19. Zum 50. Geburtstag des Dorfclubs und zum 75. Feuerwehrjubiläum im Juni wird eine Ausstellung zu Vereinsgeschichte(n) folgen.

Frank Lehmann erklärt Felix seine Faszination für die Polarschiffe. Auf fast allen waren schon Briefe von ihm an Bord, seine Gallinchener Adresse ist weltbekannt geworden Foto: GG

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