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15 Sekunden von der ISS bis zur Cottbuser Uni
Täglich funkt Raumstation Datenpakete ins Labor der Strömungsforscher auf dem BTU-Campus / Im Frühling stehen atemberaubende Versuche an

Cottbus (gg). Die Cottbuser BTU wird zur Zeit in einem Atemzug mit der NASA-Basis in Houston/Texas und mit dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) in Oberpfaffenhofen genannt - dann, wenn es um die Forschungsmission an Bord der Internationalen Raumstation ISS geht. Einer der drei Forscher, die zum Jahreswechsel per Satellit über Fernsehstationen in aller Welt Grüße zur Erde schickten, schaltet seit Mitte Dezember jeden Morgen das schuhkartongroße Experiment der Cottbuser Strömungsforscher im ISS-Columbus-Modul scharf, damit die Daten aus der Experimentanordnung zur Erde gelangen. Untersucht wird das Strömungsverhalten einer flüssigen Metallschicht zwischen einer erhitzen Innenkugel und einer kühleren Außenhülle - das Modell simuliert die Erdschichten. Täglich 13 Gigabyte an Zahlendaten gelangen mit 15-sekündiger Verzögerung von der ISS nach Cottbus. Zwei Tage später auch die Bilderdaten, die im Kugelinneren aufgenommen werden. Bis Mitte des Jahres werden rund 400 Gigabyte Daten gesammelt sein. Die Forscher überwachen im Schichtdienst die Übertragung, kontrollieren, ob der Funk störungsfrei überträgt und erwarten nach dem Rechen-Fleiß auch eine große wissenschaftliche Ausbeute. Prof. Christoph Egbers: „Wir wollen untersuchen, welche Strömungsvorgänge in der Erdgeschichte dazu geführt haben, dass sich in Abständen das Magnetfeld der Erde umgekehrt hat!“ Das ist bislang keinem geophysikalischen Forscherteam gelungen. Für das Frühjahr peilt das achtköpfige Cottbuser Forscherteam diese Versuche an.

BTU-Ergebnisse nutzen Vulkan- und Medizinforschung
4- bis 5-jährige Hochleistungsphase hat begonnen

Cottbus (gg). Die Abläufe im Innern des kleinen Experimentkastens haben die Cottbuser Forscher am Boden programmiert - viele Jahre Vorleistung stecken darin. Nachdem im Februar erste Daten zur BTU gesendet wurden, gab es auch lange Sendepausen. Christoph Egbers erklärt: „Man hatte Sorge, dass einige rasante Pilotenmanöver, die zur Kurkorrektur nötig waren, die Versuche stören könnten!“ Kurzerhand wurde deshalb der BTU-Forschungskasten zwischenzeitlich ausgebaut und stillgelegt. Nun ist er seit drei Wochen wieder in Betrieb und hält die Forscher auf Trab. Wie man solche Experimente zuverlässig macht und Störungen möglichst ausschließt, interessiert inzwischen Experten aus Italien und Belgien, die ähnliche Versuche vorbereiten.
Auch für die wissenschaftlichen Ergebnisse ist der Erwartungsdruck groß. Egbers: „Unser Team wird am Montag zu einem Expertentreffen in Orlando in den USA erwartet, damit wir erste Ergebnisse vortragen!“
Für April/Mai hat das BTU-Team die spannenste Phase des Experiments vor sich: Dann werden die Temperaturen und Spannungen im kleinen Experiment eine besondere Konstellation erreichen, die erwarten lässt, dass sich die bislang unerklärliche Umkehr des Erdmagnetfeldes erklären ließe. Alle 10 000 bis 100 000 Jahre sind sie in der Erdgeschichte nachweisbar - bislang ohne, dass man die Vorgänge erklären konnte. Als nächstes sollen auch die Strömungsvorgänge durch den festen Mantel der Erde hindurch untersucht werden - für die Daten interessieren sich Vulkanforscher auf der ganzen Welt. Aber die Forscher können auch ganz praktische Forschung nutzen, erklärt Egbers beispielhaft: „Strömungsvorgänge steuern zu können, kann künftig helfen, Medikamente genauer zu dosieren!“

Sandy Koch und Norman Dahley als an der BTU Cottbus ausgebildete Informatiker sind die ersten, die die Daten von der ISS zu Gesicht bekommen. Sie sortieren sie und suchen nach Übertragungslücken, bevor die Strömungsforscher mit der Auswertung beginnen können.  Für ihre Arbeit hat die BTU über die Feiertage extra den Großrechner laufen lassen - 13 Gigabyte kommen täglich an

Sandy Koch und Norman Dahley als an der BTU Cottbus ausgebildete Informatiker sind die ersten, die die Daten von der ISS zu Gesicht bekommen. Sie sortieren sie und suchen nach Übertragungslücken, bevor die Strömungs-forscher mit der Auswertung beginnen können. Für ihre Arbeit hat die BTU über die Feiertage extra den Großrechner laufen lassen - 13 Gigabyte kommen täglich an Foto: Gabi Grube

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