aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Wenn das Bescherkind umgeht ....
Jänschwalde pflegt wendisches Brauchtum / Beschergestalten mit Tradition

Region (bw). Heute ist wohl der Tag, den die meisten Menschen ganz traditionell verbringen. Dazu gehört der abendliche Gottesdienst ebenso wie die Bescherung und das anschließende Auspacken der Geschenke unterm festlich geschmückten Weihnachtsbaum.
Gerade unsere Region ist aber durch die sorbisch-wendischen Bräuche, die bereits seit Jahrhunderten gepflegt werden, vielseitiger und reicher an Traditionen. In Jänschwalde geht das Bescherkind - dieser vorweihnachtliche Brauch wird auch nur noch hier bewahrt - immer am Mittwoch vor dem Fest von Hof zu Hof, klopft mit seiner Lebensrute aus Birkenzweigen an die Fenster und beschenkt dann die Kinder. Im Gegensatz zum Weihnachtsmann, der in dem bekannten Vierzeiler seine Rute einstecken solle, weil man artig sein will, streichelt das Bescherkind die Kinder und Erwachsenen, um ihnen Gesundheit und Glück zu wünschen - deshalb auch Lebensrute.
Die einzelnen Teile der Tracht haben eine ganz feste Bedeutung; so ist die niedersorbische Festtagstracht ebenso zu sehen, wie die Brautkränze der beiden Brautjungfern. Wichtig ist hier, dass im Kranz der ersten Brautjunger kein Rot enthalten sein darf.
Das Gesicht ist ganz verhüllt, bunte Bänder und Perlenschnüre hängen als Kopfputz herab. Unter den farbigen Rockbändern wird die Festtags- oder Tanzschürze getragen und darunter ein roter Bandrock.
Es erklingt ein Glöckchen, das „Janšojski bog“ betritt den Raum und schweigend verteilt es aus seinem Gabenbeutel kleine Geschenke und Süßigkeiten. Durch das völlig verdeckte Gesicht und eben dieses Schweigen wird die Heimlichkeit der Vorweihnachtszeit deutlich.
Ein Besuch in der Heimatstube Jänschwalde (siehe Seite 16) erklärt diesen schönen uralten Brauch auch außerhalb der Weihnachtszeit.


oben: Das Bescherkind kommt immer am Mittwoch vor dem Heiligen Abend zu Kindern und Erwachsenen im Ort. Es klopft mit seiner Lebensrute an die Fenster und betritt das Haus ohne zu sprechen. Hier erscheint es im Witaj-Kindergarten „Villa Kunterbunt“, um kleine Näschereien und Geschenke zu verteilen
Foto: Manuela Drinkmann

unten: Milena Stock, Mitarbeiterin der sorbischen Kulturinformation im Wendischen Haus in Cottbus, zeigt die Besonderheiten der Bescherkind-Tracht. So sind die Brautkränze auf den Armen immer von der zweiten Brautjungfer, da hier die Farbe Rot enthalten ist
Foto: BeWe

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