aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Ein Festakt für die zwölften Preisträger
Bewegende Erinnerungen aus der Familie der englischen Stiftungsgeber



Cottbus (h). Im Kuppelfoyer waren sie zu bewundern: die Original-Ehrenbürgerurkunde der Stadt Cottbus für Max Grünebaum von 1908 und seine ­Ernennungsurkunde zum Kommerzienrat, seitenbreit unterschrieben von Kaiser Wilhelm II. Mit dem Bewundern für soviel Ehre und dem Staunen über die grafische Kunst schwingt die Wehmut mit, dass diese Stadt und dieses Land eine Generation später diese Familie wie viele andere Menschen hinaustrieben aus ihren Grenzen.
Toleranz fehlte jener Zeit, Toleranz, die Prof. Dr. Claus Lambrecht heute als wesentliche Säule für gemeinschaftlichen Erfolg anmahnt. Der Vorstandsvorsitzende der Max-Grünebaum-Stiftung begrüßte am Sonntag zur zwölften Verleihung des Max-Grünebaum-Preises an junge Theaterkünstler und an junge Wissenschaftler mehrere Angehörige der Grünebaum-Familie im Theater, ganz besonders herzlich die Enkelin des Fabrikanten und Kunstmäzens Ursula Hulme. Sie hatte die erwähnten Urkunden ihres Großvaters zum Theaterjubiläum als Leihgabe nach Cottbus mitgebracht.
Max Grünebaums Urenkel Peter Gambel berichtete an diesem festlichen Vormittag von seiner Mutter Clara. Sie war 18, als das Cottbuser Theater eröffnete. „Sie hat uns oft die Geschichte erzählt, wir ihr Vater den Vorhang herstellen ließ.“
Und Großmutter Clara wie auch Mutter Ellen und deren Zwillingsschwester Marion haben den Kindern in England immer wieder berichtet, dass es selbst in schwerster Zeit auch in Cottbus Menschen gab, „die der Familie treu blieben“. Und Peter Gambel fuhr fort: „Ich glaube - nein: ich bin sicher - dass der Geist von Clara und dass Ellen und Marion jetzt hier bei uns sind.“ Was Peter Gambel in diesem Moment vielleicht nicht wusste: Im Parkett saß eine Frau mit dem Doppel-Vornamen Ellen Marion. Ihr Vater war Privatsekretär bei Ernst Frank, Großmutter Claras Mann und Fabrikmiteigentümer in der Parzellenstraße. Die Männer standen sich persönlich sehr nahe. Nachdem die Unternehmerfamilie Deutschland verlassen musste, nannte der Freund seine später geborene Tochter Ellen Marion. Sie hat heute den Familiennamen Huß und gehört mit ihrem Mann dem Förderkreis des Theaters an. Schon vor zehn Jahren fanden beide persönlichen Kontakt zu Ellen Gumbel, Marion Frank und Karl Newmann, dem inzwischen verstorbenen Mitstifter und Schwager von Ursula Hulme.
Immer wieder neu ist vor dem Hintergrund der Lebenskraft der Stifterfamilie die Preisverleihung ein erhabenes, be­glückendes Ereignis.
Stolz und tief gerührt zeigten sich alle Geehrten. Mit der zauberhaften Weinina Weilijiang war das erstmals eine Tänzerin und zudem eine Künstlerin aus dem fernen China, die über Dresden (Palucca-Schule) nach Cottbus fand und abends in der Titelrolle „Norma“ einmal mehr begeisterte. Der Schauspieler Gunnar Golkowski erhielt den Preis für eine Vielzahl starker Rollen und für seinen ausgeprägten Ensemblegeist. „Allein ist man auf dem Theater gar nichts“, entschuldigte er sich fast. Beiden Künstlern galt jubelnder Applaus der diesmal sehr gut gefüllten Matinee. Den Wissenschafts-Grünebaum-Preis erhielten Dr. Antje Mues für ihre Forschung zum Cottbuser wilhelminischen Städtebau und Dr. Corinna Rohn für Architektur-Analyse in der Türkei und in hellenistischen ­griechischen Städten. Beide forschen an der BTU.
Über den Karl-Newman-Förderpreis durfte sich Theater-Archivarin Birgit Mache für ihr Protokollbuch „Im Rampenlicht“ freuen. Sophie Werdin, BTU-Umwelt-Studentin im 4. Semester, erhielt den Ernst-Frank-Förderpreis, den sie bereits in einem Ausland-Semester in Sheffield nutzt.
Mit dem Bach Consort gaben Christioan Möbius und seine Musiker schönen Stunden den würdigen Rahmen. Sie setzten vor allem auf Georg Friedrich Händel, den Hallenser, der in London zu musikalischem Glanz kam. Tolerante Kunst stieß sich niemals an Grenzen.

Alle Max-Grünebaum-Preisträger des Theaters
2008
Weinina Weilijiang

Tänzerin
Gunnar Golkowski
Schauspieler
2007

Anna Sommerfeld
Sängerin
2006

Cornelia Zink
Sängerin
2005

Paul Grill
Schauspieler
2004

Stephanie Schönfeld
Schauspielerin
Tilmann Rönnebeck
Sänger
2003

Thomas Harms
Schauspieler
Carola Fischer
Sängerin
2002

Kai Börner
Schauspieler
Jens Klaus Wilde
Sänger
2001

Susann Thiede
Schauspielerin

Julia Bauer
Sängerin
2000

Dirk Glodde
Schauspieler
Hardy Brachmann
Sänger
1999

Sigrun Fischer
Schauspielerin
John Pierce
Sänger
1998

Nils Brück
Schauspieler
1997

Oliver Bäßler
Schauspieler
Gesine Forberger
Sängerin

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