aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Ein guter Hirte in den schweren Jahren der Not
Kommenden Montag jährt sich zum 15. Male der Todestag von Generalsuperintendent
Dr. G. Jacob

Cottbus. Vor 15 Jahren, am 29. September 1993, starb in Berlin 87-jährig Dr. D. Günter Jacob. Er war bis 1972 Generalsuperintendent in Cottbus.
Dr. Christian Lehm hat den Kirchenmann zu dessen 100. Geburtstag im Cottbuser Heimatkalender 2006 in einer Faktenaufreihung gewürdigt; auch er kommt zu dem Schluss, dass eigentlich wenig bekannt ist über diesen Mann, der sich in schwersten Zeiten der Not mühte, ein guter Hirte seiner leidenden und westwärts hinschwindenden Gemeinde zu sein.
Jacob ist 1906 in Berlin geboren und legte sein Abitur in Cottbus ab. Bis 1929 studierte er in Marburg, 1931 wird er als Hilfspfarrer im pommerschen Koerlin genannt.
Ab 1932 war Jacob Pfarrer in Noßdorf, dem heutigen Stadtteil von Forst. Hier engagierte er sich für die zum Nazideutschland auf Distanz stehende Bekennende Kirche.
Der inzwischen Mitte- bis Enddreißiger durchlebte den gesamten Krieg bis 45 als Kriegsdienstler und Gefangener. Zunächst Pfarrer in Marburg, wurde er schon 1946 Generalsuperintendent der Neumark in Lübben, ab 1949 auch der Lausitz, nun mit Sitz in Cottbus.
Hier lag die Oberkirche in Trümmern. Nur ihr im Krieg ummauerter Altar blieb erhalten. Aber die Gemeinde weihte 1955 in der Baustelle das Gotteshaus ein: Dr. Jacob, der inzwischen 1953 Dr. theol.h.c. in Tübingen geworden war, sagte der Gemeinde: „Man kann seine ernsten Bedenken dagegen erheben, dass wir heute unsere Oberkirche als Stätte des Gottesdienstes von neuem einweihen. Der schwierige Ausbau wird wohl noch jahrelang dauern...“
Während aber der Aufbau langsam voran ging, verlor die Gemeinde immer mehr Mitglieder. Dr. Jacob war in großer Sorge, weil der Stadt zunehmend Ärzte fehlten. An den Arzt Dr. R., der über die noch offene Grenze ging, schrieb er 1960 die inständige Bitte, um der Patienten willen zu bleiben undbetonte, „dass auf der Treue gegenüber den uns anbefohlenen Menschen Segen ruht.“
Der Staat schaute genau auf den Pfarrer und kritisierte den Kirchentag, den Dr. Jacob 1972 zu seinem Abschied organisierte: Die Veranstaltung diene dazu, „kirchenpolitisch treu ergebene Bürger auszubilden zu einer kirchlichen Elite, die ihre spätbürgerliche und sozialdemokratische Auffassung verbreiten soll.“
So war es nicht verwunderlich, dass Jacob Cottbus verließ.

Das Innere des Turmes der Oberkirche, an der Dr. D. Günter Jacob von 1949 bis 1973 wirkte. Diese alte Cottbuser Stadtkirche war bis 1911 mit großem Aufwand restauriert worden. 1945 war sie bis auf Umfassungsmauern zerstört. 1955 ist sie von Generalsuperintendent Jacob wiedereingeweiht worden, aber erst 1980 war das Kirchschiff fertiggestellt; die Turmhaube folgte im Juni 1988

 

Das Innere des Turmes der Oberkirche, an der Dr. D. Günter Jacob von 1949 bis 1973 wirkte. Diese alte Cottbuser Stadtkirche war bis 1911 mit großem Aufwand restauriert worden. 1945 war sie bis auf Umfassungsmauern zerstört. 1955 ist sie von Generalsuperintendent Jacob wiedereingeweiht worden, aber erst 1980 war das Kirchschiff fertiggestellt; die Turmhaube folgte im Juni 1988 Foto: SAX

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