aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

SERIE: Cottbus lässt Dampf ab - wie die Wärme unterwegs ist (6)
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Cottbus verfügt seit Jahrzehnten über zwei Fernwärmenetze. 1 549 Abnahmestellen werden durch 385 Kilometer Rohrleitung erreicht. Dabei nutzt das Unternehmen Technologien, die deutschlandweit bestaunt wurden und teils noch heute Studiendelegationen begeistern. Wie funktioniert das umweltfreundlichste, sichere und saubere Wärmesystem, das zur Zeit seine gewaltigen Rohre gar nicht schmückend ins Stadtbild wälzt? Warum haben Dampfleitungen ausgedient? Was kann Heißwasser wirklich? Wir spüren großer Technik nach
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Das Hirn aller Netze
Querverbund-Warte verfolgt die Wege von Strom, Wärme und Gas /
Störungen spüren Kunden kaum

Eine Fabrikhalle aus Beton, säuberlich eingezäunt, steht am grünen Stadtrand. Wer angemeldet ist, wird nach Summton und kurzem Wortwechsel per Sprechanlage eingelassen. Was in Cottbus über und unter der Erde mit dem Strom, der Wärme und dem Gas passiert, fließt hier zu Daten zusammen. Auch unsere Visite in der Unterwelt der Sammelkollektoren war hier registriert worden. Gerade blinkt ein Informationsfeld im Netzbild. „Da betritt ein Kollege das Bauwerk“, kommentiert Torsten Rietschel. Er ist der verantwortliche Leiter hier im Hirn aller Netze. Zwölf Mitarbeiter überwachen im Drei-Schicht-System den energetischen Puls der Stadt - tags, nachts, an Feiertagen, immer. „Störungen’“, sagt der Experte, „spürt der Kunde kaum. Beim Strom sind es Sekundenausfälle, dann sind Umschaltungen aktiv.“
Die Netze der Stadtwerke sind auf höchstem Standard. Auch die Rohre der bewährten Wärmeversorgung. Bei Arbeiten an den Rohrleitungen der Wärmeversorgung stellte sich heraus, dass die teilweise 40 Jahre alten Leitungen in einem technisch gutem Zustand sind. „Das hat mit guter Aufbereitung des Heißwassers im geschlossenen System aus dem HKW zu tun“, erläutert Netzmeister Frank Nicklau. Neu verlegte Rohre führen in der Isolierung Kontroll-Drähte. Ihr Betrieb wird damit vom Rechner überwacht. Schon geringe Leckagemengen würden hier in der Netzwarte auf einem der Bildschirme erkannt.
In begehbaren Sammelkanälen ist die Suche nach Leckstellen kein Problem. In herkömmlichen Kanälen gehen die Fachleute zum Beispiel mit Wärmekameras auf die Suche. Teils gibt es dabei auch Kooperationen mit Spezialkräften der LWG.
Im Normalbetrieb aber herrscht eine freundliche, saubere Atmosphäre im Stadtwerke-Betriebsteil unweit vom Heizkraftwerk. Tür an Tür mit der Zentrale liegt eine der Umformstationen. Nein, Ölgeruch und Fettlappen gibt es auch hier nicht. Sauber winden sich bullige Rohrbündel umeinander, tauschen Primärwärme von 120 Grad auf Sekundärwärme von jetzt etwa 80 Grad im Vorlauf. So gerät das Medium in die Sandower Wohnungen zwischen Spree und Branitzer Vorpark. Für dieses Gebiet ist diese Umformstation zuständig. Die Anlagen haben ausreichend Reserven: „Das Heizkraftwerk in Ergänzung mit dem Kraftwerk Jänschwalde garantiert, dass es in Cottbus immer warm ist“, versichert der Fachmann.
Starke Rechner überwachen in Schränken hinter Glastüren das Wohlbefinden der beheizten Stadt. 24 Stunden lang. Ein beruhigendes Gefühl.

Techniker Torsten Rietschel (l.), Leiter der Netzführung, an einem der drei Kontrollpulte, hier mit Frank Kleinke, Schaltmeister Strom. Rund um die Uhr sind diese Plätze besetzt

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