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Ohne Kirchturm-Denken geht’s besser
Kolkwitz Bürgermeister Fritz Handrow zu Wahl-Betrug per
Listenplatz, TIP und Schulzukunft

Kolkwitz (MB). Am 28. September wird nicht nur der Kreistag und die Stadtverordnetenversammlung neu gewählt, auch die Gemeindevertreter für die nächsten sechs Jahre stehen zur Wahl. In Kolkwitz beginnt dann ein Zeitabschnitt, in dem sich im Grenzbereich zu Cottbus Einiges tun wird. Gabi Grube sprach mit dem Kolkwitzer Bürgermeister Fritz Handrow (CDU).
Die Pläne für den neuen Technologie- und Industriepark (TIP) sind auf den Weg gebracht. In Kolkwitz gab es da mehr Widerstand als in Cottbus?
Fritz Handrow: Gab es. Das ist nun aber hoffentlich genauso vorbei wie in 14 Tagen der Wahlkampf. Ich setzte auf Verlässlichkeit: Cottbus hat zugesichert, dass die 60 Hektar Zahsower Wald erst abgeholzt werden, wenn es auch einen Investor für die Fläche gibt und Flugverkehr darf es, wenn überhaupt, nicht nachts oder an Feiertagen geben.
Auch die verkehrliche Erschließung für den TIP wird über Kolkwitzer Gemarkung gehen. Wieder ein Streitthema?
Sicher nicht so bald, denn die Erschließung soll erst schrittweise mit der Auslastung des TIP wachsen. Allerdings braucht es Planungsvorlauf und drei von 16 Varianten sind in enger Abstimmung mit uns heraus gearbeitet worden. Kolkwitz kann damit auch ganz dringende eigene verkehrliche Fragen lösen, wie die Ortsumfahrung Hänchen und Entlastung für andere momentan stark schwerlastbefahrene Straßen. Deshalb sehe ich das sehr positiv.
Allerdings muss Kolkwitz auch auf die eigenen wirtschaftlichen Ansiedlungsinteressen schauen.
Die Politik hat uns das in den letzten Jahren schwerer gemacht. Ich frage mich zum Beispiel, warum Kolkwitz mit fast 300 Arbeitsplätzen in der Nahrungsmittelbranche am Krieschower Standort nicht als Branchenschwerpunkt gefördert wird. Dennoch bin ich froh, dass uns immer wieder Zuwachs gelingt: Jetzt mehr und mehr durch bereits angesiedelte Unternehmen. Seit 1990 waren es über 2000 Arbeitplätze. Der Nebeneffekt: Wir haben einen ausgeglichenen Haushalt, auch wenn die Investitionen in die Gewerbegebiete noch heute Nachwirkungen haben. Und: Wo Arbeit ist, gibt’s auch andere gute Entwicklungen. Kolkwitz zählt zwar nur noch rund 9 900 Einwohner, aber mit rund 70 Geburten im Jahr so viele junge Neuzugänge wie lange nicht mehr.
Aber eine weiterführende Schule werden die wohl in Kolkwitz nicht besuchen können oder gibt es Hoffnung für die Wiedereröffnung der Oberschule?
Ich will den Kampf nicht aufgeben. Vielleicht finde ich in den neuen Gemeindevertretern Mitstreiter für die Idee. Die haben mir vielfach gefehlt, zumal auch der Landkreis kein großes Interesse am Schulstandort Kolkwitz hatte. Die Schließung der Schule unterlag auch einigen, vorsichtig gesagt, „seltsamen“ Bedingungen. Ich bleibe dabei: Eine Gemeinde unserer Größe braucht eine weiterführende Schule - einfach weil soziales und Vereinsleben daran hängt. Ende des Jahres werden wir per Umfrage wissen, wie die Eltern der Kolkwitzer Grundschüler darüber denken. Dann werden wir weiter sehen.
Sicher gibt es noch mehr Aufgaben, für die starke Stimmen nötig sind?
Die Gemeindevertreter müssen zunächst den schweren Prozess der Schwerpunktfindung durchmachen. Nach Straßenbau in Krieschow, Friedhofshalle und Straßenbau in Papitz sowie der Feuerwehr in Glinzig gibt’s neue Baustellen: die Abwasserfrage in Hänchen, Straßenbau in Eichow, Klein Gaglow, Hänchen oder auch in Kolkwitz. Zwei Sportvereine bauen mit dem Goldenen Plan Brandenburg und mir ist auch die Aufwertung des Zentrums in Kolkwitz rund um die alte Kaufhalle wichtig, ebenso wie eine Feuerwehrfahrzeughalle für Kunersdorf. Viel zu tun. Und dafür braucht es Leute, die sich nicht nur als Interessenvertreter ihrer Ortsteile sehen, sondern das Kirchturmdenken zugunsten einer ausgeglichenen Entwicklung der Gesamtgemeinde hinten anstellen können. So wie das überwiegend auch bisher geklappt hat. Dafür möchte ich ausdrücklich danken und das wünschte ich mir auch künftig.
Sie selbst hätten doch auch für den Kreistag oder die Gemeindevertreterversammlung kandidieren können, um dort die CDU zu stärken. Sie wollten nicht?
Ich halte eine Scheinkandidatur für Wahlbetrug, denn ich darf durch das Mandat als Bürgermeister ebenso wie ein Landrat nicht antreten. Das mag in der großen Politik vielleicht noch angehen, aber hier in den Kommunen und Kreisen kommt es auf die handelnden Personen an. Am Ende sind es solche, die sonst nicht gewählt worden wären. Keine gute Idee angesichts der ohnehin zunehmenden Politikverdrossenheit.
Danke für das Gespräch.



Kolkwitz-Bürgermeister Fritz Handrow:
„Ich verlasse mich auf Cottbuser Zusagen!“

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