aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

SERIE: Cottbus lässt Dampf ab - wie die Wärme unterwegs ist (4)
Cottbus verfügt seit Jahrzehnten über zwei Fernwärmenetze. 1 549 Abnahmestellen werden durch 385 Kilometer Rohrleitung erreicht. Dabei nutzt das Unternehmen Technologien, die deutschlandweit bestaunt wurden und teils noch heute Studiendelegationen begeistern. Wie funktioniert das umweltfreundlichste, sichere und saubere Wärmesystem, das zur Zeit seine gewaltigen Rohre gar nicht schmückend ins Stadtbild wälzt? Warum haben Dampfleitungen ausgedient? Was kann Heißwasser wirklich? Wir spüren großer Technik nach
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Hightech unter der Kanzel
Selbst Bach würde die städtische Wärme preisen

In drei Beiträgen haben wir den Weg der Wärme über und unter der Erde erklärt. Seit 1958 baut die Stadt die „U-Bahn“ umweltfreundlicher Wärmeversorgung. Bis in den mittelalterlichen Kern reicht sie.
Wo kommt denn nun der „Geheimgang“ von der Klosterkirche hier an? Besucher beim Denkmaltag am Sonntag wollten’s genau wissen. Die ganze Stadt spricht über fast 18 Kilometer Sammelkanal. Durch ihn kommt die Fernwärme auch zu den Kirchen. „Nicht direkt ins Gotteshaus führt der Gang“, schränkte der erläuternde Architekt richtig ein. Die letzten Meter zum jeweiligen Kunden sind immer herkömmliche Haubenkanäle oder Erdleitungen.
Immerhin zeigt der seltene Fall eines fernbeheizten Mittelalterbauwerkes die Möglichkeiten der stets gleichmäßig zur Verfügung stehenden Fernwärme. Neuste Technik programmiert langfristig den Wärmebedarf. Sie heizt oft genutzte Gemeinderäume schnell hoch, das Kirchenschiff hingegen höchst sanft, genau um ein Grad pro Stunde. Schnelle Wärmewechsel würden auf Dauer dem kostbaren Bauwerk, besonders aber seinen Kunstwerken und der Orgel-Stimmung schaden. So würde also selbst der große Kirchenmusiker Bach den Stadtwerken dankbar sein, weil sie heute zur Klangreinheit seiner göttlichen Musik beitragen. Die wird seit der Heizungssanierung auch nicht mehr durch das Gerassel der alten Heiztruhen gestört. Das war bislang so lästig, dass Gottesdienstbesucher lieber froren, als auf das Wort von der Kanzel und die Musik von der Empore nahezu ganz zu verzichten.
Auch das 100-jährige Theater, die Knappschaft am Schillerplatz und die Kammerbühne in der Wernerstraße sind Fernwärmekunden. Sie werden gegenwärtig noch über Dampfleitungen versorgt. Erst 2010 im 3.?Bauabschnitt der jetzt am Brandenburger Platz noch sichtbaren Großinvestition wird der westlich des Zentrums liegende Teilabschnitt auf Heißwasserbetrieb umgestellt.
Die Kunden merken von diesem Kraftakt selbst nichts. Corinna Kammer erläutert: „Im Sammelkanal unter dem BLECHENcarré befinden sich bereits jetzt schon neue Rohre, die sowohl für Dampf als auch Heißwasser geeignet sind.
Die Dampfwärme gilt heute generell als veraltet. Überall in Deutschland, gegenwärtig zum Beispiel auch in München, unternehmen Dampfnetzbetreiber große Anstrengungen in der Umstellung auf Heißwasser. Die Kundenberaterin: „Größte Schwierigkeit macht uns die Sommerheizlast; die ist durch den Absatzrückgang an technologischen Verbrauchern, also Industriebetrieben, kaum beherrschbar.“ Es gibt Dampfschläge, aufwendige Kondensatwirtschaft und damit hohe Betriebskosten.
Und es spricht ein weiterer gewichtiger Grund für den Wechsel zum Heißwasserbetrieb: Die attraktive Fernwärme wird immer begehrter bei Neukunden. Deren Anschluss an das Dampfsystem wäre sehr viel kostenintensiv.
Die Betriebsführung eines Heißwassernetzes ist wesentlich einfacher, sicherer und kostengünstiger. Ziel der Stadtwerke ist es, die Anschlußdichte weiter zu erhöhen, damit auch in Zukunft marktfähige Preise angeboten werden können.
Lesen Sie hier am Sonnabend: Wo kommt die Fernwärme her?

Die Oberkirche ist das größte und älteste Bauwerk dieser Stadt. Beheizt wird es seit 1976 mit Fernwärme. Neuste Technik erlaubt jetzt eine schonende Betriebsführung. Sie bringt mehr Wohlgefühl für weniger Kosten

 



Die Oberkirche benötigte früher einen riesigen Kohlenkeller, damit etwas Wärme möglich wurde. Er ist dank Fernwärme überflüssig. In das Gewölbe wurden Toiletten eingebaut, die besonders dann, wenn zu großen Konzerten über 1000 Besucher im Haus sind, dringend gebraucht werden. Die Raumersparnis ist ein großer Vorzug der Fernwärmekunden

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