aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

SERIE: Cottbus lässt Dampf ab - wie die Wärme unterwegs ist (3)
Cottbus verfügt seit Jahrzehnten über zwei Fernwärmenetze. 1 549 Abnahmestellen werden durch 385 Kilometer Rohrleitung erreicht. Dabei nutzt das Unternehmen Technologien, die deutschlandweit bestaunt wurden und teils noch heute Studiendelegationen begeistern. Wie funktioniert das umweltfreundlichste, sichere und saubere Wärmesystem, das zur Zeit seine gewaltigen Rohre gar nicht schmückend ins Stadtbild wälzt? Warum haben Dampfleitungen ausgedient? Was kann Heißwasser wirklich? Wir spüren großer Technik nach
_________________________________________________________________________________________

Wandern zwischen Lichtpunkten
Aus der Dunkelheit kommt die sinnvole Alternative für Schornsteinwälder

In zwei Beiträgen haben wir uns mit den Dampfrohren auf dem Brandenburger Platz und dem eigentlichen Weg der Wärme unter der Erde befasst.
Seit 1958 baut die Stadt an ihrer „U-Bahn“ umweltfreundlicher Wärmeversorgung.

Etwa aller hundert Meter sind dicht nebeneinander zwei Feuchtraum-Lichtschalter. Einer für den Weg voraus, der andere für die hinteren Lampen. „Der Letzte macht das Licht aus“, heißt hier der Spruch, wenn mehrere Leute unterwegs sind. Das kommt nicht selten vor. Manfred Gutsche, jahrzehntelang Netzmeister, verabschiedete sich gerade in den Ruhestand. Er hat unermüdlich Fachdelegationen aus ganz Deutschland durch die Kollektoren geführt. Nach einigen Abbiegungen erschließen sich die erstaunlichen Dimensionen. Bauwerke für Dehnungsschleifen werden passiert, dann Arbeitseinstiege, Abzweige, Knoten. Das größte Untergrundbauwerk befindet sich unterm Radisson am Bahnhof westlich der Pücklerpassage. Es ist zehn mal zehn Meter groß und 1978 als Wärmeeingang für den Wohnkomplex V (Leipziger Straße und Umgebung) entstanden. Wer da unten zwischen den staubigen Rohren dahergeht, ohne Erläuterung ziemlich orientierungslos, fragt sich: Lohnt der Aufwand für solch eine immense Untergrund-Investition?
„Und wie das lohnt“, sagt Corinna Kammer. Cottbus war eine der ersten Ost-Städte, die den Wald von Hausschornsteinen reduziert hat. Aber auch heute im Zeitalter von Öl- und Gasheizungen ist die Fernwärme, die unten völlig geräusch- und geruchlos ihren Weg zum Kunden findet, „die ökologisch sinnvollste Alternative zu jeglicher Individualheizung“. Zudem ist sie preiswert. Für Leute, die neu bauen oder sanieren sowieso: Das Haus braucht weder Schornstein noch Räume für Stapelkohle oder Tanklager. Das minimiert Baukosten, und später ist Fernwärme für den Kunden praktisch wartungsfrei. Und sie kann alles - mit entsprechender Technik sogar kühlen, wie das bei den OP-Sälen im Thiem-Klinikum oder beim Galeria-Kaufhaus geschieht.
Gut gerechnet haben die Schöpfer des Fernwärmenetzes immer. In der Altstadt (siehe Abbildung) geht der Sammelkanal deswegen teilweise durch die Keller der Plattenbauten. Auf anderen Bauwegen hätte es sonst Konflikte mit der Archäologie gegeben. Und gerade für die Erbepflege ist die supermoderne Fernwärme prädestiniert. Sogar die ehrwürdige Oberkirche hat ihr wohliges Klima daher. Lesen Sie hier am Mittwoch: Hightech unter der Kanzel



Aus den dunklen Tiefen der Sammelkanäle hinaufgeklettert zum Dach von Galeria Kaufhof: Auch die mächtigen metallenen Bauwerke dort oben werden aus den Kanälen mit Fernwärme gespeist. Sie wandeln die Wärmeenergie auf „wundersame“ Weise in Kälte und klimatisieren das Kaufhaus



Der Sammelkanal in der Altstadt führt teilweise durch Keller der Neubauten Klosterstraße und Oberkirchplatz



Weite Wege legt Michael Lehmann entlang von Rohren und Kabeln zurück. Die Abschnitte sind gut beleuchtet, grüne Licht-punkte signalisieren Streckenenden. Für alle Fälle ist eine gute Handlampe dabei

zurück...