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SERIE: Cottbus lässt Dampf ab - wie die Wärme unterwegs ist (1)
Cottbus verfügt seit Jahrzehnten über zwei Fernwärmenetze. 1 549 Abnahmestellen werden durch 385 Kilometer Rohrleitung erreicht. Dabei nutzt das Unternehmen Technologien, die deutschlandweit bestaunt wurden und teils noch heute Studiendelegationen begeistern. Wie funktioniert das umweltfreundlichste, sichere und saubere Wärmesystem, das zur Zeit seine gewaltigen Rohre gar nicht schmückend ins Stadtbild wälzt? Warum haben Dampfleitungen ausgedient? Was kann Heißwasser wirklich? Wir spüren großer Technik nach

Die heiße Cottbuser Unterwelt
Seit 50 Jahren Fernwärme im Angebot - heute ein höchst begehrtes Produkt

Dicke Silberrohre liegen auf dem Brandenburger Platz. Von Süden strecken sie sich durch Ostrow bis zur Stadtpromenade. Dort tauchen sie in den begehbaren Sammelkanal ein. Unter dicker Isolierhaut strömt im 500-er Rohr 190 Grad heißer Dampf zu den Kunden, abgekühltes Kondensat fließt im „aufreiterten“ Rohr zurück zum Heizkraftwerk. Was ein halbes Jahrhundert lang eigentlich niemandem auffiel, rückt durch 11 Millionen Euro Investition ins Blickfeld: Cottbus heizt einen Großteil seiner Wohnungen, Betriebe und öffentlichen Gebäude mit Fernwärme. Teils geschieht das mit Heißwasser, teils mit Dampf. Dem Dampfnetz bereiten die Stadtwerker derzeit eine Abschiedsbühne - 2010 wird es kein Dampfrohr mehr geben.
„Wir produzieren dadurch jährlich 17 000 Tonnen CO2 we-
niger“, sagt Planerin Corinna Kammer, die trotz allem die glänzenden Rohre fast liebevoll streichelt. Eine faszinierende
ingenieurtechnische Leistung steckt im ganzen System, das seit 1958 gebaut wurde. Die Wohnhäuser in der Gartenstraße und in der Ottilienstraße waren die ersten, die ohne Hausschornstein warme Stuben bekamen. Aber die gewaltigen Dimensionen des Dampfnetzes orientierten sich damals vor allem am technologischen Bedarf der Produktion. Textilbetriebe, Färbereien und Wäschereien nutzten das heiße Medium.
Heute ist in dieser Kategorie nur noch das Bahnwerk (früher Raw) Wärmeabnehmer. Aber auch Post, Stadthalle, Theater, Rathaus, Galeria und zuletzt der Traditionsbetrieb Feinkost Kunella müssen vom Dampfbetrieb auf Heißwasser umgerüstet werden. Das neue Rohr muss exakt in die Trasse des alten gelegt werden. Deshalb ist für eine Übergangszeit noch weitere zwei Jahre das oberirdische Provisorium nötig.
Im Oktober wird der Bauabschnitt Briesmannstraße fertig. Dann machen sich die Monteure unsichtbar. Sie arbeiten unterirdisch weiter im Sammelkanal. Fast 18 Kilometer lang erstreckt der sich unter der Stadt.

 

 

Neue Netzteile: Isolierer am Abzweig (li.) zum Ostrower BusinessPark. Rechts ein Rest vom alten Haubenkanal



Die neuen Kunststoffmantel-Stahlrohre brauchen kein Tunneldach aus Beton mehr,
sie liegen wie hier im Bereich Briesmannstraße, in verdichtetem Kies
Fotos: Hnr


Dipl. Ing. Corinna Kammer betreut
als Kraftwerkstechnikerin Sondervertragskunden der Stadtwerke

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