Schluss mit lustig - wann werden Verbände wach?
Bauer Pschuskel sieht arbeitende Stände ohne Lobby

Cottbus. Es ist Erntezeit. Bauer Pschuskels Arbeitstag beginnt um fünf, endet gegen zehn. Mittags duscht er, isst deftig, macht zwei Stunden Siesta und denkt nach. Zur Zeit über Dieselpreise. Die sind, abgesehen von kurzzeitigen Tälern wie augenblicklich, angsterregend. Seit der Wende stieg der Preis für Agrardiesel auf das Vierfache. Allein die Ernte braucht 40 Liter Diesel pro Hektar, 100 Liter rechnet man aufs Jahr pro Hektar, 10?000 Liter sind das bei mittleren Wirtschaften. „Es brodelt im Gewerbe“, sagt Hans Pschuskel, und es macht ihn rasend, dass Verbände und Kammern, die deutsche Politik unter Druck setzen müssten, gar nichts tun. „Die sitzen in dunk-len Anzügen bei fadem Talk am Altmarkt oder kegeln und skaten bei sogenannten Versammlungen, es geschieht - nichts!“
Hans Pschuskel, parteilos, ist seit zwei Legislaturperioden Abgeordneter für die CDU und will wieder rein ins Parlament. „Solcher Unsinn, wie ihn Sarrazin, SPD-Finanzsenator in Berlin, verbreitet kann nicht hingenommen werden: Die Leute sollen sich warm anziehen, wenn das Geld nicht für Feuerung reicht, und billige Mettwurst essen statt Schinken. Unerhört. Wozu halte ich 150 Rinder!“ Pschuskel ist empört über Politik der Ignoranz. „Die Leute haben ihre Heizung auf Holz umgestellt und werden es nicht bezahlen können, und die Kinder, denen sie Reitpferde geschenkt haben, müssen meine Heuballen vom Feld klauen.“ Auch deren Preis
hat sich mehr als vervierfacht seit der Wende.
Es ist eine Teuerung gegen die arbeitenden Stände im Gang, und die Lobby schweigt. Hans Pschuskel lässt sich wählen, um gehört zu werden. H.