aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Wenn Rezepturen für gute Lokalpolitik gefragt sind...
...könnte künftig Schokoladenfabrikant Peter Bienstman
zuständig sein - er kandidiert im Kreis

Region. Seine flamischen Wurzeln klingen im Dialekt an. Aber dass hier 90 Prozent seinen Namen hinten mit Doppel-N schreiben, macht aus Peter Bienstman immer mehr den Lausitzer „Wir sind vor 16 Jahren in die alte Hornower LPG-Küche gezogen“, erinnert er sich an Anfänge mit Ehefrau Goedele Matthyssen. Beide führen die Confiserie Felicitas mit 45 Angestellten. Drei Kinder sind in Hornow geboren. Die sympatischen Schokoladenfabrikanten haben Freunde gefunden; ihre feine belgische Schokolade schmilzt auf Gourmet-Gaumen in Cottbus, Dresden und bald auch in Potsdam.
Als Peter Bienstman von Landrat Dieter Friese gefragt wurde, ob er für die SPD im Kreistag kandidieren mag, hat er nicht lange überlegt. „Ich finde, die Chancen der NPD werden lokal unterschätzt. Meine Kandidatur soll zeigen, dass Menschen wie wir verlässliche demokratische Politik wollen.“ Der katholisch geprägte Familienvater hat trotz des C in der CDU und der wirtschaftlichen Argumente der FDP die meiste Übereinstimmung bei Sozialdemokraten gefunden. Und nur die haben ihn angefragt.
Als Jäger, Hobby-Pferdewirt und Naturmensch schätzt er Landwirtschaftsminister Dietmar Woidkes Arbeit, auch zu der von Ministerpräsident Matthias Platzeck gäbe es doch eigentlich keine Alternativen, überlegt er laut.
Nur zum Kohlethema im Spree-Neiße-Kreis, da reklamiert er für sich eine andere Position. Seine Pferdekoppel könnte in 30 Jahren verschwunden sein, wenn Vattenfall die Planungen für den Tagebau bei Bagenz-Ost wahr macht. „Auch unsere Schokoladenproduktion braucht Energie“, weiß er, „aber ich bin lieber in Kontakt zu denen, die abwägen und dann entscheiden müssen!“ Der Parteilose will, dass jenseits von Parteidisziplin alle Positionen gehört werden. Auch dem Landrat werde diese Reibung gut tun, glaubt er, und will das Veto nicht überbewertet wissen. Entschieden werde sowieso in Brüssel, Berlin oder Potsdam.
Die Kommunalverfassung erlaubt dem Belgier zwar eine Kandidatur im Kreis-, nicht aber im Land- oder Bundestag. Obwohl er viele Ideen hätte für gute Bildungs- und eine gerechte Gesundheitspolitik, die er aus seiner Heimat mitbringt. Die Jugend habe es dort leichter - beruflich und sozial - berichtet er. Viele junge Hornower, die in seine Schokoladenfabrik zum Praktikum kamen, sind nicht mehr da. „Wer klug ist, geht weg!“ Das macht ihm Sorgen. Seine Kinder, 15, elf und vier Jahre alt, sollen möglichst hier Chancen zu beruflicher Bildung haben. Dafür lässt sich auch lokal streiten. Deshalb würde er gern im Bildungs- und Wirtschaftsausschuss mitmachen. Freiräume dafür hat er sich in den 16 Jahren mit kluger Personalpolitik erarbeitet.
Auf Listenplatz vier im Wahlkreis Döbern-Land/Neuhausen-Spree hängt sein Erfolg ganz von ihm selbst ab. „Wenn meine Kandidatur keine Stimmen zieht, bin ich auch nicht drin“, hat er sich ausgerechnet. Beim letzten Mal schafften es nur die Plätze eins bis drei in den Kreistagssaal. Das wäre auch nicht schlimm, sagt er, ohnehin wollte er auch andere Dinge tun. Einen Taubenschlag bauen, zum Beispiel. Trotz der Kohlebagger. G. Grube

29. September 2008 - Wir haben die WAHL
Gemeindevertretungen, Stadtverordnetenversammlungen und Kreistage werden neu gewählt. In diesen Sommertagen entscheiden sich Männer und Frauen, für solche Gremien zu kandidieren. Als Mitglieder von Parteien oder Vereinen, als Einzelkandidaten oder parteilose Bürger auf Listen von Parteien. Was bewegt Menschen, solche Arbeit anzupacken, sich der Herausforderung und Verantwortung zu stellen. Wir erleben einige von ihnen

 



Belgische Schokoladen-Rezepturen sind sein eigentliches Fachgebiet, aber auch kluge Politikrezepte reizen Peter Bienstman.
Mit belgischem Pass kandidiert
er für den Kreistag in Forst.
Laut Kommunalverfassung ist
das möglich, „...und auch nützlich“,
ergänzt er, „es schadet auch
lokaler Politik nicht,
über europäische Grenzen
zu schauen!“
Foto: G.Grube

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