aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

„Damit Leute hierher ziehen, müssen wir
Kreatives ausstrahlen“
Grüne Kreistagskandidatin Ska Keller sieht das mehr in erneuerbaren
Energien als in der Kohle


Region
(gg). Ihr Thema Nummer eins ist schnell eingekreist:
Ska Keller, eigentlich heisst sie Franziska, kommt aus einer
Stadt, die in den langfristigen Tagebauplänen in eine Insellage
geraten wird. Ihre politische Aktivität entwickelte sich mit dieser
gefühlten Bedrohung. In Guben besuchte sie das Pestalozzi-Gymnasium, bekam erste politische Kontakte über
den Internationalen Jugendverein Guben-Gubin e.V. und entschied
sich 2000, in die Grüne Jugend einzutreten. „Grüne Politik
ist deshalb spannend, weil sie Verknüpfungen herstellt zwischen Ökologie, Ökonomie und Frauenpolitik zum Beispiel“,
erzählt sie. Weit über die regionalen Themen hinaus
musste sie seitdem denken lernen, denn seit sie 2002 in die
Partei eintrat, ging’s rasch bergauf. 2007 wurde sie mit Axel Vogel
aus Eberswalde in die Doppelspitze des rund 700 Mitglieder starken Landesverbandes gewählt. Die zierliche Studentin ist seitdem
auf großen politischen Bühnen zwischen Prignitz und
dem Elbe-Elster-Land gefragt. Jetzt kandidiert sie für den
Kreistag in Forst. Mit dem Rad findet sie den Weg zu den Kerkwitzern, die gegen ihre Abbaggerung kämpfen, um mit ihnen
die Argumente zu tauschen und Wissen zu tanken, das sie in ihrem
exotischen Studienfach nicht lernt. Und unaufgeregt und
klar formuliert sie, was sie für vernünftig hält: „Landkreise
wie unserer, die auf Braunkohleverstromung setzen, schneiden
in Zukunftsrankings nicht ohne Grund schlecht ab. Wenn
wir wollen, dass Abwanderung gestoppt und Arbeitsplätze geschaffen
werden, müssen wir auf Kreatives setzen. Erneuerbare
Energien haben dieses Potenzial!“ Warum zum Beispiel
kann Forst nicht Schrittmacher sein für dringend nötige Energiesparstrategien, für solare Pilotprojekte auf allen Dächern,
wie sie in Marburg jetzt erdacht werden? Das fragt sie und rechnet
sich mehr Einfluss aus, wenn im Kreistag statt bisher einem
vielleicht zwei grüne Abgeordnete sitzen. Dazu noch mehr
auch in kommunalen Parlamenten.
Alle SPN-Wahlkreise wollen die Grünen deshalb besetzen.
Eines hemmt: Nur zehn Mitglieder hat die Partei im
Kreis. Erst langsam werden es mehr. „Man braucht eine kritische
Masse, dann schafft man auch Nachwuchs- und Pressearbeit“,
ist sie sich sicher. Dass das heiße Braunkohlethema
zunehmend auch durch die Linkspartei besetzt werden
wird, sieht sie gelassen: „Das wirbt indirekt für uns. Aber unsere
Wähler wissen: Wir sind das Original!“

Ska Keller (26), geboren in Guben, studiert Islamwissenschaften an der FU Berlin. In den Kreistag möchte sie gern, um grünen Argumenten gegen neue Tagebaue und für die Zukunft erneuerbarer Energien mehr politische Durchsetzungskraft zu geben: „Schon heute
stehen 5000 Arbeitsplätze
in der erneuerbaren Energiewirtschaft nur 3800
in der Kohle gegenüber!“
Fotos: Gabi Grube

zurück...