aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

„Politik ist jugendverdrossen - und nicht umgekehrt“
...meint Franziska Mattheis (18) und will das als Stadtverordnete
bei den LINKEN?selbst ändern

Cottbus. Da gab’s nie etwas anderes als linke Politik. In ihrer Familie nicht, mit der sie heute in Ströbitz wohnt, und auch bei ihr nicht, seit sie 12 ist. Da nämlich ging Franzi das erste Mal zur Red-Summer-Party ins Cottbuser Strombad. Die Party war super, die Organisatoren auch und deren Konzept, so ganz nebenbei politisch aktiven Nachwuchs zu finden, ging bei Franzi auf. Sie wurde Mitglied in der linken Jugendorganisation „solid“. Heute ist sie längst Parteimitglied bei den LINKEN und das nicht nur, weil sie deren Weltanschauung teilt, sondern weil sie sich hier ein Stück wie Zuhause fühlt. Seit der Irokesenschnitt runter ist vom Kopf und nur noch zwei Piercings an ihre heftige Punkervergangenheit erinnern, hat auch der Freundeskreis durchaus gewechselt. „Meine Parteifreunde sind die treuesten“, sagt sie, „die helfen mir und ich kann ihnen auch helfen!“
Zum Beispiel Politik wieder begreifbar auch für junge Leute zu machen. Die seien nämlich durchaus interessiert an guter Politik, die würde nur zu selten gemacht, sagt sie und zitiert einen Freund, der mal sagte: Jugend ist nicht politikverdrossen, sondern Politik jugendverdrossen!
Im Bildungsbereich, in der Kultur und für Soziales würde sie sich deshalb gern engagieren. Franzi weiß, wovon sie spricht. Schließlich macht sie nächstes Jahr ihr Abitur an einer Schule, die heftig im Fadenkreuz aktueller Bildungspolitik steht. „Kleinere Klassen, sinnvoller Lehrereinsatz, bessere Ausstattung, keine `nullten Stunden` mehr ab sieben Uhr fünf und endlich Planungssicherheit für alle“- dafür würde sie gern streiten. Dass man, um Bildungspolitik zu ändern, größeren als nur lokalen politischen Einfluss braucht, weiß sie. „Wer träumt nicht davon, den zu haben?“ Auch das würde sie später gern versuchen.
Sie hat das nötige Selbstbewusstsein. Kein Wunder, denn konfliktfrei lebt sich’s gerade nicht als linker Punk in einer Schule, an der unter 1600 Schülern durchaus andere Gesinnungen Raum greifen. „Ich gehe keinem Gespräch aus dem Weg, obwohl es schwer ist, Einstellungen zu ändern“, schätzt sie ein. Bei ihr wäre das schließlich genauso und auch, wenn sie im Herbst im Stadtverordnetensaal auf die Verfassung schwören sollte, würde sie es in schwarzem T-Shirt und mit all dem Metall im Gesicht tun. „Das gehört zu mir, wie zu anderen die Ohrringe!“
Noch sind die Listenplazierungen für die Cottbuser Wahlkreise nicht beschlossen, aber weil die LINKEN ganz bewusst junge Leute in vorderste Reihen bringen wollen, ist sie ganz optimistisch, dass sie auf dem Wahlzettel nicht weit weg von ihrem Vorbild André Kaun (auch er kam mit 18 in die Stadtverordnetenversammlung) im Wahlkreis Mitte-Ströbitz stehen wird. Nach dem Abitur will Franzi Politologie studieren. Drauf gekommen ist sie auch, weil ihr der Unterricht in Politischer Bildung besonders gefällt. Zumindest an ihrer Schule ist der richtig gut, sagt sie. Fehlendes Wissen könne also nicht Ursache für verdrehte politische Gedanken sein.
Dass Franzi jetzt Kandidatin für die Stadtverordnetenversammlung wird, wissen nur ihre engs-ten Freunde. Lehrer und sogar die Mutti werden den vollen Ernst von Franzis Plan erst erkennen, wenn sie heute Zeitung lesen. Das ist sicher typisch. Franzi weiß, was sie will: Mitmachen nämlich und dafür sorgen, dass mehr junge Leute zur Wahl gehen und auch erwarten können, dass dann jemand für sie spricht.
Wenn ihr genügend Leute Mut machen, dann wird sie auch für ihre Kandidatur werben. Als nächstes bei der Red-Summer-Party im Strombad, die sie wieder mit organisiert. Am 18. Juli steigt die. Franzis ausgefallen harter Musikgeschmack wird zwar nicht gespielt, aber das sei schon okay, meint sie, sattelt den Rucksack und steigt aufs Rad in Richtung Geschäftsstelle der Partei. Ist hat viel zu tun im Kommunalwahljahr. G.G.

29. September 2008 - Wir haben die WAHL
Gemeindevertretungen, Stadtverordnetenversammlungen und Kreistage werden neu gewählt. In diesen Sommertagen entscheiden sich Männer und Frauen, für solche Gremien zu kandidieren. Als Mitglieder von Parteien oder Vereinen, als Einzelkandidaten oder parteilose Bürger auf Listen von Parteien. Was bewegt Menschen, solche Arbeit anzupacken, sich der Herausforderung und Verantwortung zu stellen. Wir erleben einige von ihnen

Franziska Mattheis geht in die 12. Klasse am Pückler-Gymnasium. Zur Kommunalwahl im September darf sie das erste Mal wählen. Dann steht sie, wenn alles gut läuft, auch schon selbst auf der Wahlliste für die LINKEN. Ihre Freunde waren erst skeptisch, jetzt finden sie es cool. Franzi: „Wenn’s klappen würde, dann wird richtig gefeiert!“

Franziska Mattheis geht in die 12. Klasse am Pückler-Gymnasium. Zur Kommunalwahl im September darf sie das erste Mal wählen. Dann steht sie, wenn alles gut läuft, auch schon selbst auf der Wahlliste für die LINKEN. Ihre Freunde waren erst skeptisch, jetzt finden sie es cool. Franzi: „Wenn’s klappen würde, dann wird richtig gefeiert!“ Foto: Gabi Grube

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