aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Weder Ochs noch Esel
Schreibfehler erweist sich als Rassemerkmal

Cottbus. Vielleicht ging es nicht nur Horst Müller aus der Kleinen Thiemstraße in Cottbus so, er aber fasste sich ein Herz und griff zur Feder, um sich Luft zu machen: „Mit großem Interesse lesen wir stets den „Boten“. Die Ausgabe vom 24. Mai jedoch erzeugte ‘Pisagrinsen’. Wir glaubten zunächst an einmaliges Versagen. Keiner ist fehlerfrei. Die Ausgabe vom 31. Mai zeigte unmissverständlich: Diese Redaktion kann es nicht besser. Sie schreibt wirklich Ochse mit X!“ Herr Müller heftete zum Beweis Anzeigen und Textauschnitte an seinen Brief, die sich auf das „Aueroxenreservat“ in der Spreeaue beziehen. Nicht ohne Ironie zitiert er den bekannten Spruch von Honnecker, wonach weder Ochs’ noch Esel den Lauf der Welt aufhalten. Vielleicht, so mutmaßt Herr Müller, wäre es mit den X-Oxen und dem Sozialismus ganz anders gekommen?
Wahrscheinlich nicht, denn: Die X-Ochsen gab es zu Erichs Zeiten noch nicht. Da auch wir anfangs Schwierigkeiten mit der Schreibweise unserer „Aueroxen“ hatten, suchten wir die fachliche Erklärung des Phänomens, das sich in keinem Duden findet, aber wohl auf dem Weg dorthin ist. Landwirt Wolfram Hotzler, Halter der X-Ochsen, erläutert: „Die letzten Urrinder sind 1627 in Polen geschossen worden, seitdem gilt die Rasse als ausgestorben. Diese Aueroxen, auch Heckrinder genannt, die wir in der Spreeaue halten, sind Nachzüchtungen dieses Urrindes aus Robustrassen. Um den Unterschied zum Urrind auch im Namen kenntlich zu machen, waren wir die ersten, die die Nachzüchtung mit X schrieben. Das X steht dabei für ‘Kreuzung’. Auf der Tagung des Vereins zur Förderung der Aueroxenzucht im Herbst wird beschlossen, das deutschlandweit so zu handhaben. Wir hier in Cottbus haben für den Namen ‘Aueroxenreservat` Titelschutz beantragt!“
Wer also die Rindviecher in der Spreeaue mit X schreibt, liegt rein zuchttechnisch und titelrechtlich auf der richtigen Seite. Auch wenn der Duden das anders regelt. Und trotzdem gilt: Immer schön aufmerksam bleiben und sich kein X für ein U vormachen lassen! G. Grube

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