aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Konsens: Die Region muss größer gedacht werden
Albert und Goretzky schränken ein: Für institutionelle Zusammenarbeit fehlt es an gleichen Struktur

Cottbus (gg). Wulf Goretzky, seit Februar Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Cottbus (EGC), zum Unterschied zwischen Wirtschaftsförderung in Bal-kanländern und in Deutschland: „Man steuert im Osten immer auf eine bessere Zukunftsperspektive hin, während es hier mehr um die Sicherung des Vorhandenen geht!“ Das schlage sich auch in der Grundeinstellung nieder, sagt der in Bonn geborene Kaufmann, er vermisse in Deutschland die Erkenntnis, dass man selbst aktiv werden müsse, um wirtschaftlichen Erfolg zu haben.
Neben Aktivität will er auch neue Struktur in die EGC bringen. So wird demnächst auch die Bestandspflege in seinem Haus angesiedelt werden - Wirtschaftsförderung aus einer Hand soll das bewirken. Und ein weiteres Problem steht kurz vor einer Lösung: Von rund einer Millionen Euro Etat fließen allein 400 000 Euro in die Finanzierung der eigenen Immobilien. Zuviel für schwarze Zahlen. Und vor jedem Reformschritt müssen alle drei Gesellschafter, Stadt, GWC und LWG, gehört werden.
Ganz anders funktioniert das im Landkreis. Rüdiger Albert, seit fast 10 Jahren Wirtschaftsförderer bei der 100prozentigen Landkreistochter CIT (Centrum für Innovation und Technologie) hat keine eigenen Grundstücke zu vermarkten. Die Kommunen des Landkreis haben dafür eigene Gesellschaften. Nur 40 Prozent des jährlichen Budgets der CIT von 800 000 Euro finanziert der Landkreis, den Rest gilt es über Projekte und Förderungen zu akquirieren. Dieser Unterschied in der Organisation sei das größte Hemmnis für eine institutionelle Kooperation, betonen die beiden Kollegen, die, anders als momentan die Kommunalspitzen, miteinander in regelmäßigem Gespräch sind. Albert fordert: „Zunächst sollte Cottbus da neu ordnen, um weitere Schritte möglich zu machen!“ Dass dafür jetzt ein neuer Geschäftsführer unverbraucht Pläne machen kann, das freue ihn. Denn, so sagen beide, für eine wirkungsvolle Präsentation der Wirtschaftsregion sei ein gemeinsamer Auftritt zwingend nötig. Selbst regionale Kooperationen würden für europäische Maßstäbe noch zu klein gedacht sein.
Gelungen ist trotzdem schon viel, betont Albert, vor allem in Existenzgründungsförderung und im Lotsendienst sowie beim Druck von Broschüren für Messen. Auch zur Expo-real im München werde man wieder einen gemeinsamen Stand betreuen. Manches sei dennoch kontrovers zu diskutieren: Zum Beispiel ob es nötig sei, den Flugplatz Nord für Business-Flieger zu öffnen. Albert: „Cottbus ist nicht München oder Berlin und wir haben mit Neuhausen einen Landeplatz, von dem aus man in 10 Minuten in der Stadt ist!“
Und es gibt gute Nachrichten: Im Landkreis stehe eine 10-Megawatt-Solarfläche in Preschen kurz vor dem Baustart, zusätzlich zur europaweit größten Fläche in der Lieberoser Heide. Auch ein Biomasseheizkraftwerk mit 20-Megawatt Leistung werde es in Forst geben. Das alles spreche für den guten Energiemix, der zu einer innovativen Energieregion gehöre.
Für eine fruchtbare wirtschaftliche Übersetzung von Forschungsergebnissen in Arbeitsplätze fehle für manche Branche allerdings genau der Mittelstand, der für Projekte genug Kraft und Potenz habe, schränkt Goretzky ein. Schließlich brauchten auch Hochschulen Geld für die Forschung..
Wulf Goretzky, der inzwischen auf Vorstellungstour durch Verbände und Kammern und Gremien unterwegs war, sieht viel Arbeit vor sich, aber fühlt sich freundlich aufgenommen und wird auch an diesem Abend mit vielen Hoffnungen in seine Arbeit konfrontiert. Bis in den späten Abend hat er offene Ohren für Ideen und Probleme. Auch als die Mikros lange ausgeschalten sind.

Zu Gast bei Gabi Grube waren:


Links: CIT-Geschäftsführer Rüdiger Albert: „80 Prozent der Investitionen kommen aus den bereits vorhandenen Unternehmen eines Standorts - das ist eine Chance!“


Rechts: EGC-Geschäftsführer Wulf Goretzky: „Uns fehlt für eine gesunde Wirtschaft in der Stadt die Struktur - zu viele Einzelunternehmen - zu wenig Mittelstand!“

Lothar Nicht, Beigeordneter für Ordnung, Sicherheit, Umwelt und Bürgerservice und LINKEN-Landesvorsitzender Thomas Nord bei Gabi Grube: „Es ist die den LINKEN eigene Streitkultur, dass über unterschiedliche Standpunkte offen geredet wird!“

Ein Prosit auf den Lausitzer Wein probierten am Sonnabend Prof. Reinhard Hüttel vom Lehrstuhl Bodenschutz und Rekultivierung der BTU, Uwe Zeihser als sein Mitarbeiter und Dr. Hartmuth Zeiß, Bergbauvorstand bei Vattenfall (von li.). Ausgeschenkt wurde am Wolkenberg bei Welzow, wo rund 200 Rebstöcke wachsen. Welche Perspektiven der Weinbau in der Region hat, ist Thema der nächsten DoppelPunkt-Runde am 5. Juni Foto: G.Grube

Am 5. Juni
reden wir über:

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„Lohnt ein Prosit auf den Lausitzer Wein?“ mit Prof. Reinhard Hüttl (BTU) und Hubert Marbach, Winzer aus Jerischke

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