Neuanfang braucht Mut
Der Calauer Carl Anwandter hatte in Chile Erfolg, der bis heute wirkt /
Gymnasium daheim schließt

Region (h). Enttäuschte Hoffnung war die Ursache für die Auswanderungsentscheidung des Gubener, später Calauer Apothekers und Bürgermeisters Carl Anwandter vor 160 Jahren. Mit seiner Frau und sieben der acht teils schon erwachsenen Kinder folgte er Chiles Einladung und siedelte in Valdivia. Enorme Energie der ganzen Sippe, bald auch einschließlich der Schwiegerkinder, führte nach Rückschlägen zu einem glücklichen Leben im „Adoptiv-Vaterland“, wie Anwandter seine neue Heimat nannte. Er wurde Sprecher der Deutschen im Lande, gründete eine Brauerei, die später die größte Südamerikas wurde, und war Vater der Deutschen Schule. 31 Enkel, 73 Urenkel und viele weitere Nachkommen bis heute haben den Namen Anwandter weltweit zu einem Begriff für positiven Ausgang eines Emigrantenschicksals werden lassen.
Der Reisevortrag am 27. Mai im Cottbuser Presse-Café DoppelDeck (19.30 Uhr) befasst sich mit Valdivia und dem mittleren Chile, einer milden Landschaft, die tausenden deutschen Aussiedlern nach 1850 eine Chance zum Neubeginn gab.
Seit 2005 steigen Deutschlands Aussiedlerzahlen wieder. Über 150 000 sind es schon jährlich. Neuerliche Fehlentwicklungen scheinen Schuld zu haben, am Arbeitsmarkt und in der Demokratie-Praxis. Auch in Calau, wo das Gymnasium Anwandters Namen trägt, herrscht Trübsinn: Nach 61 Jahren wird die Schule geschlossen. Wäre doch wenigstens ein Anwandter nach Calau heimgekehrt...