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Mieter wollen CCS-Pleite nicht allein „bezahlen“
Mieterbund wendet sich mit Offenen Brief an Bürgermeister / Geheimnis um Verkaufsargumente unverständlich / Mieter-Sicherheit wird vermisst

Spremberg (ha). Mit einem Offenen Brief bittet der Mieterbund Niederlausitz e.V. den Bürgermeister Dr. Klaus-Peter Schulze um Hilfe, den von den Stadtverordneten beschlossenen Verkauf von 387 Wohn- und Gewerbeeinheiten der Gewoba noch zu verhindern. Die Mieter könnten nicht allein die Last des Missmanagements des City-CenterSpremberg tragen, heißt es in dem Schreiben. Darin wird gewarnt, den städtischen Einflussbereich für dieses kommunale Eigentum aufzugeben. Unverständlich sei, wie der Mehrheitsbeschluss möglich war, kritisiert wird auch die nichtöffentliche Entscheidung.
Jetzt wollen Vermieter und Stadtpolitik die Mieter beruhigen, dabei zeige die Praxis, dass Mieterhöhungen und Gewerberaumkündigungen nicht auszuschließen sind. Das sei nur durch einen zusätzlichen Kündigungsausschluss für mindestens fünf Jahren auszuschließen. „Da diese Absicherung weder erfolgt noch bisher vorgesehen ist, können auch Sie unschwer feststellen, dass die Versprechen, dass sich durch den Verkauf nichts verändern würde, nur Kosmetik sind und die Mieter beruhigt werden sollen“, heißt es wörtlich. Unterzeichnet ist der Brief vom Vorsitzenden Albrecht Papenroth.
Der vollständige Offene Brief:

Offener Brief des Vorsitzenden des Mieterbund Niederlausitz e.V. an den Bürgermeister der Stadt Spremberg
Spremberg soll kommunale GeWoBa-Wohnungen behalten
Sehr geehrter Herr Dr. Schulze, als Vorsitzender des örtlichen Mietervereins wende ich mich mit dem dringenden Anliegen an Sie, Ihren Einfluss geltend zu machen und sich bei den kommunalen Gremien in geeigneter Weise durchzusetzen, dass trotz erzwungenem Verkauf der kommunalen Liegenschaften der Spremberger Gesellschaft für Wohnungsbau mbH (GeWoBa), diese weiterhin kommunales Eigentum und damit im Einflussbereich der Stadt bleiben.
Sie kennen die Umstände und die Vorgeschichte der jetzigen Situation, in die sich vor ca. 10 Jahren die Stadt, vor Ihrer Amtszeit, unter Benutzung der GeWoBa durch das in der nunmehr vorhandenen Bauausführung erstellte City-Center Spremberg (CCS) am Marktplatz, gebracht hat.
Sie wissen auch, dass im Wesentlichen eine Person ihre geschäftlichen und gesellschaftlichen Verbindungen dazu ausgenutzt hat, persönliche Interessen beim City-Center zu sichern, die sich dann zum Schaden, nicht nur allein für die Spremberger Mieter der GeWoBa, ausgewirkt haben und noch auswirken.
Nunmehr ist es aber an der Zeit, dass nicht, wie vorerst durch die Stadtverordneten beschlossen, die vom vorgesehenen Verkauf der Wohnungen und Gewerbeeinheiten betroffenen Mieter der Spremberger Liegenschaften
- Lindenstraße 6-7
- Karl-Marx-Straße 88
- Lange Straße 6-7
- Am Spreedamm 2
- Pfortenstraße 6-8
- Schomberg 7
- Friedrichstraße 27-29
- Wiesenweg 34-37
- Wiesenweg 38
- Wiesenweg 39-42
- Hoyerswerdaer Straße 11-15
das bisherige Missmanagement beim CCS allein tragen müssen, sondern durch geeignete Maßnahmen der Stadt das kommunale Eigentum dieser Liegenschaften in unser aller Interesse gesichert bleibt.
Bei einem Verkauf an Dritte geht der kommunale Einfluss auf diese Liegenschaften für immer verloren.
Trotz dieser Kenntnis ist, für mich unverständlich, ein politischer Mehrheitsbeschluss zum Verkauf gefasst worden. Dieser Tagesordnungspunkt wurde in den nichtöffentlichen Teil der Stadtverordnetenversammlung verlegt, möglicherweise aus dem Grund, dass die Spremberger und die betroffenen Mieter nicht feststellen können, welche Argumente gegen den Verkauf vorgetragen wurden und welche Stadtverordneten dem Verkauf zugestimmt haben.
Die Gesellschafter der Gesellschaft für Wohnungsbau mbH (GeWoBa) und auch die politische Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Spremberg versuchen nunmehr die betroffenen Mieter der 387 Wohn- und Gewerbeeinheiten zu beruhigen, dass sich für sie durch den Verkauf des bisher unter kommunaler Aufsicht stehenden Eigentums nichts verändern wird.
Sie wissen selbst, dass in der Praxis etwas anderes zu erwarten ist, dass Mieterhöhungen und Gewerberaumkündigungen nicht auszuschließen sind.
Damit dieses nicht eintreten kann und die betroffenen Wohnungs- und Gewerbemieter durch den Verkauf der Immoblien keine Nachteile erleiden und eine relative Sicherheit haben, wäre diesen von der GeWoBa noch vor dem Verkauf für mindestens fünf Jahre (oder länger) der Ausschluss einer Mieterhöhung und den Gewerbemietern zusätzlich ein Kündigungsausschluss durch den Vermieter schriftlich zuzusichern. An diese Vereinbarung wäre dann der künftige Eigentümer gebunden.
Da diese Absicherung weder erfolgt noch bisher vorgesehen ist, können auch Sie unschwer feststellen, dass die Versprechen, dass sich durch den Verkauf nichts verändern würde, nur Kosmetik sind und die Mieter beruhigt werden sollen.
Sehr geehrter Herr Dr. Schulze, mit diesem an Sie gerichteten öffentlichen Brief will ich Sie veranlassen, den aufgezeigten Sachverhalt nochmals zu überprüfen und nach Möglichkeiten zu suchen, wie meinem Anliegen, als Vertreter der Spremberger Mieter, am besten entsprochen werden kann. Es geht hier auch um eine letzte geringe Wiedergutmachung vergangener Fehlentwicklungen und Versäumnisse.
Mir ist bewusst, dass es bestimmte Interessengruppen in Spremberg gibt, die alles versuchen werden, zu meinem Anliegen Gegenargumente zu suchen und dieses Anliegen zu diskreditieren.
Hierbei sollten Sie aber prüfen, ob diese Bemühungen im Sinne der Bürger liegen oder hintergründig Privatinteressen verfolgen.
Mit Ihrer Unterstützung erwarte ich einen positiven Ausgang im vorgetragenen Sinne und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Albrecht Papenroth
-Vorsitzender des Mieterbund Niederlausitz e.V. -

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