aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

„Hohe Kanonenstiefel“ auf der Bühne
Hofburg-Schauspieler Wilhelmi ist vor 220 Jahren in Schlichow geboren

Seine letzte Ruhe fand er, von großer Verehrerschar vielbeweint, in Wien. Sein Geburtshaus aber steht in Cottbus, genauer: in Schlichow, das mit Dissenchen 1993 zu Cottbus eingemeindet wurde.
Friedrich Wilhelm von Pannwitz, der sich später als Mime Friedrich W. Wilhelmi nannte, war Sproß eines der ärmeren Zweige derer von Pannwitz, die in der Niederlausitz weit verbreitet waren (u. a. als Herren auf Müschen, Babow und Gulben in Verwandtschaft mit Heinrich von Kleist).
Die von Pannwitz hatten Schlichow gerade zurück erworben und das heute stark hinfällige Haus in schönen barocken Proportionen erbaut, als Friedrich Wilhelm am 21. April 1788 zur Welt kam. Über seine Ausbildung ist wenig bekannt; eine Schauspielschule aber besuchte er nie. Vielmehr trat er standesgemäß mit 19 Jahren dem preußischen Militär bei. Als Leutnant machte er die Schlacht bei Jena / Auerstedt (1806) und den Rückzug Blüchers nach Lübeck mit. Nach dem Tilsiter Frieden (1807) erhielt er seinen Abschied und geriet damit in ärgste materielle Not.
Zufällig lernte der Schlichower von Pannwitz in Dresden die Wiener Hofschauspielerin Auguste Brede kennen, die ihn ans Prager Theater empfahl. Dort debütierte er 1813 als „Naturtalent“ mit dem Gottlieb Coke in Zieglers „Parteiwut“.
Bis 1822 blieb „der treffliche Wilhelmi“ in der Goldenen Stadt. Dann heißt es in einer einschlägigen Chronik: „Nachdem Prag dem Hoftheater bereits Sofie Schröder und Julie Löwe abgetreten hatte, sollte es einen dritten Edelstein an Wien verlieren: Friedrich Wilhelmi, eine der eigentümlichsten Erscheinungen des deutschen Theaters.“
Heinrich Laube, ein Freund Pücklers, der ab 1850 „artistischer Director“ des Hoftheaters war, bescheinigte Wilhelmi „Energie, Fleiß, Ausdauer und Routine..., aber er hatte ‘den Leipziger Geschmack’; ihm fehlte das zarte, undefinierbare Ding, das Hugo ‘le talent de la grace’ nennt...“ So sah sich Wilhelmi auch selbst: „Siehst du, weeßt du, mein Alterchen, diese lustigen Gewänder oder antiken Costumes sind nichts für mich; aber, siehst du, weeßt du: so in hohen Kanonenstiefeln und in einem einfachen Rocke, da bin ich zu Hause“, wird er zitiert.
Und der aus Luckau stammende Schauspieler, Regisseur und Bühnenschriftsteller Heinrich Anschütz (1785-1865) schreibt in seinen Erinnerungen: „Wenn Wilhelmi den Kopf zur Tür hereinsteckte, lachte jedem Zuschauer das Herz. Die behaglichste Heiterkeit kam mit ihm und begleitete ihn bis zur Coulisse. Der grämlichste Kritiker stand vor diesen außerordentlichen Wechselwirkungen zwischen Wilhelmi und seinem Publikum entwaffnet und hatte nichts besseres zu tun, als in die rauschende Anerkennung einzustimmen.“
Von 1822 bis 1852 spielte Wilhelmi an der Wiener Hofburg als eines der geachtetsten Mitglieder des Ensembles. Seine Begabung lag im komischen Fach. „Auch im ernsten Schauspiele war er verwendbar, dagegen kam er in der Tragödie und im höheren Charakterfach wohl kaum über das Gewöhnliche hinaus“, urteilt ein Fachkollege, „aber er war zu seiner Zeit der beste komische Alte des deutschen Theaters.“
Auch wenn es bei Schiller heißt, „dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze“ - ein kleines Erinnerungsschildchen am irgendwann fertig sanierten Gutshaus in Schlichow wäre eine so bemerkenswerte Lebensleistung sicher wert. J.H.

Friedrich W. Wilhelmi, jahrzehntelang bejubelter Schauspieler am Wiener Burgtheater, ist am 21. April 1788 als Friedrich Wilhelm von Pannwitz in Schlichow, heute zu Cottbus gehörend, geboren

Friedrich W. Wilhelmi, jahrzehntelang bejubelter Schauspieler am Wiener Burgtheater, ist am 21. April 1788 als Friedrich Wilhelm von Pannwitz in Schlichow, heute zu Cottbus gehörend, geboren

In diesem barocken Gutshaus, erbaut um 1775, ist der Hofburg-Schauspieler Wilhelmi in bescheidenen Adelsverhältnissen geboren. Nachdem Schlichow dem Abriss im Kohlevorfeld entkam, wird das Gebäude mühsam saniert

In diesem barocken Gutshaus, erbaut um 1775, ist der Hofburg-Schauspieler Wilhelmi in bescheidenen Adelsverhältnissen geboren. Nachdem Schlichow dem Abriss im Kohlevorfeld entkam, wird das Gebäude mühsam saniert

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