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Ringen um Schulsozialarbeit
Vom Allgemeinen ins Konkrete: Zuerst aktuelle Stunde zur sozialen Gerechtigkeit bei Kindern und Jugendlichen, dann schwierige Beschlüsse

Cottbus (gg). Die vergangene Stadtverordnetenversammlung war geprägt von einer regen Diskussion um die Zukunft der Kinder- und Jugendlichen in der Stadt. Auf Antrag der SPD-Fraktion war die soziale Gerechtigkeit für die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft als Thema einer aktuellen Stunde auf die Tagesordnung gekommen. Alle Fraktionen nutzten die Gelegenheit, um mit Statements auch erste Wahlkampfpositionen zu markieren. Praktische Erfahrungen steuerte dazu Schulleiter Lothar Nagel bei, der eine verbesserte Ausstattung der Schulen und unbürokratische und bezahlbare Lösungen für Schülernahverkehr und lückenlose Mittagsversorgung forderte.
Was sich dann in der Beschlussfassung anschloss, illus-trierte das Dilemma, in dem die Abgeordneten dabei stecken. Haushaltskonsolidierung und Stellenkürzungen machen Spielräume eng. So diskutierten die Fraktionen mehr als zwei Stunden über die Zukunft der Schulsozialarbeit. Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, 12 Stellen festzuschreiben und sechs zur Zeit nicht besetzte Stellen in freie Trägerschaft zu überführen. Die AUB versuchte in einem Antrag, die Zahl der Stellen auf insgesamt 15 festzulegen. Man einigte sich nach langer unübersichtlicher Diskussion auf neun Stellen in städtischer Regie und drei in freier Trägerschaft, die Arbeitskräfte im öffentlichen Dienst sollen dabei nicht in Pflichtaufgaben der Kommune umgelenkt werden können.
Fürs Erste scheint damit die Ungewissheit über Fortführung und Trägerschaft der für die Schulen immens wichtigen Schulsozialarbeiter gesichert. Bis zum Herbst soll ein Jugendförderplan nicht nur die Sozialräume festlegen, in denen sie wirken, sondern weitere richtungsgebende Ziele der Jugendförderung in der Stadt.
Keine Mehrheit gab es für den von der FDP/Frauenliste-Fraktion beantragten Schulmodellversuch, der an Gymnasien und Oberschulen geringere Klassenstärken zulassen würde. OB Frank Szymanski: „Das können erstens nur Schulen selbst beantragen und zweitens liegt Cottbus schon jetzt bei der Qualität der Abschlüsse über dem Landesdurchschnitt. Gleiche Chancen im ganzen Bundesland ist ein Grundprinzip, mit dem schwer zu brechen ist!“ Seinem Richtungsweis folgten Linke, Grüne, AUB und SPD.

Pause in der Debatte um die Schulsozialarbeit. Zur Vorlage aus der Verwaltung lagen zwischenzeitlich vier weitere Anträge der Fraktionen vor. Minutenlang musste Ordnung in das Chaos gebracht und Mehrheiten organisiert werden

Pause in der Debatte um die Schulsozialarbeit. Zur Vorlage aus der Verwaltung lagen zwischenzeitlich vier weitere Anträge der Fraktionen vor. Minutenlang musste Ordnung in das Chaos gebracht und Mehrheiten organisiert werden Foto: Grube

BESCHLÜSSE in Kürze

Die Kostenbeteiligung der Stadt am Schulessen wird geprüft.
Ein dementsprechender Antrag der Bündnis90/Grünen fand die einstimmige Zustimmung der Abgeordneten.
Sollten alle Schüler der Grundschulen und der ersten Sekundarstufe kostenlos essen gehen, würde das die Stadt 460 000 Euro pro Jahr kosten.
Der Eintritt zum 24-Stunden-Schwimmen soll künftig frei sein. Die Stadtverordneten beauftragten den Oberbürgermeis-ter auf Antrag der SPD-Fraktion zu Gesprächen mit dem Lagune-Betreiber. Innerhalb der Verträge, die mit Vereinen zu bestimmten kostenfreien Wettkämpfen getroffen wurden, soll es eine mögliche Lösung geben.
Der Nahverkehrsplan der Stadt geht in eine zweite Beratung. Er legt die Entwicklung des Nahverkehrs bis zum Jahre 2011 fest. Das Papier zeigt deutliche Finanzierungslücken auf.

 

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