aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Ansiedlung ist auch Familienpolitik
Marianne Spring (Frauenliste) will wieder Gymnasiasten für den Norden

Cottbus (gg). Die Frauenliste Cottbus gehört mit zwei Mandaten zu den Kleinen, die nach dem neuen Kommunalwahlgesetz zur Fraktionsbildung auf Partner angewiesen sind. Vielleicht aber reicht es am 28. September 2008 auch allein für eine Fraktion mit den nötigen vier Sitzen. Wenn das so wäre, hätte Marianne Spring daran gehörigen Anteil. Die 62-jährige private Arbeitsvermittlerin kniet sich seit 2003 leidenschaftlich ins Politikgeschäft und hat alle Vorurteile gegenüber „frauentypischer“ Politik mit Pragmatik widerlegt.
Existenz-Frage
Wirtschaft, Bildung und Finanzen haben dennoch viel mit Frauen- und Familienförderung zu tun, räumt die zierlich-energische Schmellwitzerin ein: „Für mich ist Frauenpolitik, wenn Familien eine sichere
Existenz bekommen!“ Mit neuen Personen in der Entwicklungsgesellschaft Cottbus kann eine neue Stadtverordnetenversammlung da künftig mehr schaffen als bisher, hofft sie. Aber es gibt Erfolge ihrer kleinen Fraktion: Für den Erhalt des klaren Steenbeck-Profils haben sie gekämpft und auch
für das Humboldt-Gymnasium sieht Marianne Spring noch Hoffnung: „Wir werden nach der Wahl die Wiederaufnahme von 7. Klassen neu auf die Tagesordnung bringen!“
Bei der Schulsozialarbeit sehen die Frauen nicht nur organisatorische Vorteile, wenn sie städtisch bleibt, sondern stellen sich vor allem gegen eine Verschiebung der Personalkosten in die Sachkosten - von eigenem bezahltem Personal hin zu Honoraren für freie Träger. Dafür käme es auf bessere Personalpolitik im Rathaus an, sagt Spring - eine Aufgabe, die bleibt.
Nicht alle kniffligen Fragen konnte man in der letzten Legislatur lösen. Da blieben auch die Frauen zu oft Opfer einer wenig transparenten Verwaltung, beklagt Spring.
Mehr Transparenz
Genau deshalb soll Transparenz das Wahlkampfthema der neuen „Starken Frauen für Cottbus“ sein. Spring: „Geschäftsführerverträge bei städtischen Betrieben müssen öffentlich gemacht werden. Welche Rechte, Vergütungen und Pflichten gehören dazu?“ Der Einfluss der Aufsichtsräte darauf sei zu gering.
Dabei wird Marianne Spring aber wieder an Zuständigkeitsgrenzen stoßen - das ist sie gewohnt. Abgeordnetenkollegen haben mitunter über ihre „Petitionslust“ gewitzelt. Sie lässt sich nicht entmutigen: „Wenn etwas nicht geregelt ist, wie es sein sollte, dann muss man dazu Stellung beziehen!“
Eigene Stärken
Die Frauenliste setzt auf eigene Stärken, will ohne Listenpartner Stimmen holen. Auch wenn eine gemeinsame Frak-tion mit der FDP eine Option für die Zukunft bleibt.
Nächste Woche wird das in einer Fraktionssitzung im Detail besprochen. Zahlreiche Frauen sind bereit, für die bürgernahe „weibliche Politik“ - was immer das sei - ihren Namen zu
geben. Marianne Spring: „Wir sorgen dafür, dass wir in den Ausschüssen mit Kompetenz dabei sein können!“ Nur eines werde es nicht geben: Wahlversprechen mit ungedeckten Schecks. „Denn das geht schon wieder los“, schimpft sie mit Seitenblick zu den Parteien.

Ausschließlich Frauenthemen - das wäre Marianne Spring (mitte) zu schmal. Seit fünf Jahren kämpft sie in kleiner Fraktion um vernünftige Wirtschafts-, Bildungs- und Finanzpolitik. Hier ist sie während der rauenwoche im Gespräch mit Prof. Michael Schierack (CDU) und der Gleichstellungsbeauftragten Sabine Hiekel

Ausschließlich Frauenthemen - das wäre Marianne Spring (mitte) zu schmal. Seit fünf Jahren kämpft sie in kleiner Fraktion um vernünftige Wirtschafts-, Bildungs- und Finanzpolitik. Hier ist sie während der
Frauenwoche im Gespräch mit Prof. Michael Schierack (CDU) und der Gleichstellungsbeauftragten Sabine Hiekel
Foto: Gabi Grube

 

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