Cottbus
(bw). Die ersten Gäste kamen bereits eine Stunde
vor Beginn des ersten Künstler-Stammtisches in diesem Jahr
ins Pressecafé DoppelDeck. Sie taten gut daran, Kleiderhaken
und Stühle wurden bald knapp.
Es war Hans Hütten, Musiker, Komponist, Arrangeur, Orches-terleiter,
Chordirigent, Organisator, Manager, Pädagoge ...., alles
aufzuzählen geht aus Zeitgründen nicht.
Ich wollte eigentlich Posaunist werden, oder Schlagzeuger,
oder Trompeter, so Hans Hütten mit verschmitzem Lächeln.
Zunächst war ich im Meißner Pionierblasorchester,
das war 1954 .... Abends habe ich dann an meiner ersten Oper gearbeitet,
ergänzt HaHü, wie er sich selbst im Kürzel schreibt,
mit sichtlichem Spaß. Das Pub-likum sitzt kerzengrade: Mit
zwölf die erste Oper! Der Moderator will es hier genauer
wissen - was war das für ein Thema? Es ging um das Lied Kleines
Haus am Wald, das dem Komponisten so ans Herz gegangen war.
Ein Blick ins Werkverzeichnis verrät; es gibt (fast) alles,
aber keine Oper von Hans Hütten, es blieb ein unerfüllter
Wunsch. Bis jetzt.
Übrigens Werkverzeichnis: Unglaublich! Das Verlesen der Kompositionen
und Bearbeitungen hätte das Veranstaltungsende für Stunden
nach hinten verschoben! Und es sind nicht nur Blasmusikwerke.
Ich habe für ganz viele Besetzungen, auch sehr außergewöhnliche,
geschrieben - und schreiben dürfen, das muss ich auch sagen.
Stimmt. Auch die Liste der Auftraggeber, wie übrigens auch
der Verlage, die Hüttens Noten verlegt haben, ist lang.
Auffällig, dass Hans Hütten jedes Werk betitelt: Reger
hat gesagt, komponieren ist die eine Sache, den richtigen Titel
finden, die andere.
Recht hatte der Meister! Hans Hütten auch; da findet man
Katzipori für Blasorchester neben dem a-cappella-Frauenchor
Meine Hände, Am Samowar.... Dieses
Stück von 1989 sollte eigentlich Weggenossen
heißen, aber das war doch ziemlich heikel, so
der Komponist, man stelle sich vor, es würde mal getrennt
und mit Komma gesprochen worden!! Heiterkeit im DoppelDeck.
Im Jahr 2001 organisierte der Künstler-Stammtisch-Gast ein
Ehrungskonzert anlässlich des 250. Geburtstages von
Corona Schröter, eine der bedeutendsten Schauspielerinnen
der Goethe-Zeit, die auch komponierte, zum Beispiel den Erlkönig
vertonte. Hätten Sie´s gewusst? Die Prominente wurde
in Guben (bei Warschau, wie man in einem Lexikon lesen konnte)
geboren. Das hat mich angespornt, dieses Lied unter Verwendung
des Originals nachzuempfinden. Ein Stück Gubener Musikgeschichte
- der Vergessenheit entrissen.
Dem Publikum hat es gefallen, wie auch eine weitere Außergewöhnlichkeit:
Die Lurelei. Beifall gab es für das Stück
mit zwei so ungewöhnlichen Instrumenten, den Luren, dass
selbst gestische Nachbildungen mit stark durcheinanderwirbelnden
Armen der auf dem Podium Sitzenden kaum einen echten Eindruck
dieser mons-trösen Klangerzeuger zu vermitteln vermochten.
Dafür war aber der wunderbare, weiche Klang der Instrumente
zu hören, der wie Nachhall aus den Wäldern des Freischütz
erklang. Wieder Beifall.
Kurz, viel zu kurz, kamen das Wirken von Hans Hütten als
Orchesterleiter, Chordirigent, Organisator, Manager und
Pädagoge zur Sprache.
Frage, ob es stimme, dass sich manches Orchestermitglied unter
dem Stab von Hans Hütten gelegentlich wie beim FCE unter
Ede Geyer fühlte. Au, ich war manchmal kein Feiner,
aber immer, um das Gute zu wollen!
Und das hat HaHü geschafft. Mit seinem Orchester
fuhr er bis Malaysia, marschierte in Baden bei Wien direkt von
der Kirche in die Kneipe, erhielt im lettischen Auce die beste
Wertung (worauf ein Orchester entrüstet abreiste) und ersang
sich den Eintritt im Amerikanischen Pavillon bei der EXPO an der
stundenlangen Warteschlange vorbei.
Der Abend muss aber doch ein Ende finden, leider! Zwischenruf:
Hans, was habt ihr denn gesungen, um so bevorzugt eingelassen
zu werden? Hans Hütten und die Chormitglieder vom Liederkranz
aus Gaglow stimmten an: Es blies ein Jäger wohl in
sein Horn.
Ein schöner Abschluss eines begeisternden Abends!
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So
kennt man ihn: Hans Hütten als unterhaltsamen und sehr vielseitigen
Künstler. In Malaysia war ich auch schon, hier ist
der Beweis! Fotos:
Jens Haberland

Vor
meinem Orchester war ich manchmal kein Feiner, aber immer, um
das Gute zu wollen...! Dennoch hat es immer Spaß gemacht
1889
war der Titel Weggenossen heikel, man stelle sich
vor, er würde getrennt und mit Komma gesprochen...
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