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Seenot - Alltag in südlichen Gewässern
800 Schiffe auf Grund vor Kap Hoorn, jährlich kommen neue hinzu Dramatische Rettung schiffbrüchiger Touristen vor zwei Wochen

Antarktis (h). Die NORDNORGE lag in dieser Nacht zum Freitag ruhig vor Half Moon Island, 63 Grad südlicher Breite, 58 Grad westlich. Die Lichter im norwegischen Postschiff waren verlöscht, die Expeditionspassagiere ruhten vor kommenden Anlandungen.
Doch was war das? Gegen zwei Uhr nachts dröhnte die Maschine auf Vollkraft. Eine kurzfristige Programmänderung? Einige Zeit tönt der Bordfunk: Wir haben einen Notruf. SOS vor King Geroge. 15 Knoten gab der Diesel, aber gut vier Stunden dauerte die Fahrt durch die Bransfieldstraße nordostwärts. Dann am Horizont die verstreuten Boote. Rettungskähne, und winzige Schlauchboote.
Die Crew der NORDNORGE gab alles, setzte die eigenen Rettungsboote als „Fahrstuhl“ ein. Die Menschen da unten waren unterkühlt, schwach, entsetzt, in Panik. Doch sie konnten alle gerettet werden: 96 Passagiere, 50 Leute Besatzung.
Die Hilfsbereitschaft auf dem Rettungsschiff war groß. Keiner hat auf solchen Fahrten Überflüssiges dabei, aber die Reisenden aus aller Herren Länder gaben Wäsche, Hemden, Pullover, Socken ab. Die Bordküche verdoppelte ihre Zutaten, und schnell kamen die Schiffbrüchigen zu Kräften.
Sie hatten alles verloren. Kein Stück Gepäck kam mit, nicht einmal Fotoapparate oder richtige Kleidungsstücke. Manche trugen nur den Schlafanzug unter der Rettungsweste. Ihr Persönliches versank mit der EXPLORER, einem 1969 gebauten Schiff, unter der Flagge von Liberia mit schwedischer Besatzung fahrend, gechartert von einer kanadischen Gesellschaft. Die eigentliche Unglücksursache ist nicht sicher bekannt. Das Schiff legte sich mit einem Leck schnell zur Seite, es kam zu Stromausfall und manövrierunfähig rammte es einen Eisberg.
Die NORDNORGE brachte ihre Gäste zu chilenischen Station „Presidente Eduardo Frei“. Militärmaschinen flogen sie zum Festland. Kapitan Arvid Hansen: „Das war für uns Seeleute eine normale Sache. “Sein Schiff hatte Anfang 2007 Passagiere eines auf Grund gelaufenen Schiffes aufgenommen - fast an gleicher Stelle. Diese Gewässer bleiben unberechenbar wie zu Zeiten von Maghellan, Drake, oder Shakleton..

 

Aus dem antarktischen Eismeer
berichtet Jürgen HEINRICH.
Sein Vortrag über Schiffbrüchige steht Montag, 10. 12., ab 19.30 Uhr auf dem Programm im DoppelDeck

Freitag, 23. November 2007, 8 Uhr: Nur wenige Stunden bleiben der leck geschlagenen EXPLORER, dann wird sie sinken - 2000 Meter tief im antarktischen Eismeer. Im Hintergrund einer der relativ kleinen Eisberge, mit dem sie vermutlich kollidierte. Ein zweiter rammte sie später

In den offenen Booten mußten die Schiff-brüchigen fünf Stunden durchnässt ausharren, bis Rettung durch die norwegische NORDNORGE nahte. Das Wasser hat hier 0 Grad oder weniger (Gefrierpunkt bei -3,7 Grad). Das Glück im Unglück: die See lag für hiesige Verhälnisse ungewöhnlich ruhig

Noch fassungslose Studentin aus der Schweiz: „Ich rollte aus dem Bett, in der Kabine meterhoch Wasser...“

Tränen des Schmerzes, der Anspannung und auch schon der Erleichterung: Gerettet! Ein junger Kanadier trägt hier das Trikot der GRÜNEN Heimatzeitung. „Märki“ als Beschützer auf dem Globus war nie zuvor so passend

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