aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Nach Tempolimit kommt Kamin-Kat und dann?
Freiheit contra Sicherheit in der Diskussion

Auch ohne grünen Streiter für das Tempolimit (wegen Krankheit konnte Jonas Reif als verkehrspolitischer Sprecher der Grünen nicht nach Cottbus kommen) entspann sich am Donnerstag eine lebhafte Diskussion zum Thema. Thomas Knott bekommt mit seiner Kritik am diskutierten Tempolimit Rückenhalt von einigen Gästen. Rainer Prautzsch: „Die Diskussion wird teilweise religiös geführt. Wer gegen das Tempolimit ist, ist der Böse, weil er das Abschmelzen der Polkappen in Kauf nimmt!“ Dabei gäbe es genügend Argumente, die vernünftig sind und gegen Reglementierung sprechen, sagt Thomas Knott: „Die deutschen Autobahnen gehören zu den sichersten der Welt!“ Und spritsparendes Fahren (Kurse seines Autohauses brachten die Beweise) kann man lernen und dabei weit mehr als 20 Prozent Kraftstoff und Emissionen sparen. „Die Politik macht nicht selten den zweiten Schritt vor dem ersten - die Vorgaben aus Brüssel sind unkonkret und führen zu Fehlentwicklungen!“ Dabei könnte die Grüne Welle - konsequent umgesetzt - weit mehr CO2 sparen helfen. Im tempogebremsten Skandinavien kaufen Autofahrer trotzdem die hochmotorisiertesten Autos der Welt. „Das Beispiel 3-Liter-Lupo hat gezeigt, dass die Leute noch nicht soweit sind!“ Das kleine Spritsparwunder stand wie Blei im Autohaus. Dafür zieht inzwischen ökologische Hochtechnologie in die großen Limousinen ein. „Natürlich reagiert die Autoindustrie auf die ökologischen Herausforderungen - sie würde sonst ihre eigenen Ressourcen zerstören!“
Aus dem Publikum kommt sanfte Gegenwehr: „Man kann doch nicht alle Verantwortung auf die Politik und Konzerne schieben - Umweltschutz muss doch auch Einschränkung für jeden Einzelnen bedeuten!“
Weiter wurde ausgiebig die besondere Mentalität der Deutschen diskutiert, der Spaß am Autofahren, die Lichtstrahltechnologie der Zukunft und auch Unfallzahlen verglichen. Und Benjamin Franklin wird zitiert: „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren!“
Gabi Grube

Links: Silke Galuschka, Repten: „Ich denke, dass es ein Tempolimit geben sollte. Man sieht doch, was auf den Autobahnen sonst los ist. Und sparsamer ist es auch.“

Rechts: Norman Oelrich, Guben: „Ich bin nicht für ein Tempolimit. Die Autos sind für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt, und wenn es der Verkehr erlaubt, sollte man auch frei fahren können.“



Links: Helmut Ließ, Forst: „Besser heute als morgen! Das Limit finde ich vernünftig. Zwar gibt es keine großen Einsparungen, aber das viele unkontrollierte Rasen auf den Autobahnen ist gefährlich. Und 130 ist doch ein Tempo, bei dem man gut, sicher und bequem am Ziel ankommt.“

Rechts: Frank Szymanski, Cottbuser Oberbürgermeister und ehemaliger Verkehrsminister: „Ich bin gegen ein generelles Tempolimit. Sinnvoll ist es nur an Unfallschwerpunkten. Außerdem muss man unterscheiden zwischen zwei- und dreistreifigen Autobahnen!“

Links: Lutz Hohnstein, Cottbus: „Wozu baut man breite Autobahnen und schnelle Autos, wenn man dann nur 130 fahren kann? Zeit ist knapp und man sollte kein gesetzliches Tempolimit einführen. Beschränkungen muss es natürlich an gefährlichen Stellen geben.“

Rechts: Landrat Dieter Friese: „Ich schätze das entspannte Fahren mit Tempolimit, z.B. in Kanada! Dort gilt Tempo 110 (km/h) und das ist ganz wunderbar. Ich hätte damit auch in Deutschland kein Problem. Die Nachbarländer kommen doch alle zu uns zum Rasen! Allerdings ist die Diskussion um CO2-Einsparung durchs Tempolimit völlig überzogen!“

 

Zu Gast bei Gabi Grube war:

Landwirtschaftminister Dietmar Woidke: „Das System muss ausgewogen sein - das ist noch nicht immer der Fall. Es gibt Verlierer und Gewinner der Entwicklung!“

 

 

 

 

 

 

 

Thomas Knott ist VW- und Audi-Händler und gegen ein Tempolimit: „Umweltschutz geht uns alles an, aber das darf nicht in sinnlose Regulierungen ausarten!“

Argumente für und gegen Tempolimit:

Pro
• Tempolimit veringert Unfallzahlen, noch immer sterben jährlich 5 000 Menschen auf deutschen Straßen
• Tempolimit ist gut fürs Klima, die Menge CO2, die auf Autobahnen ausgestoßen wird, würden sich bei 10 km/h sofort um neun Prozent verringern
• Tempolimit reduziert Feinstaub und Stickoxide, eine Reduzierung um 9 bis 28 Prozent ist realistisch
• Tempolimits erhöhen die Leistungsfähigkeit der Straßen, der beste Verkehrsfluss stellt sich bei 85 km/h ein, durch reduzierten Sicherheitsabstand passen mehr Fahrzeuge auf die Straße
• Tempolimit fördert die Entwicklung verbrauchsarmer und leichterer Fahrzeuge

Contra
• Unfälle passieren vor allem dort, wo zuviele Schilder und Maßregelungen den Fahrer irritieren, in erster Linie auf Landstraßen
• CO2-, Feinstaub- und Stickoxid-Emissionen können effizienter durch „Grüne Wellen“ in Innenstädten eingespart werden
• Auf 30 Prozent der deutschen Autobahnen gilt bereits ein Tempolimit, das ergibt dort Sinn, wo Unfallschwerpunkte lauern
• Deutschlands Autobahnen gehören zu den sichersten der Welt: Pro Milliarde Fahrzeugkilometer kamen statistisch 3,22 Menschen ums Leben, zum Vergleich: Italien hat 9,9, Österreich 5,9 und Frankreich 4,0 Tote, obwohl Tempolimits gelten

Kommende Woche
reden wir über:

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Wenn der Nikolaus am Teller vorbei geht... über Verantwortung der Politik für Armut mit Diakon Thomas Prescher und MdB Steffen Reiche

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