aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Drei große „Njets“ und ein guter Rat
Stadtplaner und Investor über ein neues Zentrum

Cottbus (gg). Dass die Stadt eine Verdichtung in der City nötig hat, hat Prof. Heinz Nagler schon immer offensiv vertreten, Anfang des Jahrzehnts auch gegen die Meinung von Denkmalpflegern. Trotzdem hat der erfahrene Stadtplaner „Bauchschmerzen“, wenn er darüber nachdenkt, was mit dem
2. Bauabschnitt in der Stadtpromenade auf dem Spiel steht.Die Pläne des jetzt beauftragten Büros KEC aus Berlin zerpflückt er mit Wehemenz und drei deutlichen „Njets“: „Man darf die Verbindung vom Heronplatz zur Bebelstraße jetzt nicht zubauen, man baut keine Hügel und Treppen, die das Schlendern erschweren und man bebaut den Postpark nicht halbherzig!“ Wichtig sei eine konsequente Ausbildung des Grünrings mit öffentlicher Durchwegung von der Ebertstraße bis zum Spremberger Turm.
Investor René Becker hört mit Interesse zu. Forderungen stellen auch die GWC, die Mieter und Bewohner der Stadtpromenade. Überarbeitete Pläne für den 2. Bauabschnitt in der Stadtpromenade gibt es deshalb noch nicht. Der Prozess ist schwierig. Man habe aber genug Spielraum, erklärt Becker, der finanzielle Druck, den es im 1. Bauabschnitt noch gegeben habe, sei jetzt weniger geworden.
Welche Qualität man denn erwarten dürfe, wenn für nahezu dasselbe Bauvolumen, das einst die ECE geplant hatte, jetzt nur noch die Hälfte des Geldes verbaut würden, provoziert Nagler. Becker berichtigt: „Wir bauen für nahezu dasselbe Geld wie ECE:
76 Millionen Euro für 1. und 2. BA!“
Nagler moniert aber auch das Verfahren, mit dem die Stadt geformt wird: „Andere Städte organisieren standesgemäße Architektenwettbewerbe, beteiligen eine Fachjury, sorgen für Transparenz - hier erfährt man nur, dass wohl der die Planung macht, der am engsten Kontakt zum Investor gehalten hat! Ein Affront gegen die Architektenschaft!“ Er wolle nicht wissen, ob es überhaupt Geld dafür gab und auch da vermisse er die Stadt als diejenige, die das Verfahren führt und durch konsequente Vorgaben reglementiere! Ein Gestaltungsbeirat mit unabhängigen Experten könnte hier gute Dienste leisten, regt er an.
Diese klare Linie scheint auch dem Investor zu fehlen: „Die Zügel sind zu schlaff, die Stadt ist das schwächste Glied in der Kette. Wir stehen mit allem allein da!“, beklagt Rene Becker öffentlich.
Auch die positive Darstellung
des Vorhabens, schließlich passiere endlich etwas im Zentrum, die fehle ihm überall. Eine Mieterliste wird erstmals an diesem Abend öffentlich und auch gleich hinterfragt: Das haben oder hatten wir doch schon alles im Zentrum, heißt es aus dem Publikum. Becker hat inzwischen aber viel Einblick in Interna: „Heute kann sich niemand mehr zweitklassige Auslagen oder Waren leisten - alle werden einen völlig neuen Auftritt im Center haben - auch C&A!“


Zu Gast bei Gabi Grube waren:

René Becker, Geschäftsführer der Gepro Bau GmbH, Investor des Carl-Blechen-Carrés, das in genau einem Jahr eröffnen soll: „Von der Stadt werden wir zu wenig unterstützt!“René Becker, Geschäftsführer der Gepro Bau GmbH, Investor des Carl-Blechen-Carrés, das in genau einem Jahr eröffnen soll: „Von der Stadt werden wir zu wenig unterstützt!“

Prof. Heinz Nagler, Leiter des Lehrstuhls Städtebau und Entwerfen an der BTU: „Der Workshop zum 2. BA Stadtpromenade gleicht einem Affront gegen die Architektenschaft!“Prof. Heinz Nagler, Leiter des Lehrstuhls Städtebau und Entwerfen an der BTU: „Der Workshop zum 2. BA Stadtpromenade gleicht einem Affront gegen die Architektenschaft!“

Das vorsichtige Fazit dieser Runde:

: Eine gelungene Stadtplanung muss man sich leisten können: Sowohl Architekten, Fachexperten und Bürgerbeteiligungsprozesse kosten Geld
: Das zu bebauende Gelände
im Stadtzentrum ist zwar
inzwischen Privatgelände,
die Stadt aber hat das Planungsrecht, muss also zeitig konkrete Vorgaben für eine
Bebauung festlegen, die sollten auf Stadtentwicklunsgzielen
beruhen, die nicht ständig
neu hinterfragt werden
: Gute Stadtplanung ist keine Geschmacksfrage, Bürgerbeteiligung ist nur sinnvoll, wenn die Bürger gleichzeitig am Prozess wachsen und lernen. Das setzt ehrliche Auseinandersetzung voraus und keine scheinbare Mitbestimmung per Ted

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