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Meistens mehr Sozial- als Schularbeit
Neun Schulsozialarbeiter bangen um schleichenden Abbau

Cottbus (gg). Das Thema köchelt bereits seit mehreren Jahren: Kann sich die Stadt die 15?Stellen in der Schulsozialarbeit leisten? Vor zwei Jahren beendeten die Stadtverordneten diese Diskussion mit einem
formalen Beschluss zum Erhalt der Schulsozialarbeit in Trägerschaft der Stadt. Doch im Zuge der aktuellen Personalreduzierung droht dieser langsam unterlaufen zu werden, befürchten die jetzt noch neun Schulsozialarbeiter auf rechnerisch 8,4 Stellen.
Bernd Lansky, der an der Theo-dor-Fontane-Schule in Sandow seit Jahren in einer solchen Position arbeitet, sieht vor allem die soziale Funktion der Schulsozialarbeiter unterschätzt: „Wir haben allein 70 Einzelfallbetreuungen, denn besonders die Schüler aus sozial schwachen Familien brauchen mehr als nur eine Hausaufgabenaufsicht.“ Deshalb hat seine Arbeit auch Schnittstellenfunktion zum Jugendamt, bei dem alle Schulsozialarbeiter
angestellt sind. Der Zugriff auf Daten über Problemfamilien und ihre bisherige Betreuung zum Beispiel ist für sie möglich, für Schulsozialarbeiter in freier Trägerschaft nicht. Der Datenschutz setzt hier Grenzen.
In einem dreiseitigen Papier haben die Schulsozialarbeiter ihre Positionen im Frühjahr dem Oberbürgermeister vorgelegt, Antwort gibt es bislang nicht. Die Angst vor Stellenabbau hat zwei der Betroffenen im Sommer veranlasst, auf freiwerdende Stellen im Jugendamt zu wechseln. „Die Unsicherheit untergräbt jetzt die eigenen Reihen“, befürchtet auch Eberhardt Richter, Fraktionschef der Linken in der Stadtverordnetenversammlung. Sie fordern die Neuausschreibung der Stellen und stützen sich auf den Beschluss von vor zwei Jahren. „Wir werden mit Schreiben von Eltern- und Lehrervertretungen regelrecht bombardiert!“
Fritz-Rudolf Holaschke, Schulleiter des OSZ I arbeitet seit Sommer mit einem Schulsozialarbeiter in freier Trägerschaft zusammen. Er sieht es mehr pragmatisch: „Ob freier Träger oder Stadtangestellter - eigentlich dürfte es keinen Kostenunterschied geben, wenn man die inhaltliche Qualität weiter führen will!“ Freie Träger unterliegen aber marktwirtschaftlichen Kriterien. Kann die Stadt die erforderlichen Stellen nicht ausfinanzieren, müssten freie Träger ihre Mitarbeiter auch mit anderen Aufgaben auslasten. Das sehen auch die Schulleiter so. Helmut Leesch, Schulleiter der Fontaneschule, der wie 13 andere seit Jahren am Problem dran ist: „Man wird langsam müde, denn wir werden einfach nicht gehört!“

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