aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Cottbuser touristische Attraktion ist wieder eine Reise wert:
Verein und Sponsoren lassen Flussmühle
wieder klappern

CDU-Verband Nord ist Partner des Mühlenvereins / Unternehmer haben Eichenwelle finanziert / Hagen Strese: „Mal Zeichen setzen“

Cottbus (h). „Die Cottbuser haben die Spreewehrmühle schon fast vergessen. Zehn Leute waren Sonntag da, als wir offen hatten“, klagt Jochen Rädisch. Doch der Vorsitzende des neuen Mühlenvereins ist keineswegs entmutigt. „Wir legen jetzt richtig los“, sagt er, und die Augen des drahtigen Mannes leuchten. Im Mai hat sich der Verein gegründet, im Sommer Notreparaturen am Mühlengebäude erledigt und jetzt gibt es bereits eine straffe Lobby, um eines der attraktivsten Cottbuser Denkmale und Ausflugsziele ins Cottbus-Bewusstsein zurück zu holen. Stadtverordneter Hagen Strese berichtet: „Unsere CDU-Ortsgruppe Nord hat zugepackt, damit die Initiative der Mühlenenthusiasten nicht wieder im Sande verläuft.“
So war es schon mehrfach. Zuletzt 1986 ist die 200-jährige Mühle nach einer Rekonstruktion durch Kulturbundfreunde eröffnet worden. Mit damals zugänglichen Mitteln waren das Bauwerk stabilisiert und Welle und Mühlrad erneuert worden. Bis 1999 dauerte die Freude, dann machte die Weichholz-Welle schlapp. Eine eichene musste her, wurde auch in Tornitz bei einem Fachmann bestellt, konnte dann aber nicht bezahlt werden. 8 000 D-Mark hätte sie gekostet. Hier setzte Hagen Strese und die CDU-Initiative an: „Wir haben nachverhandelt und das Geld zusammengebracht“, erzählt der Abgeordnete. Gestern wurde die Welle gekauft. Strese selbst, CDU-Kreisvorsitzender Dr. Michael Schierack und Mario Maasch, Gründer des neuen Solar-Klima-Kompetenzzentrums, machten den Anfang, Werner Rasch mit seiner IPP Hydro Consulting GmbH, Architekt Fred Wanta und Thomas Knott vom gleichnamigen Autohaus zogen nach. „Wir wollen Zeichen setzen, dass schwierig erscheinende Dinge in Cottbus gelingen, wenn wir nur zur Sache gehen“, sagt Hagen Strese und will auch noch Stadtverordneten-Ausschüsse mobilisieren, damit die Cottbuser bald wieder etwas haben von dieser alten Attraktion.
Ganze Völkerscharen wanderten früher zur Spreewehrmühle und zum dortigen Ausflugslokal. Das wird jetzt von Catleen Hajek betrieben, die möglichst bald auch direkt am Mühleneingang Tische und Stühle aufstellen will. Zum Mühlenfest nächsten Sonntag könnte schon mal Generalprobe für künftige Spreewehrmühlen-Stimmung sein. Bauer Hans Pschuskel, ebenfalls Stadtverordneter und einer der CDU-Initiatoren aus Nord, wird dazu die Insel mähen und künftig pflegen. Jochen Rädisch sagt: „Das ist ein guter Platz für Konzerte im Freien, für Osterfeuer oder einfach nur als Liegewiese.“ Er weiß: Mühlenklappern allein macht den Standort nicht zum Dauermagneten. Aber die Mühle muss funktionstüchtiger Mittelpunkt dieses Spreewehr-Parkes sein. Hagen Strese ist inzwischen selbst das elfte Mitglied des Mühlenvereins geworden. Als Unternehmer blickt er weiter: „Dieses Denkmal kann uns noch um die 300 000 Euro kosten. Da müssen Fördermittel beschafft werden... Es bleibt viel zu tun. Aber das lohnt sich.“

Stadtverordneter Hagen Strese (CDU) fachsimpelt mit Jochen Rädisch (l.) über die Konstruktion des sechs Meter großen Mühlenrades. Etliche defekte Schaufelspieße hat der geschickte Handwerker schon erneuert
Stadtverordneter Hagen Strese (CDU) fachsimpelt mit Jochen Rädisch (l.) über die Konstruktion des sechs Meter großen Mühlenrades. Etliche defekte Schaufelspieße hat der geschickte Handwerker
schon erneuert
Fotos: Hnr.


Technik, die begeistert

Weder Körner noch rieselnde Kleie oder staubendes Mehl begeistern die Mühlenfans - es ist die faszinierende Technik, die auch junge Leute anlockt.
In der Spreewehrmühle sind Wellen, Zahnräder, Transmissionen und Mahlwerke gut erhalten. 1999 ist hier zuletzt zu Schauzwecken gemahlen worden. Wenn die zerfaulte Welle (im unteren Bild zu erkennen) durch eine eichene ersetzt und das Mühlrad (oben) repariert ist, kann die Technikschau „vom Korn zum Mehl“ wieder beginnen.

16. September:
1. Spreewehrmühlenfest
Beim 1. Spreewehrmühlenfest am Sonntag, 16. September, von 14 bis 18 Uhr wird nach acht Jahren erstmals wieder gemahlen. „Ob sich das große Rad schon dreht, hängt vom Kran und einigen technologischen Besonderheiten ab“, sagt Vereinsvorsitzender Jochen Rädisch. Aber drehen werde sich drinnen auf jeden Fall etwas. Der Ströbitzer Elektromeister Frank Schwietzer ist Dienstag vor Ort und wird es sicher hinbekommen, dass wenigstens der elektrische Antrieb funktioniert.
Es ist also Mühlenstimmung zu erleben mit vielen Fotomotiven. Außerdem wird drinnen und draußen eine Menge geboten. Es gibt Kremserfahrten und Ponyreiten, eine Mühlen-Lotterie, den Auftritt der Hut-Ladies (Hut-Damen) des Kulturexperimente Cottbus e.V., einen kleinen Markt mit Bioprodukten, russischen Spezialitäten, Saspower Brot mit Leinöl und Zucker, vom Mühlenverein selbst zubereitet Leinöl, Pellkartoffeln und Quark und manches andere mehr. Vor allem möchte der Verein für den Standort und das technische Denkmal Spreewehrmühle werben. Sie war übrigens die erste, die nach dem 22. April 1945 wieder Mehl für das Brot der Cottbuser lieferte.

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