aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Lauermanns Weg nach Amerika
Ergänzender Leserbrief zur Reihe „Lausitzer Originale“

Der Autor des Buches „Der Teufelsaktuar von Spremberg - Die Abenteuer und Liebe des legendären Räuberhauptmanns Lauermann“, Werner Bader, der von der Symbolfigur Lauermann zum „Ehrenräuber“ seiner Bande mit dem Namen „Biograph“ geschlagen wurde, schreibt uns nach unserer Veröffentlichung „Schönaennchens Liebe“:
Beim Räuberhauptmann Lauermann, dem Lausitzer Original, ist über 2?398 Seiten lang immer „action“ angesagt. Stets geht es um Kampf, Verrat, Hinterhältigkeit, Flucht und Mord. Aber auch um Recht und Unrecht, um Rache und Selbstjustiz.
Räuberhauptleute waren oft eine Mischung aus Sozialrevolutionären und Verbrechern. Sie wurden unsterbliche Legenden.
Und eine große Liebesgeschichte mit eindrucksvoller, standhafter Treue gehört dazu: Lauermann und Schönaennchen sind unsterblich verliebt.
Natürlich hat sich der legendäre Räuberhauptmann Lauermann nicht in die Tochter des Grafen Schwerin verliebt, wie Sie geschrieben haben, vielmehr war Schönaennchens strenger Vater der reiche Sinapius. Er hat den armen Aktuar, also den Stadtschreiber von Spremberg, höhnisch als möglichen Schwiegersohn abgelehnt. Er hatte größere Pläne mit seiner Tochter vor und verheiratete sie mit dem Grafen von Schwerin. Aennchen folgte zwar Vaters Befehl und ging mit dem Grafen zum Traualtar, rannte aber in der Hochzeitsnacht zu ihrem Geliebten, Heinrich Oskar. Der geprellte gräfliche Ehemann hinterher. Er zieht die Pistole, Lauermann auch. Es kommt zum Duell. Lauermann erschießt den Grafen. Damit wurde er zum „Outlaw“, zu einem, der außerhalb der Gesetze stand und verfolgt wurde. Da gründete er seine Räuberbande. Fettke, ein ehemaliger Sträfling, hatte ihn dazu bewogen.
Reiches Mädchen, armer städtischer Angestellter - ein solches Duo würde auch heute noch Schlagzeilen in den Illustrierten und der Boulevardpresse machen. Schließlich ist Aennchen die Schönste weit und breit und er ist ein gut gewachsener, sportlicher, bleicher schöner Mann mit lockigem schwarzen Haar und dunklen Augen. Er ist ein Tausendsassa, erlebt unglaubliche Abenteuer oft in Verkleidungen als Kavalier, Diplomat, Jäger, Henker, jüdischer Kaufmann, Bauer, Adliger, Seemann. Ruhelos reitet er nicht nur in Deutschland von Helgoland bis Görlitz, sondern in halb Europa von Abenteuer zu Abenteuer. Sein Ruhm reicht bis England und Frankreich. Aber auch in Wien, Venedig, Rom, Bologna, Sizilien, Paris, Madrid, Den Haag und Stockholm besteht er Abenteuer.
Der schöne Mann war offenbar ein Busenfetischist. Die Busen in den Groschenheften sind „herrlich“, „voll, fest, füllig“ oder „üppig“. Sie „wogten, bebten und zitterten“.
Er spielte in der ganzen Lausitz den Reichen und Geizigen abenteuerliche Streiche und trat als Rächer der Enterbten auf. Einmal barbierte er die „reichen Pfeffersäcke“ von Cottbus über den Löffel: Er trat als großer Zauberer AliSehab auf, der Hofkünstler des Sultans aus Konstantinopel. Ganz Cottbus hatte sich eingefunden. Er erbat sich Uhren, Ringe und Ketten in einen Hut, den er über Feuer halten und alle Wertsachen in einem kleinen Ofen einschmelzen und dann wieder herstellen wolle. Dann verschwand er von der Bühne. Nach einer halben Stunde merkte man endlich, der große Zauberer war endgültig verschwunden und mit ihm alle Wertsachen. Und ein Zettel verkündete: Lauermann sei dagewesen. Beschämt zogen alle nach Hause. Nach über 2 000 Seiten Abenteuer, Gefahren, Kampf, Mord und Totschlag und ständiger Flucht wird die Sehnsucht des Räuberhauptmanns, den die Armen lieben, alle Reichen aber und die Obrigkeit fürchten, der immer wieder aus Kerkern, tiefen Burgverliesen und selbst aus dem Tower in London ausgebrochen ist, nach Frieden und privatem Glück übermächtig.
Er hat sein Aennchen endlich gefunden und geht mit ihr nach Amerika. Er baut dort ein großes Haus, „das glich jetzt eher einem kleinen Schloss in der Mark“. Und man staune, der Räuberhauptmann wird Sheriff und wirkt selbst als Friedensrichter. Sesshaft werden, Land bebauen, eine Familie gründen, Gutes tun, Frieden finden, Leben gestalten, das hat einen Hauch von „Faust“, von einem Trivialfaust freilich. Die Vornamen seiner beiden Kinder, Heinrich und Grete, passen dazu.


Lauermann steht gefesselt am Pranger in Spremberg. Gräfin Isadora von Schwerin, Schwester des im Liebesduell erschossenen Grafen Schwerin, verliebte sich spontan in Lauermann Fotos aus: Der Teufelsaktuar von Spremberg

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