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Rasenmäher-Prinzip statt Aufgabenkritik
Stadtverordnete werben für freiwilligen Arbeitszeit- und Lohnverzicht bei Stadtangestellten

Cottbus (gg). Wochenlang gab es Proteste gegen den geplanten Abbau von 250 Stellen im städtischen Rathaus. Zur Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch dann die Wende: Auf Antrag aller Fraktionen beschloss die Stadtverordnetenversammlung bis zum 20. Juli allen 1 200 Vollbeschäftigten den freiwilligen Umstieg auf 80 prozentige Beschäftigung mit entsprechenden Lohneinbußen zu unterbreiten. Damit sollen betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden. Bürgermeister Holger Kelch lobt den Vorteil, dass jüngere Mitarbeiter bei diesem Modell weitestgehend vor Arbeitsplatzverlust bewahrt werden könnten.
Allerdings räumt er ein, dass es „...Einschnitte geben wird, die auch der Bürger spüren wird“. Das Bürgeramt, so zeigen es interne Vorausberechnungen, könnte statt bisher 37,5 Stunden in der Woche nur noch zweimal acht Stunden öffnen.
Dass ohne qualifizierte Aufgabenkritik nun mit dem Rasenmäher durch alle Verwaltungsbereiche gegangen werden soll, stößt allerdings nicht nur bei den Ämtern mit viel Kundenverkehr auf Kritik, sondern auch bei städtischen Einrichtungen, wie dem Konservatorium.
„Meine Lehrer unterrichten 30 Stunden pro Woche und das ist richtig harte Arbeit“, meint Konservatoriumsleiter Gabriel Zinke. Wie er beste Schule Brandenburgs bleiben soll, wenn nur mit 80 Prozent Einsatz garbeitet wird, weiß er nicht.
Ausgenommen von der Teilzeitregelung sollen nur die Beamten, Azubis, die Feuerwehr-Leitstelle und der kommunale Kita-Bereich sein. Hier regeln weiterreichende Vorschriften die Mitarbeiterzahlen.
Gewerkschaftsprecher Ralf Franke (ver.die) blieb skeptisch, ob angesichts der kritischen sozialen Lage in vielen Familien ausreichend Mitarbeiter freiwillig in die Teilzeit gehen.
Oberbürgermeister Frank Szymanski versucht zu beruhigen: „Wir werben um Verständnis, denn wir wollen keine Arbeitslosigkeit aus dem Rathaus heraus produzieren!“ Man werde für entsprechen finanzielle Anreize sorgen, um die Entscheidungen zu erleichtern.

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