aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Bronzezeit-Gräber unter künftigem Aldi-Parkplatz
Archäologen finden 30 Gräber um 1000 vor Christus /
Ackerbauern und Gärtner „pflügten“ drüber

Cottbus (gg). Zu beneiden ist das sechsköpfige Grabungsteam von ABBU (Archäologische BauBegleitende Untersuchungen) zur Zeit nicht: In sengender Hitze schaufeln und kratzen sie auf der Hoffläche des ehemaligen Straßenbahn-Depots. Im August soll hier ein Aldi-Markt eröffnen, die Grabungsfläche wird unter Parkplatzpflaster verschwinden. Aber ihre Mühe hat sich gelohnt: Sie fanden unter den Befestigungen und Schienen in etwa 50 Zentimeter bis einem Meter Tiefe Spuren eines Friedhofs aus der Zeit um 1000 vor Christus. „Solche Gräberfelder sind typisch für die Lausitz“, erklärt Grabungsleiterin Cathé-rine Korluß. Vergleichbares fand sich bereits in Krieschow und auch im Hof der von Alvensleben-Kaserne. Sie zeigt auf Reste von tönernen Urnen, die noch Aschereste und Knochenbrand der Bestatteten enthalten. Drumherum haben sich die bronzezeitlichen Menschen mit Grabbeigaben um eine gut versorgte Reise des Toten ins Jenseits gekümmert. In kleinen Gefäßen, teilweise verziert mit Rillen, gaben sie Speisen und Getränke mit ins Grab. Dreitausend Jahre später betrieben Ackerbauern aus Ströbitz hier ihre Landwirtschaft.
„Das Bodendenkmal war schon länger bekannt, gebaut wurde deshalb nichts, aber die Ackerbauern der Neuzeit und später auch die Nutzer der Gartenparzellen haben sicher öfter mit der Grabegabel eine Scherbe nach oben befördert“, mutmaßt Cathérine Korluß.
Jetzt wird die Fläche sorgsam vermessen, die Funde werden kartiert, nummeriert und zum Landesdenkmalamt nach Wünsdorf gegeben. Aufgrund der Größe der Fundfläche auf 400 Quadratmetern ist eine genaue Untersuchung der menschlichen Überreste zu erwarten, meint die Archäologin. Geschlecht, Alter und eventuell auch Krankheiten der Frühzeitmenschen können so noch festgestellt werden.
Das Grabungsteam will in den kommenden Wochen ein noch vollständigeres Bild vom Fundort bekommen, eventuell auch die Ausmaße des Gräberfeldes über die untersuchten 400 Quadratmeter hinaus noch näher bestimmen. Eines ist aber schon jetzt untermauert: Die Lausitz, der Raum um Cottbus, und ganz sicher auch Ströbitz war vor 3000 Jahren dicht besiedelt.

Cathérine Korluß legt mit dem Pinsel kleine tönerne Gefäße frei, die vor 3000 Jahren als Grabbeigaben in die Erde kamen. Der Fundort wird in wenigen Wochen unter einem neuen Aldi-Parkplatz verschwinden Foto: Gabi Grube

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