aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Lieber nur 6. oder 8. werden
Doping hat im Cottbuser Radsport keinen Platz / Training gegen Fernsehen

Cottbus/Region (sp). Ein ungutes Gefühl steckte wohl in jedem, eine Ahnung, dass im Radsport nicht alles sauber abläuft. „Auch ich war schwer enttäuscht“, gibt Weltmeister und heutiger Landescheftrainer Bernd Drogan am Donnerstag im PolitPiano zu. Und auch eine Portion Naivität, mit der er noch heute die Dinge sieht: „Ich bete, dass mein Idol Jens Voigt nicht auch unter den Doping-Sündern ist!“ Gespräche über Doping habe er immer vermieden, ergänzt U23-Tainer Michael Max, der als Berater auch noch für Radprofis gefragt ist. „Weil ich ahnte, dass im Profisport nicht mehr nur mit Wasser gekocht wird. Zwar hat er seinen Schützlingen Olaf Pollack und Heinrich Haussler die Vorsicht mit auf den Weg gegeben, doch weiter oben im Profisport herrschen andere Gesetze: „Wer im System steckt und etwas werden will, der kommt in Versuchung, mitzumachen. Das ist aber nicht meine Einstellung. Bei der Thüringenrundfahrt an diesem Wochenende gibt es Kraftriegel und viel zu trinken und im Zweifelsfall werden wir lieber sauber 6. oder 8.!“ Damit ist nicht jeder Zuschauer zufrieden. Die Medien verdienen nur mit Erstplatzierten - deshalb brauchen wir flächendeckende Kontrollen“.
Organisiertes Doping war zu Bernd Drogans aktiver Zeit nahezu unvorstellbar, sagt er. „Die Zeiten lassen sich nicht mit heute vergleichen“, und: „...wir haben sogar die Vitaminpille hinterfragt“. Damals setzte man allerhöchstens Muntermacher wie Effedrin und Gluckose ein. Heute steht auch das auf der Dopingliste.
Wo also fängt der Betrug an? „Doping heißt Leistungssteigerung. Die einfachste Form ist hartes Training, ich hoffe das dies nicht auch auf die rote Liste kommt“, so Michael Max ironisch.
Nachzuweisen wäre diese Form wahrscheinlich nie, aber auch die Einnahme von?„EPO“, das durch Erhöhung der Blutkörper den?Sauerstofftransport vergrößert und so mehr Leistung schafft, ist nur äußerst schwer zu beweisen.
„Die bereits sehr stringenten Kontrollen müssen noch enger gezurrt werden. Weltweit! Hier ist Deutschland bereits?Vorreiter“, so Bernd Drogan.
„Dazu gibt es eindeutig gegenüber den Pharma-Firmen Handlungsbedarf“, fordert Max. „Dopingmittel müssten durch geeignete Verfahren nachweisbar gemacht werden. Aber bei dem Geld, was dort verdient wird - da fehlen mir sämtliche Illusionen!“ Was für den Radsport gelte, sei genauso dringend auch anderswo: Im Fußball oder im Biathlon!
„Ich glaube aber, dass zur Tour de France die Straßenränder wieder voll sind“, schätzt Bernd Drogan. Schäden trägt vor allem der Nachwuchsport davon: „Zum Glück haben wir die Jugend noch im Griff. Aber die Eltern von Trainingsanfängern fragen schon sehr genau nach“, beschreibt Michael Max. Es geht um viel, denn Jungtalente sind die Stars von morgen. „Wir haben auch eine soziale Aufgabe. Durch das Training stärken wir den Charakter, bieten eine Alternative zu Computer und Fernsehen“, ergänz Bernd Drogan.
Die Radstadt Cottbus erlebt Mitte Juli mit der Europameisterschaft im Bahnradsport einen weiteren Höhepunkt. „Wir erwarten 25 Nationen. Mit dem Vizeweltmeister im Sprint, Christian Bauge?(Frankreich), hat sich bereits ein Top-Athlet angekündigt“, informiert Detlef Pomnitz, Vizepräsident Breitensport im Brandenburger Radsportverband aus dem Publikum.

Mit einer großen Portion Humor, aber auch sehr nachdenklichen Gesicherten diskutierten am Donnerstag Radsport-Weltmeister Bernd Drogan (lI.) und U23-Trainer Michael Max mit Gabi Grube über Doping im Radsport

Mit einer großen Portion Humor, aber auch sehr nachdenklichen Gesicherten diskutierten am Donnerstag Radsport-Weltmeister Bernd Drogan (lI.) und U23-Trainer Michael Max mit Gabi Grube über Doping im Radsport
F.: Stephan Pönack

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