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Goldschmidt: Ich bin kein Solist
Bürgermeister setzt auf Dialog / Investor-Entscheidung im Sommer

Forst (sp). Ins neue Amtszimmer von Bürgermeister Jürgen Goldschmidt ziehen bald helle, moderne Möbel ein. „Das ist durchaus symbolisch zu sehen, die von meinem Vorgänger waren alt und rustikal“, verrät der neue Rathauschef am Dienstag auf dem Podium im PolitPiano on tour. „Ich möchte für Bürger und Investoren ein freundliches Ambiente präsentieren“, fügt er hinzu.
Seit Oktober ist er Bürgermeister, zunächst kommissarisch, seit seiner Wahl im Februar sind 15 Wochen ins Land gegangen, nach knapp 100 Tagen Zeit, Bilanz zu ziehen. „Vorgefunden habe ich fast nur Baustellen. Die Stunden, die ich arbeite, zähle ich nicht, mein Terminkalender ist bis Ende Juni ausgebucht“, so Jürgen Goldschmidt. Wichtig ist für ihn vor allem, wieder gute Kontakte aufzubauen. „Da spielen Parteigrenzen kaum eine Rolle, es geht um ja um Forst!“, hebt er hervor. Auch in der seiner Partei gilt: „Verwaltung hat Vorrang vor Politik“.
Viele Gespräche
Da gibt es auch keine Berührungsängste, wenn wichtige Gesprächspartner das SPD-Parteibuch besitzen: mit dem Bundes- tagsabgeordneten Steffen Reiche erörtert er Gesunheitsfragen, mit Brandenburgs Landwirtschaftsminister Dietmar Woidke trifft sich der Bürgermeister alle vier Wochen: „Er ist natürlich sehr daran interessiert, wie es hier weitergeht“.
Intensiver ist der Kontakt auch mit Landrat Dieter Friese: „Wir müssen es schaffen, ihn wieder voll für die Kreisstadt zu begeistern. Gemeinsame Felder sind Soziales, das Neißezentrum und die Wirtschaftsförderung“, gibt Jürgen Goldschmidt die Marschrichtung vor.
Teamarbeit und Gespräche über Parteigrenzen hinaus gibt es auch intern: „Mit der neuen Rathausspitze und den Stadtverordneten kann ich Probleme effizient angehen. In der letzen Sitzung haben wir 35 Punkte in einer Stunde abgearbeitet, ohne Gegenstimmen. Dieses schnelle Tempo muss bleiben!“
Und dies wird mit weniger Personal im Rathaus zu bewältigen sein. „Die Mitarbeiterzahl wird sich bei 100 einpegeln. Das bedeutet mehr Effizienz. 50 Prozent der Mitarbeiter müssen an die ‘Front’, in den Kontakt mit Bürgern, 50 Prozent in den rückwärtigen Bereich. Heute liegt der Schnitt noch bei 90 zu 10“.
Gute Basis mit Umland
Aber auch mit den umliegenden Gemeinden wurde gesprochen. „Manchmal ist es schwierig, die meisten Bürgermeister sind Individualisten. Aber es gibt eine feste Gesprächsbasis“. Zum Beispiel für die Europäische Gartenregion. „Wir brauchen jetzt den Marsch nach Brüssel“, kündigt der Bürgermeister an. „Und zwar mit Hilfe von Bund, Warschau und Verbänden!“.
Ein anderes Thema in den Gesprächen ist die Braunkohlenstudie. „Da wurden die 80er-Jahre-Päne wieder ausgegraben und Halbwissen in Verkehr gebracht“, ärgert er sich. „Wir haben das erst 2000 bei der Umsiedlung von Horno diskutiert. Damals hieß es - keine Gefahr. Hier ist eine seriöse Bewertung nötig. Wenn, dann wird es aber erst 2040 oder viel später Bedeutung haben. Ich werde hier weiter das Gespräch suchen.“
Ein zweischneidiges Schwert - Forst bewirbt sich weiterhin für das Nachfolgekraftwerk von Jänschwalde. Dieses benötigt auch Kohle.
Negativen Einfluss auf die potenziellen Investoren im Gewerbegebiet an der Autobahn habe die Diskussion aber noch nicht gehabt. Wer es nun ist, will der Bürgermeister und Chef-Wirtschaftsförderer nicht verraten. „Für Forst sind Firmen ideal, die Osteuropa beliefern. Und es ist Industrie, bei der auf dem Fließband ein großes Produkt heraus kommt“, ließ er sich entlocken. Ergebnisse sind im Sommer zu erwarten. In diesem Zeitraum wird sich auch der neue Investor der leer stehenden Donini-Halle vorstellen.
Eines hat sich der Bürgermeister aber zwischen Terminen, Mitarbeitermotivation und Strategieüberlegungen vorgenommen: Mal wieder drei Wochen Urlaub machen.

Über eine erste Übersicht seiner Amtszeit sprach Bürgermeister Jürgen Goldschmidt mit BB-Radio Moderatorin Gabi Grube bei roter Brause am Dienstag im „Worrich’s Pub“
Fotos: St. Pönack

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