aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Lausitzer Originale (2): Räuberhauptmann Lauermann
Der Schwejk in Prag oder Eckensteher Nante von Berlin sind Originale, die jeder kennt. Ob es sie wirklich gab oder ob sie als Kunstfiguren entstanden, spielt kaum eine Rolle. Sie sind populär geworden durch mancherlei Geschichten, die sich um die Figuren ranken. Meist haben Tourismus- und andere Umsatzförderer etwas nachgeholfen. Immer häufiger stehen sie im Dienst wiederbelebter oder neu entfachter Volksfeste und Bräuche. Auch bei uns in der Lausitz. Wir spüren einige von ihnen in loser Beitragsfolge auf.

Schönaennchens Liebe erlegen

Spremberg ist wohl die Stadt mit den den meisten Originalen in der Lausitz. Der Räuberhauptmann Lauermann tritt dabei eher seltener auf das Stadtparkett - dann aber umso energischer, denn seine Geschichte ist ebenso atemberaubend wie ungereimt.
Mit Charakterzügen eines Robin Hood schafft(e) er es immer wieder, seinen Verfolgern dank Verkleidungen zu entkommen. Von den Reichen gehasst, von den Armen geliebt, trieb er mit einer Räuberbande (die es heute ebenfalls gibt) sein Unwesen in den Niederlausitzer Wäldern, vor allem aber in der Ratsheide rund um Spremberg.
Dabei gibt es nicht einmal einen Nachweis der bürgerlichen Figur: Das soll der Stadtschreiber Heinrich Oswald Lauermann gewesen sein, der sich in Schönaennchen, die hübsche Tochter des Grafen von Schwerin, verliebt haben soll. Doch die Standesunterschiede führten schließlich zum Duell zwischen dem Grafen und dem mutigen Stadtschreiber, das für den Hochwohlgeborenen tödlich endete. Das Ergebnis ist die Flucht Lauermanns in die Berge, wo er mit einer Räuberbande unter Hauptmann Fettke zusammengeriet.
Nach einer handfesten Auseinandersetzung befreundeten sich beide und retteten einander immer wieder vor dem Galgen.
Und so treibt Lauermann heute noch sein Unwesen. Mit einem mit Straußenfedern geschmückten großkrempigem Hut, Lederweste, Stiefel, Pistole und Säbel ist er allerdings stets zu erkennen, im Gegensatz zu seiner verkleidungsreichen Zeit vor einigen hundert Jahren. „Mein Traum ist es, noch einmal ein Theaterstück mit dieser Verkleidungsgeschichte aufzuführen“, steckt sich Frank Meisel, der den Räuberhaupmann seit 2000 verkörpert, hohe Ziele. Schon zur echten 700-Jahrfeier 2001 gab es auf der Freilichtbühne ein frenetisch gefeiertes Lauermann-Spektakel. Doch sein Beruf als Reisefachmann lässt noch nicht einmal das Reitenlernen zu. Das konnte man zur Zeit der falschen 700-Jahrfeier 1997 noch erleben, als die Reitergilde die Räuberbande verkörperte. Eigentlich sollte ein großer Reiterumzug beim Jubiläum durch die Stadt ziehen, doch dazu kam es nicht, stattdessen schlüpfte Frank Meisel bei einer Oldtimer-Rallye im Jahr 2000 in die Rolle und wurde sofort von den Sprembergern angenommen. „Das lag sicher auch an meinem Aussehen, den ich hatte mir extra einen Schnauzer wachsen lassen und einen Zimmermannshut präpariert“, so Frank Meisel. Als Vorbild dienten Zeichnungen aus Groschenheften. „Ich liebe diese Figur, weil sie viele Charakterzüge pflegt wie menschliche Nähe, gerechte Entlohnung oder die Freiheit. Und außerdem macht sie mehr Spaß als die Stadtbrigade, die nur stramm stehen und marschieren muss.“ Ha.



Der Räuberhauptmann Heinrich Oswald Lauermann, alias Frank Meisel, ist nur selten allein unterwegs, wie hier beim Cottbuser Stadtfest zur 850-Jahrfeier im letzten Jahr hat er Mutter Birnbaum, alias Andrea Ruhner, an seiner Seite Foto: CGA-Archiv

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