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Matthias Platzeck bleibt bei der Braunkohle
Das ganze Land ein „Innovationslabor“ /
Trotz Frustzitat keine Absage an die Fusion mit Berlin

Region (h). Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck hat sich trotz drastischer Expertenwarnung zur weiteren Braunkohleverstromung bekannt. Brandenburg drohe zu versteppen, hatte Prof. Hans-Joachim Schellnhuber, Chef des Potsdamer Zentrums für Klimaforschung und Berater für Bundeskanzlerin Merkel, in einem Klima-Tagesordnungspunkt als Kabinetts-Gast gewarnt. „Noch nicht geahnte Auswirkungen“ skizzierte der Experte, und nannte „kohlendioxydarme Technologien“, wie sie bei Vattenfall angestrebt werden, bei weitem nicht ausreichend.
Das sei zu schwarz gemalt, erklärte Matthias Platzeck dieser Zeitung am Donnerstag in einem Gespräch in der Potsdamer Staatskanzlei. Brandenburg befinde sich in der Verbindung von Energiewirtschaft und Klimaforschung in einer Vorreiterrolle. Das Land habe einen Höchststand in der Nutzung erneuerbarer Energieträger erreicht. In der Windkraftnutzung steht Brandenburg auf Platz zwei nach Schleswig-Holstein, bei der Biodieselgewinnung auf Platz eins, und Frankfurt entfaltet sich gerade zu Europas Solartechnologiezentrum. „Ich sehe Brandenburg als Innovationslabor mit guten Aussichten, die neuen Technologien zu Exportschlagern zu machen, gerade auch die der CO2-freien Braunkohleverstromung.“ Ohnehin habe das Klimaproblem im Zusammenhang mit Braunkohle eine ganz andere Dimension als die von Jänschwalde-Kritikern formulierte. „In China wird jede Woche ein neues Braunkohlekraftwerk in Betrieb genommen. Die Atmosphäre fragt nicht, woher der Dreck kommt.“ Forschungen aus Brandenburg, meint Platzeck, könnten mittelfristig dem Weltklima von größtem Nutzen sein.
Das große Potential des Landes habe sich eben mit 48 Unternehmenspräsentationen auf der Hannovermesse gezeigt. Zu tausenden, so hofft Brandenburgs Ministerpräsident, werden sich die Menschen am 12. Mai beim Tag der offenen Unternehmen selbst ein Bild von Dynamik und Leistungsfähigkeit der Wirtschaft des Landes machen. Er selbst ist Schirmherr der landesweiten Aktion, an der sich nach Stand vom Donnerstag allein in Cottbus und Spree-Neiße 34 Unternehmen beteiligen - von der „kleinen“ Fotografenmeisterin Elisabeth Winzer bis zum großen Vattenfall-Standort Schwarze Pumpe.
Das wirtschaftliche Stimmungshoch habe ihn keinesfalls bewegt, Berlin eine Fusions-Absage zu erteilen, räumt Platzeck Irritationen aus, die durch eine „Frustantwort“ am Rande einer Reise nach Wien entstanden waren, wo sich die Regierung Wirtschaftsförderung über nationale Grenzen hinaus angesehen hatte. „Ich habe es einfach satt, dauernd nach einem Termin gefragt zu werden“, knurrt Platzeck. „Die Bürger lassen sich nicht zur Fusion überreden; sie muss Schlussstein guter Kooperationsschritte sein.“
Dass sich Berlin jetzt aus gemeinsamer Wirtschaftsförderung zurückgezogen hat, bedauert Platzeck. Die Strategie der Annährung, die schon zu vielen gemeinsamen Behörden und Gerichten geführt hat, bleibe in jedem Falle gültig.

Für Matthias Platzeck birgt Braunkohle Exportpotential

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