aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Schnell schlägt Langsam...
...nicht der Starke den Schwachen, meint Landrat Dieter Friese zur
Zukunft der Region / Regionspläne nicht vor 2009, bis dahin Kooperation

Cottbus (gg). Ob das wohl sinnvoll wäre, nach 100 Tagen bereits eine Bilanz einzufordern, fragt Landrat Dieter Friese im vollbesetzten Presse-Café und springt damit seinem Parteifreund zur Seite, wie er es an diesem Abend noch öfter tut, wenn die Sprache auf unliebsame Punkte dieser frühen Bilanz zu sprechen kommt. Die Personalkürzungen im Rathaus zum Beispiel.
Für den Abbau von 700 Stellen in seiner Verwaltung habe er 12 Jahre gebraucht, berichtet er und spricht dem Cottbuser Amtsbruder fast Beileid aus für die schwierige Personalaufgabe. Dass sie zu meistern sei, glaubt Szymanski allerdings: „Der Personalrat hat am Tisch gesessen, als wir die Unausweichlichkeit von Einschnitten besprochen haben!“. Jetzt gehe es darum, zu definieren, welche Leistungen künftig noch vom Rathaus zu erwarten sind. Das werde schwierig genug.
Wenn es allerdings um Erhöhung von Fernwärme-, Wasser- und (angekündigt auch) von Strompreisen geht, muss sich der OB?dann allein wehren: „Die Erhöhung ist bereits mit dem Stadtwerke-Sanierungsplan beschlossen worden - jedes Jahr mit 4 Prozent!“ Kostendeckend zu arbeiten sei lange versäumt worden, nun trifft der Neuordnungsprozess die Bürger um so härter. Noch im März werde der LWG-Aufsichtsrat trotzdem erneut die Trinkwasserpreise auf dem Tisch haben. Mit welchem Ausgang - das will er an diesem Abend noch offen lassen.
An seinem Hauptziel - Haushaltssanierung - lässt er so leicht nicht rütteln. Auch nicht durch die aufgeflammte Diskussion um die Gewerbe- und Grundsteuern. „Wir wollen ein Zeichen für Unternehmer setzen und etwas verwundert mich die erneute Diskussion schon!“ Sechs Haushaltsklausuren konnten viel, aber wohl nicht alles klären.
Und auch da ist der Landrat bei ihm: „Wir sollten nicht immer ewig diskutieren. Im wirtschaftlichen Wettlauf der Regionen schlägt der Schnelle den Langsamen, nicht der Starke den Schwachen!“, appelliert er und denkt dabei an die Gegner der Cargo-Pläne in Drewitz genauso wie an die Gegner des innerstädtischen Einkaufszentrums in Cottbus.
Ob denn jemals wieder die Pläne einer gemeinsamen Region zwischen Cottbus und dem Landkreis aufleben werden? Cottbus sei weiter als andere Regionen beim Vordenken, sagen beide, aber die Fusion muss Modellcharakter haben, damit einheitliche Strukturen für ganz Brandenburg entstehen. Dafür sei vor 2009 noch keine politische Vorgabe aus Potsdam zu erwarten. Solange habe man verabredet, was sinnvoll sei: Eine abgestimmte Schulentwick-lungsplanung, die Übernahme von doppelten Ämteraufgaben. Und auch Kooperation bei der Wirtschaftlichsentwicklung.
Friese allerdings will, wenn er sich demnächst in Polen die Bergbaustollen des Kupferabbaus zeigen lässt, dann doch lieber, dass Frank Szymanski „über Tage“ bleibt. „Einer muss ja übrig bleiben - im Notfall“, witzelt er und zeigt damit: Ganz ausgeräumt ist das Denken in Grenzen noch lange nicht. Eine rege Publikumsrunde vertieft noch viele weitere Fragen nach der Zukunft der Region.

Haben (noch) gut lachen: Landrat Dieter Friese und Oberbürgermeister Frank Szymanski in gelöster Stimmung auf dem Podium. Eine wirkliche Bilanz seiner Amtstage sieht Letzterer erst im November für gerechtfertigt Foto: BeWe

Haben (noch) gut lachen: Landrat Dieter Friese und Oberbürgermeister Frank Szymanski in gelöster Stimmung auf dem Podium. Eine wirkliche Bilanz seiner Amtstage sieht Letzterer erst im November für gerechtfertigt Foto: BeWe
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