Cottbus
(gg). Ob das wohl sinnvoll wäre, nach 100 Tagen bereits eine
Bilanz einzufordern, fragt Landrat Dieter Friese im vollbesetzten
Presse-Café und springt damit seinem Parteifreund zur Seite,
wie er es an diesem Abend noch öfter tut, wenn die Sprache
auf unliebsame Punkte dieser frühen Bilanz zu sprechen kommt.
Die Personalkürzungen im Rathaus zum Beispiel.
Für den Abbau von 700 Stellen in seiner Verwaltung habe er
12 Jahre gebraucht, berichtet er und spricht dem Cottbuser Amtsbruder
fast Beileid aus für die schwierige Personalaufgabe. Dass
sie zu meistern sei, glaubt Szymanski allerdings: Der Personalrat
hat am Tisch gesessen, als wir die Unausweichlichkeit von Einschnitten
besprochen haben!. Jetzt gehe es darum, zu definieren, welche
Leistungen künftig noch vom Rathaus zu erwarten sind. Das
werde schwierig genug.
Wenn es allerdings um Erhöhung von Fernwärme-, Wasser-
und (angekündigt auch) von Strompreisen geht, muss sich der
OB?dann allein wehren: Die Erhöhung ist bereits mit
dem Stadtwerke-Sanierungsplan beschlossen worden - jedes Jahr
mit 4 Prozent! Kostendeckend zu arbeiten sei lange versäumt
worden, nun trifft der Neuordnungsprozess die Bürger um so
härter. Noch im März werde der LWG-Aufsichtsrat trotzdem
erneut die Trinkwasserpreise auf dem Tisch haben. Mit welchem
Ausgang - das will er an diesem Abend noch offen lassen.
An seinem Hauptziel - Haushaltssanierung - lässt er so leicht
nicht rütteln. Auch nicht durch die aufgeflammte Diskussion
um die Gewerbe- und Grundsteuern. Wir wollen ein Zeichen
für Unternehmer setzen und etwas verwundert mich die erneute
Diskussion schon! Sechs Haushaltsklausuren konnten viel,
aber wohl nicht alles klären.
Und auch da ist der Landrat bei ihm: Wir sollten nicht immer
ewig diskutieren. Im wirtschaftlichen Wettlauf der Regionen schlägt
der Schnelle den Langsamen, nicht der Starke den Schwachen!,
appelliert er und denkt dabei an die Gegner der Cargo-Pläne
in Drewitz genauso wie an die Gegner des innerstädtischen
Einkaufszentrums in Cottbus.
Ob denn jemals wieder die Pläne einer gemeinsamen Region
zwischen Cottbus und dem Landkreis aufleben werden? Cottbus sei
weiter als andere Regionen beim Vordenken, sagen beide, aber die
Fusion muss Modellcharakter haben, damit einheitliche Strukturen
für ganz Brandenburg entstehen. Dafür sei vor 2009 noch
keine politische Vorgabe aus Potsdam zu erwarten. Solange habe
man verabredet, was sinnvoll sei: Eine abgestimmte Schulentwick-lungsplanung,
die Übernahme von doppelten Ämteraufgaben. Und auch
Kooperation bei der Wirtschaftlichsentwicklung.
Friese allerdings will, wenn er sich demnächst in Polen die
Bergbaustollen des Kupferabbaus zeigen lässt, dann doch lieber,
dass Frank Szymanski über Tage bleibt. Einer
muss ja übrig bleiben - im Notfall, witzelt er und
zeigt damit: Ganz ausgeräumt ist das Denken in Grenzen noch
lange nicht. Eine rege Publikumsrunde vertieft noch viele weitere
Fragen nach der Zukunft der Region.
|
Haben (noch)
gut lachen: Landrat Dieter Friese und Oberbürgermeister Frank
Szymanski in gelöster Stimmung auf dem Podium. Eine wirkliche
Bilanz seiner Amtstage sieht Letzterer erst im November für
gerechtfertigt Foto: BeWe |