Cottbus
(gg). Rainer Schiemann aus Peitz ist Caravaner seit über
30 Jahren. Was mit einem Eigenbau begann, ist heute in ein Händlergeschäft
gemündet, das in diesem Jahr schon auf 15 erfolgreiche Jahre
zurückblicken kann.
Aber als Profi-Urlauber ist sein Job nicht nur Passion, sondern
auch empfindliche Wirtschaftsbranche, denn Caravaner und Camper
kommen in den Tourismusplänen des Landes erst vor, seitdem
das Potenzial dahinter auch in Potsdam erkannt worden ist. Das
misst sich schon allein an der Aufenthaltsdauer, bestätigt
Norbert Noack, der im Verband der Campingwirtschaft Brandenburg
(VCB) der Herr der Statistik ist. 2,8 Tage ist die durchschnittliche
Aufenthaltsdauer der Touristen in unserem Land, Camper und Ferienhausmieter
aber bringen es auf 3,1 bzw. 4,6 Tage, weiß er.
Dauercamper, wie sie es auf dem Campingplatz Großsee in
der Mehrzahl gibt, tun das ihre bei solchen Zahlen. Rainer Schiemann
verwaltet den Platz seit 2001 und hat dabei vor allem in die Qualität
investiert. Wir sind super ausgelastet und schreiben schwarze
Zahlen, sagt er stolz und wünscht sich trotzdem mehr
Synergien mit dem Spreewald, mit Händlern, mit benachbarten
Touristikanbietern. Jeder druckt seine eigenen Hochglanzbroschüren,
dabei könnte man sparsamer und wirkungsvoller sein, wenn
man gemeinsam die Zielgruppen ansprechen würde, ärgert
er sich.
Zielgruppenansprache ist das Zauberwort auch für Norbert
Noack, der den Familienpark in Großkoschen betreibt. Seitdem
er sich mit Marketingfachleuten beraten hat und die rigorose Ausrichtung
auf Familienangebote betreibt, hat sich die Akzeptanz des Platzes
verbessert: Früher haben wir jeden genommen, heute
kommen Jugendliche nicht mehr auf unseren Platz, sagt er
und erzeugt zunächst Verwunderung. Aber er erklärt:
Manche Lebens-rhythmen passen nicht zusammen - schon gar
nicht auf
einem Campingplatz! Die Kunden haben die Ruhe und Disziplin
schätzen gelernt und Skeptikern sagt Noack: Auch Jugendliche
werden sich später daran erinnern, dass hier die Ruhe regiert.
Es wird ihnen wieder einfallen, wenn sie sie mit
ihrer Familie suchen! Solange werden sie auf entsprechende
Campingplätze geschickt, auf denen Jugendliche kein Problem
darstellen.
Die 13 im VCB organisierten Campingplätze Südbrandenburgs
können über solche und andere Fragen ihre Erfahrungen
austauschen und das hat schon etwas gebracht, sagt
Noack: Hat ganz Brandenburg im letzten Jahr ein Minus von
6 Prozent verzeichnet, blieben die Zahlen auf den VCB-Plätzen
stabil
Nur im Spreewald läuft was schief, sagt Schiemann. Wildcamping
macht den Markt und die Umwelt kaputt und niemand hat den Mut,
etwas dagegen zu unternehmen, prangert er an. Die Vorbereitungen
für einen legalen Camping- und Caravanplatz dauern einfach
zu lange. Dabei ist für ihn klar: Camping in der deutschen
Natur wird außerdem angesichts steigender Benzin- und Treibstoffkosten
langfristig wieder attraktiver werden. Darauf sollten wir vorbereitet
sein! Schon heute haben das die Sachsen erkannt. Mit 21
Prozent machen sie in Brandenburg den größten Anteil
an Campinggästen aus. Mundpropaganda ist dabei das häufigste
Werbemittel: 29 Prozent der Gäste kommen auf Empfehlung,
sagt Noack.
Von diesem Profiwissen will auch Cottbus profitieren, ein erster
Kontakt mit dem Tourismusverein kam noch an diesem PolitPiano-Abend
zustande.
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Glückwünsche
zu 15jährigen Engagement in der Camping- und Caravanbranche
nahm Rainer Schiemann (re.) am Donnerstag von Norbert Noack vom
Verband der Campingwirtschaft Brandenburg entgegen
Foto:
BeWe
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