aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Kein schöner Ton drin
Verleumdungen über einen Kontrabass /
Monolog aus einer geigenden Beziehung im Stadthaus

Cottbus. Wir wissen wenig über den Kontrabass. Seinen vier Seiten lasse sich ein tiefes B wie auch das dreigestrichene hohe C entlocken, versichert Kontrabassist Thomas Harms. Das wichtigste Instrument sei er im Orchester, doziert der Mittdreißiger, der in Kordhosen, Pantoffeln und buntgestreifter Strickweste durch sein kleines Zimmer schlurft. Den Bierschaum bremsend, sinnt er seinem beengten Dasein nach, dem Oberamtsrat Clausen nicht unähnlich, und irgendwie vergleicht er die königliche Sängerin Sarah mit seinem „geliebten“ Holz: „Einen schönen Ton kriegen Sie nicht raus; weil - da ist kein schöner Ton drin!“ Welche Verzweiflung in dieser Bilanz seiner Karriere! Der Mann hört in sich hinein und, das Fenster öffnend, in den Weltenlärm hinaus. Dieser Kontrabass, sein zweites Ich! „Ein anständiger Komponist schreibt nicht für Kontrabass, höchtens aus Witz.“ Und er lauscht seiner Verleumdung nach, als sei deutlich Widerspruch fällig.
Das monologische Stück von Patrick Süskind (auch Autor von „Das Parfum“) hat Wolf-Dieter Lingk mit Harms einstudiert. Wolfgang John baute dafür ein biederes Zimmerchen in den alten Cottbuser Theatersaal am Altmarkt. Faszinierend, wie Harms die Tiefen aller männlichen Zweifel aufgräbt und zuletzt pflichttreu seinen Job machen geht.
Es gab verdientermaßen viel Beifall. Morgen (19.30) und übermorgen (16.00) sind die nächsten Vorstellungen. J. Heinrich

 
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