aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Ströbitz: Die kleinsten Röcke schwingen vorn
Männerfastnacht: Früher stand die Jugend am Rand, heute geht sie ganz vorn

Cottbus (hn/gg). Um 1900 noch war alles fein getrennt:
Sonntag feierte die Jugend Fastnacht und das Einsammeln von Speck und Eiern war den Männern des Dorfes am Montag vorbehalten. Besucht wurden ausschließlich Honoratioren, wie Pfarrer, Bürgermeister und Feuerwehrchef.
Am Dienstag wurde das Sammelgut verfeiert und zwar nur mit den festlich gekleideten verheirateten Paaren. Da durfte die Jugend zwar gern zuschauen, aber das Zepter schwangen die Männer - eben Männerfastnacht.
Bürgervereinsvorsitzender Detlef Buchholz ist es wichtig, dass es vor allem die Neu-Ströbitzer auch wissen: Heute ist nur noch der Name ein männliches Privileg geblieben, denn schon längst ist die Ströbitzer Fastnacht ein Fest für alle Generationen und Geschlechter. Zum Umzug am nächsten Sonnabend gehen zumeist die allerjüngsten Ströbitzer voran, die Fastnachtsmäuse - auch zur Männerfastnacht. Gefolgt werden sie von den aktuellen Erntekönigen und ihren Königinnen.
Und das Zampern ist am meisten bei der Jugend beliebt. Seit heute morgen 8 Uhr klingeln die fröhlichen Zamperer in Ströbitz an den Türen und bitten um Gaben zur Fastnacht.
Besonders freuen sie sich, wenn sie eingelassen, bewirtet und verköstigt werden. Und das geht gerade in kalten, verschneiten Wintern nicht ohne Stress ab. Manche Ströbitzer Familie aber hat Spaß am feucht-fröhlichen Umzug und freut sich über ein frostiges Tänzchen im Hof - durchaus kein Privileg, sondern
einladen darf jeder, der mag.
Wie alt der wendische Fastnachtsbrauch in Ströbitz ist, zeigt auch das Bildmaterial aus Ströbitzer Alben der Jahrhundertwende, in denen immer wieder gern belättert wird.
Gefeiert wird der Fastnachtstanz in diesem Jahr im Speisesaal des RAW, denn die Theaterscheune wird wegen des Umbaus am Staatstheater dringend für Vorstellungen gebraucht.

Die Ströbitzer Paare
zur Männerfastnacht 2006

Viel mehr Spaß als früher haben heute die Ströbitzer Kinder an ihrer Tracht, wie oben Marika Schötz und Martin Richter. 105 Jahre früher entstand das historische Foto von den Zwillingen Marie und Franz Paulick aus Ströbitz (li.). Marie ging ihr ganzes Leben lang in Tracht und hätte sich gern einmal „deutsch“ gekleidet. Das war aber erst späteren Generationen erlaubt. Ihre Enkelin, Helga Schwenzer, backt übrigens heute noch den leckersten Blechkuchen, zu verkosten beim alljährlichen Erntefest Fotos: Helga Nattke

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