aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Cottbus-Geschichte:
Fakten, Bilder, Emotionen
Ein Buch wie eine Festhalle der Stadtgeschichte / 2. Auflage fast vergriffen

Cottbus (h). Schade: Im Heimatkalender 2007 beschäftigen sich acht Seiten mit Cottbus-Büchern; das wichtigste ist nicht dabei. „Cottbus - 850 Jahre“.
Indes: Welch ein Werk! Der Leser betritt es durch 13 Seiten wie einen Festsaal der Stadtgeschichte. Erst dann, Seite 14, beginnt das erste von 21 Kapiteln.
Würdig wie ein Festsaal ist das Buch ausgestattet. Der Schutzumschlag trägt das alte Stadtsiegel. Unter der Hülle verbirgt sich ein fester Deckel, darauf goldgeprägt vorn und auf dem Rücken: „COTTBUS 850“. 320 Seiten feinsten Bilderdruckpapiers sind fadengeheftet. Generationen von Cottbusern können in diesem Buche blättern, ohne dass es Schaden nähme. Die buchbinderische Verarbeitung hat ein Berliner Unternehmen geleistet. Ansonsten stammt das Werk aus dem CGA-Verlag und ist bei Druckzone in Cottbus in exzellenter Qualität gedruckt worden. Die Sparkasse, so steht am Ende vermerkt, hat den Preis etwas gestützt, weil diese Buchqualität sonst zu gerade noch für jedermann erschwinglichem Preis nicht zu machen wäre. Eine gute Investition.
Als Autoren begegnen uns schon im „Foyer“ unseres „Festsaales“ Vater und Tochter: Arielle und Siegfried Kohlschmidt. Sicher so gewollt, ist nirgends zu entnehmen, wer von beiden welchen Part beim Büchermachen leistete, doch wird das durchaus schnörkellos-flotte Federführen ein Verdienst der Tochter sein, während väterliche Kompetenz dieses Werk zur bleibenden verlässlichen Nachschlag-Quelle für jeden Heimatfreund macht. Im Vorwort zur 2. Auflage (März 2006) wird erwähnt, dass dem Buch eine Ausstellung vorausging, die der Historiker Kohlschmidt im Auftrage der Stadtverwaltung erarbeitet hatte.
Den notwendig vielen Bildern und Dokumenten aus Archiven sind zu jedem Kapitel doppelseitengroß aktuelle Fotografien von Thomas Kläber vorangestellt. Auch das entspricht dem Ausstellungs-Vorläufer. Aber Gestalter und Herausgeber Jürgen Heinrich ist es trotz engstmöglicher Anlehnung an die nüchternen Tafelbilder, an die sich Interessierte aus der Rat-hauspräsentation erinnern, gelungen, ein ganz eigenes Gesamtwerk zu schaffen - eben ein Buch, das wir mit Lust durchblättern.
Gebunden für die Ewigkeit wurde dieses Buch, aber die Geschichte eilt oft im Galopp. So treffen wir im „Foyer“ auch auf Karin Rätzel, längst nicht mehr Oberbürgermeisterin. Aber ihr Geleitwort bleibt lesenswert und gültig: Cottbus sei eine Stadt „des Mutes zu Neuanfängen“, schreibt sie. Jahrhundertelanges Zusammenleben von Sorben/Wenden und Deutschen sei signalgebend für stets mögliche Toleranz.
Kapitel I öffnet die Tür zum Festsaal mit Dokumenten zur Stadtgründung. Dann folgt eigentlich ein Buch im Buche: Kapitel II zeichnet auf 36 Seiten textlich erstaunlich gestrafft aber reich illustriert die regionale Chronik über rund 2000 Jahre - beginnend bei Christi Geburt und Bodenfunden jener Zeit aus dem Lausitzer Raum bis hin zu den Kraftwerksschloten und den Tagebaulöchern, die als künftige Seen mit Augen der Landschaft in ferne Zukunft blicken.
Weitere Kapitel folgen thematischer Ordnung, ganz ähnlich der Struktur des Festumzuges zum 850-jährigen Jubiläum. Da geht es um Handwerk, Märkte, Verkehrsgeschichte, Gartenwesen, Schulen, Theater, Sport und so weiter. Hier setzt die erstrebte Viefalt dann aber doch Grenzen. Während die Autoren bei „Bier, Korn und Baumkuchen“ (Kapitel XVIII) so richtig in ihrem heimatkundlichen Element sind und mit nostalgischen Etiketten nur so um sich werfen, bleiben „Bretter, die die Welt bedeuten“ (XVI) und „Die Sportstadt“ (XX) doch eher öberflächlich und unausgewogen. Aber 850 oder mehr Seiten dick durfte das Buch nicht werden, obgleich das in dieser Weise wünschenswert wäre.
Ein wahres Kleinod ist uns geblieben am Ende des Jubiläumsjahres. Allen Beteiligten sei Dank. Erich J. Grünhein

„COTTBUS - 850 JAHRE“ , Reihe COTTBUSER BÜCHER, Band 11, 2. Auflage 2006, CGA-Verlag Cottbus, 25 Euro. Im guten Buchhandel und im Verlag der GRÜNEN Heimatzeitung



Edler geht’s nicht: Ein fester dunkelroter Buchdeckel mit Goldprägung verbirgt sich unterm Schutzumschlag in den Stadtfarben. 320 Seiten feinsten Papiers sind fadengeheftet - haltbar für nochmal 850 Jahre
Fotos: CGA-Verlag
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