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Führungskraft auf Probe
Holger Kelch will Spitzen-Personal künftig testen

Cottbus (GHZ). In gewisser Weise ist er zur Zeit selbst in einer Führungsposition auf Probe: Holger Kelch. Mit den Vorgängen im Rathaus ist er sowieso, und seit Juli als amtierender Oberbürgermeister, noch viel besser vertraut. Deshalb gehören Fragen nach der Struktur und Effizienz in „seinem“ Hause zu seinen speziellen Wahlkampfthemen. Er will sich messen lassen an der Ausstrahlung des Rathauses, an noch mehr partnerschaftlichem Arbeiten mit Bürgern und der Wirtschaft. Dafür muss er nicht nur als Führungspersönlichkeit wirken, sondern Schritt für Schritt und transparent mit den Stadtverordneten zusammenarbeiten. Gabi Grube sprach mit ihm über Kernfragen dieser Arbeitsbereiche.

• Die Bürger der Stadt erwarten, dass Verwaltung und Stadtverordnete in den nächsten Jahren auf besserem Niveau kommunizieren, damit Sachpolitik wieder möglich ist. Was können Sie anders anpacken als ihre Vorgänger, damit nicht wieder parteipolitisches Taktieren die Oberhand gewinnt?
H. KELCH: Ich habe sofort nach dem 2. Juli damit begonnen, für mein Verständnis von Zusammenarbeit im Rathaus und mit den Stadtverordneten zu werben. Dazu gehört an erster Stelle ein offener Umgang miteinander, das heißt Neid und Misstrauen gehören der Vergangenheit an. Nur gemeinsam und im konstruktiven Dialog können wir die Probleme unserer Stadt lösen. Besonders in der Stadtverordnetenversammlung kann es künftig nur heißen: Miteinander statt gegeneinander. Das gilt für alle Fraktionen! Ich reiche allen die Hand!
• Das "Bündnis Cottbus!" bündelt politische Kräfte, die bisher in wichtigen stadtpolitischen Fragen oftmals konträre Aufassungen vertreten haben. Für wie tragfähig halten Sie den Zusammenschluss, wenn in der nächsten OB-Legislatur zum Beispiel erneut die Veräußerung städtischen Eigentums diskutiert werden muss?
H. Kelch: Das "Bündnis Cottbus!" ist eine sehr gute Sache. Die darin vertretenen politischen Partner haben erkannt, dass nur eine breite parlamentarische Mehrheit eine positive Stadtentwicklung garantieren kann. Das "Bündnis Cottbus!" ist sich seiner Verantwortung für unsere Stadt bewusst. Das war auch für mich der Hauptgrund, als OB-Kandidat für das Bündnis anzutreten. In unserem Positionspapier haben wir zum Umgang mit städtischem Eigentum eine klare Stellungnahme abgegeben.
• Unter anderem die mangelhafte Ausarbeitung von Vorlagen für die Stadtverordneten wurde kritisiert, als es um die Abwahl von Karin Rätzel ging. Das ging ja sicher nicht allein zu Lasten der Rathauschefin. Wieviel Handlungsbedarf sehen Sie jetzt noch auf Amtsleiterebene?
H. KELCH: Zu einzelnen Personalien werde ich mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht äußern. Tatsache ist aber, dass ich alle Möglichkeiten, die der neue Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst bietet, nutzen werde. Dieser sieht nämlich vor, dass Führungskräfte auf Probe eingesetzt werden können. Das wird in der freien Wirtschaft schon lange praktiziert und macht Sinn. Überhaupt ist es absolut notwendig, die Stadtverwaltung endlich nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu führen und zu organisieren. Damit habe ich nach dem 2. Juli sofort begonnen, dieser Prozess läuft. Die Umorganisation der Verwaltung wird auch nach dem Wahltag am 22. Oktober eine meiner Hauptaufgaben als Oberbürgermeister sein.
• Überhaupt kommt für das Bürgerempfinden der nötige Personalabbau im Rathaus nur langsam und wenig spürbar voran. Werden Sie diesem Prozess mehr Schwung geben?
H. KELCH: Wir halten uns strikt an die Vorgaben, die wir von den Stadtverordneten per Beschluss bekommen haben.
• Die Wirtschaft fordert einen Wirtschaftsbeirat, der den Oberbürgermeister beraten soll. Für wie sinnvoll halten Sie solch ein Instrumentarium und wie alltagstauglich wird es sein?
H. KELCH: Selbstverständlich macht ein solcher Wirtschaftsbeirat Sinn. Die Alltagtauglichkeit hängt natürlich von der Zusammensetzung eines solchen Gremiums ab. Ein Wirtschaftsbeirat darf auf keinen Fall ein Sammelbecken von Lobbyisten darstellen. Es müssen wirklich unabhängige Fachleute sein, die ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen ohne Eigennutz für unsere Stadt einbringen. Ich setze dabei auch auf externen Sachverstand.
• Vielen Dank!

Holger Kelch will seine Arbeit auf eine breite parlamentarische Basis stellen
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