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Von Krach- zu Sachfragen
Wählerbündnis aus fünf Parteien beklagt Wortbruch der Sozialdemokraten

Cottbus (GHZ). Er hätte es schon ernst gemeint, beteuert Matthias Schulze (Fraktionschef der FDP) , als er vor rund zehn Wochen seine Kandidaturbereitschaft für den OB-Posten - wie drei weitere Cottbuser - angekündigt hatte. „Man stellt sich schon drauf ein und will es dann auch machen“, sagt er. Nun ist Holger Kelch der Kandidat des Bündnisses, dem zuerst die FDP grünes Licht gab. Warum aber wurden erst Kandidaten genannt, von denen heute niemand mehr spricht? Jürgen Siewert erklärt, was Bürger verwirrt hat: „Wir hörten immer öfter vor der Abwahl die Frage nach den Alternativen und wollten darauf Antwort geben - alle diese Kandidaten könnten es auch heute noch sein.“ Wenn nicht alles anders gekommen wäre: Über die Umstände, wie die SPD plötzlich nicht mehr Bestandteil des Bündnisses war, entbrennt ein regelrechter Schlagabtausch mit Daten und Fakten zwischen dem Podiumsgästen und Zuhörer der SPD. Wer zuhört, der hört das: Die eilends an die Front geschobenen Kandidaten waren nicht mehrheitsfähig, die Einigung machte sich an Namen, nicht an Programmatiken fest - am Ende kam der Mann der Stunde nur um Minuten zu spät: Frank Szymanski. „Er wäre unser konsensfähiger Kandidat gewesen“, bekennt das Bündnis heute unumwunden, allerdings hat das Wie und Wann für sie bitteren Beigeschmack: „Machtstreben hat hier den Ton angegeben - und wir sind nicht die dressierten Hunde, die über jedes Stöckchen springen“, trotzt Jürgen Siewert.
Und für Holger Kelch spräche seine Verlässlichkeit und Routine im Umgang mit Verwaltung und Stadtverordneten: „Für uns ist die CDU einfach der Partner, dem wir mehr vertrauen als der SPD“, erklärt der Linke das ungewöhnliche Bündnis mit Liberalen und Christdemokraten, das bis Potsdam und Berlin Wellen schlug und zu seinem Ärger oftmals dort auf Schwarz-Rot reduziert wurde.
Ein wenig Skepsis, ob das Bündnis der fünf über die Wahl hinaus tragfähig ist, haben wohl auch Beteiligte, die sich zunächst auf ein Positionspapier nur bis „mindestens 2008“ einigen konnten. Das fordert der FDP viel ab, wenn die Privatisierung kommunaler Aufgaben - eine vehemente Forderung liberaler Politik - nahezu ausgeschlossen wird. „Wir werden uns schon noch kräftig zanken“, räumt Matthias Schulze ein und findet, dass es über Parteien hinweg nur wenig Spielraum für wirtschaftiche Gestaltung gibt. Aber den gilt es für den künftigen Oberbürgermeister frei zu halten. „Er muss Dinge denken und Ideen haben, die wir bislang vielleicht noch nicht gedacht und abgewogen haben!“ Ein heißer Draht nach Potsdam könne wohl nicht schaden, aber der würde durch Szymanskis Kandidatur teilweise auch aufgebeben. „Man spricht schon vom Platzeck-Syndrom - erst Minister, dann OB, dann Landesvater“, spöttelt Siewert und will dem SPD-Kandidaten seine „Herzenssache Cottbus“ nicht recht glauben. Fraglich bleibt, ob Bündnisse für Stadtpolitik überhaupt die Lösung sind. Hilft nicht konstruktives Streiten ohne Bündnisverpflichtungen mehr? „Die Positionen lassen viel Spielraum für Streit!“, sagt Schulze. Und aus dem Publikum heißt es schlichtend: „Wenn es schon wenige Wege für die Stadt gibt, Gott sei Dank gibt es die Wahl zwischen zwei Führungspersönlichkeiten an ihrer Spitze! “

Matthias Schulze (FDP) und Jürgen Siewert (Linke.PDS)
Matthias Schulze (FDP) und Jürgen Siewert (Linke.PDS) - vereint im Unterstützerbündnis für CDU-Mann Holger Kelch
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