aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Sieben Fraktionen, zwei Kandidaten
Frank Szymanski nominiert, Holger Kelch auf bestem Allianz-Wege

Cottbus (gg/h). Parteien und Vereine haben personelle Weichen für die OB-Wahl am 22. Oktober gestellt.
Einmütige SPD
Bereits letzten Sonntag nominierten die Sozialdemokraten mit nur einer Gegenstimme ihren Cottbuser Stadt-Vorsitzenden und Landes-Strukturminister Frank Szymanski zum OB-Kandidaten. Hierfür seien Signale vom Landesvorstand ausgegangen. Martina Münch, die in der Abwahlallianz als mögliche OB-Kandidatin präsentiert worden war, sollen möglicherweise höhere Aufgaben im Land angetragen werden. Die Bürgerbündnis-Grünen reagierten positiv auf die Entscheidung der SPD und sagten Szymanski Unterstützung zu.
Nervosität löste das Antreten des „politischen Schwergewichts“ Szymanski bei den Parteien aus, die die größten Fraktionen im Parlament (CDU= 14, PDS=13) stellen. Beide hielten Mitgliedervollversammlungen ab, um über ein gemeinsames Positionspapier und die Nominierung des gemeinsamen Kandidaten Kolger Kelch (CDU) abzustimmen. Beeinflusst waren die Beratungen von landesweiter Grundsatzdikussion, ob ein Bündnis zwischen CDU und Linke.PDS tolerierbar sei.
Linke.PDS kontrovers
In der PDS gab es eine kontroverse Debatte, insbesondere was aufgeweichte soziale Grundpositionen wie Sozialpass und Unverkäuflichkeit des Klinikums betrifft. Es gab energische Argumente gegen ein Bündnis mit der CDU und den Aufruf, diese Wahl zu boykottieren. Es setzten sich aber deutlich moderate Meinungen durch. „Wir haben doch auch in der DDR sehr gut mit der CDU zusammengearbeitet“, sagte ein Redner, den das Lafontaine-Plakat an der Wand nicht irritierte. Es wurde darauf hingewiesen, dass es nicht um eine Koalition mit der CDU ginge, sondern um einen Wählerverbund, der auch die FDP und die AUB, zusammen also fünf Partner, einschließe. Die Genossen lobten Holger Kelch wie einen ihrer Besten und votierten mit weit über 90 Prozent für den Gemeinschaftskandidaten.
CDU mit 100 Prozent
Wenig auf Cottbus bezogene Substanz enthielt die CDU-Wahlversammlung. Der Vorstand feierte den Abwahlerfolg und nannte den 2. Juli einen „bedeutenden Tag für Cottbus“. Man sei sehr glücklich gewesen und habe in der „Oase“ gemeinsam gefeiert. Dass die SPD nun einen eigenen Kandidaten präsentiert, wurde wie Verrat behandelt. 58 Stimmberechtigte entschieden sich zu 100 Prozent für das Wahlbündnis und dafür, dass Kelch nicht als CDU- sondern als überparteilicher Kandidat nominiert wird. Er selbst begründete seinen Meinungswandel - er hatte vor Wochen erklärt, sich nur als Arbeiter, nicht als Führungsperson einzuschätzen - ideell: „Ich möchte das meine Kinder und auch meine Enkel gut leben in dieser Stadt.“
AUB mit Turbulenzen
Unerwartet kam der Rücktritt des AUB-Gründers Sven Pautz. Der Verein hatte sich zur Mitgliederversammlung getroffen, um sich zur Wahl-Allianz zu positionieren. Solch eine Verbindung, so Pautz, widerspreche der Grundidee der AUB, die jenseits von etablierten Parteien wirken wollte. In der AUB ist von machtpolitischen Zerreißproben - eben ganz wie in „echten Parteien“ - die Rede. Mit nur knapper Mehrheit stimmten die Mitglieder für die Zugehörigkeit zur Listengemeinschaft, die Holger Kelchs Wahl unterstützt. Die 28 Mitglieder wollen am 8. September einen neuen Fraktionsvorsitzenden wählen. Pautz bleibt Stadtverordneter. Ob er sich einer anderen Fraktion anschließt, bleibt abzuwarten.
Die FDP hatte sich schon zuvor für die Allianz entschieden.

Sven Pautz  links

Künftig nicht mehr am ersten
AUB-Stadtverordnetentisch: Sven Pautz
(vorn links), Gründungsmitglied und Kopf
der AUB streitet künftig allein
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