aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Unterwegs im Grenzland Niederlausitz
Rund 500 Kilometer Erinnern und Entdecken zwischen Guben, Forst, Krossen,
Sommerfeld und Sorau / Erste Bilder am Dienstag im DoppelDeck

Region (h). „Grenzland-Expedition“ heißt die journalistische Niederlausitz-Reise im internen Sprachgebrauch des Verlags. Aus ERINNERN und ENTDECKEN soll das Porträt einer Landschaft entstehen, die nicht nur aus deutscher Sicht Jahrzehnte fast vergessen blieb. Es ist der östliche Teil der Niederlausitz, an dem nach 1945 auch die Siegermächte kein wirkliches Interesse hatten. Die Polen siedelten hier ihre aus dem Osten vertriebene Bevölkerung an. Die neue Heimat anzunehmen, waren die Siedler erst ab etwa 1970 allmählich bereit. Skeptisch und gläubig lebten sie in den grenznahen Dörfern, trugen ihre Marienaltäre in die einst evangelischen Kirchen.
So kehrte sich nach Jahrhunderten um, was die Region in nachlutherischer Zeit zum Glaubens-Grenzland gemacht hatte. Mächtige Dorfkirchen nahe dem Bober-Fluss erinnern daran. In manchen hatten tausend Menschen Platz, wo im Dorf nur 200 lebten. Die Niederlausitz war frühzeitig reformiert, von Osten her aber erstarkte die Gegenreformation. Die Lutherischen von dort gingen weite Wege und kamen in die Grenzlandkirchen, um ihr Abendmahl zu feiern. Jetzt sind die Gotteshäuser wieder katholisch.
Aber auch zwischen Deutschen und Wenden war diese Niederlausitz immer Grenzland. Zwar sind die Trachten vollkommen verschwunden, aber Ortsnamen und die Rundlingsdörfer künden klar vom Unterschied zwischen wendischer Siedlung und lang gestreckten Straßendörfern deutscher Gründung. Manche sind sieben, acht oder zehn Kilometer lang. Und ab und an findet sich ein Sühnekreuz oder ein Galgenberg, denen alte Geschichten anhaften...
Das Interesse der jüngeren Einwohner für Grenzlandzusammenhänge ist heute riesig. Neues Denken ist zu entdecken...
Die Tour, die kommenden Dienstag (19.30 Uhr, Presse-Café DoppelDeck, freier Eintritt) in frischen Eindrücken beschrieben wird, folgt dem literarisch Überlieferten und erspürt stille Reize. Bekannte Orte wie Sommerfeld, Sorau oder Triebel lagen auf dem Wege, aber auch winzige Dörfchen, einsame Höfe, Lichtungen manchmal, zu denen nur Schneisen des wechselnden Schwarzwilds führten. - Die östliche Niederlausitz ist ein Fleck-chen Natur und Kulturland, das neu gefunden werden will.

die Grenzlandtour
Die Grenzlandtour zum Entdecken und Erinnern führt über rund 500 Kilometer durch die ganze östliche Niederlausitz. Sie beginnt bei Forst (li. Mitte) und endet in Guben
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