Von der GRÜNEN Heimatzeitung ins Schwarze Afrika
Ein Cottbuser redigiert die „AZ“
Afrikas einzige deutsche Tageszeitung wird am heutigen Sonnabend 90

Windhoek/Cottbus (dpa). Afrikas einzige deutschsprachige Zeitung feiert heute Geburtstag. Die „Allgemeine Zeitung“ aus Namibias Hauptstadt Windhoek wird 90 Jahre alt. Der Exot im afrikanischen Blätterwald ist eine von gerade mal acht deutschsprachigen Tageszeitungen außerhalb des deutschen Sprachraumes. Und die AZ ist die älteste Tageszeitung überhaupt in den früheren Kolonien Deutsch-Südwestafrikas. „Wir sind keine deutsche Zeitung in Namibia, sondern eine namibische Zeitung in deutscher Sprache“, beschreibt Chefredakteur Stefan Fischer den Anspruch seines Traditionsblatts. Seit 2004 ist der Ströbitzer Chefredakteur der „Allgemeinen Zeitung“. Zuvor war er zehn Jahre lang Mitarbeiter und Redaktionsleiter des Märkischen Boten. Die Geburtstagsparty ist für ihn ein Probelauf: „Nach neun Jahrzehnten blicken wir mit Optimismus dem 100-jährigen Bestehen entgegen und haben mit dem 90. Geburtstag quasi die Generalprobe für dieses historische Ereignis.“
Erstmals kam die heutige „Allgemeine“ am 22. Juli 1916 als „Der Kriegsbote“ auf den Markt und informierte über das Kriegsgeschehen in Europa während des Ersten Weltkrieges. Nach der deutschen Niederlage wurde die deutsche Kolonie von Südafrika verwaltet, und das Blatt erhielt am 1. Juli 1919 den heutigen Namen „Allgemeine Zeitung“. 1991 ist die mit dem deutschen „Südkurier“ aus Konstanz partnerschaftlich verbundene Zeitung vom Mediengiganten „Democratic Media Holdings“ aufgekauft worden. Ihm gehört auch die Druckerei, auf der alle drei namibischen Tageszeitungen gedruckt werden.
Die auch bei Touristen beliebte AZ erscheint mit einer Auflage von 5 800 Exemplaren landesweit fünfmal wöchentlich, freitags als Wochenend-Ausgabe mit 6 600 Exemplaren und bis zu 32 Seiten. Mit der monatlich erscheinenden Tourismus-Beilage springt die Auflage bis
15 000 Exemplare. Das Blatt ist bei Sammlern begehrt, vor allem wichtiges Informationsmittel für die rund 20 000 deutschstämmigen Namibier. Seit Juni 2000 ist es per Internet zugänglich. Als Minderheitenzeitung engagiert sich die „Allgemeine Zeitung“ auf unternehmerisch anspruchsvollem Terrain: Ihre Leser - rund ein Prozent der 1,8 Millionen Namibier - sind meist mehrsprachig, gut gebildet und als finanzstarke Zielgruppe Favoriten der Werbewirtschaft.